mein gutes Auskommen. Damit ich aber auch meinen ehrlichen Namen wieder erlange, senden Sie das Geld an die Adresse und melden Sie meine Reue. Man war in Stettin erstaunt, sah alle Bücher genau durch, aber den Betrag konnte man nicht entdecken. Mail bescheinigte da­her den Empfang einstweilen und bat um nähere Auskunft. Jedenfalls aber hat sich der Dieb wieder ehrlich gemacht.

Wrangel, der dem russischen Tedeum zu Ehren der Eroberung von Kars beiwohnte, hat einen Erlaß des Kri'egsministers erhalten, worin jene Theilnahme als eine unpassende und mit der militärischen Stellung nicht verein­bare Darlegung politischer Ansichten mißbilligt wird.

Posen, 10. Jan. Privatnachrichten aus Petersburg, die aus glaubwürdiger Quelle heute hier Angegangen sind, lauten keineswegs erfreulich, indem die Friedensaussichten danach mehr und mehr in den Hintergrund treten. Zwar sind noch nicht alle Hoffnungen ausgegeben, doch soll der große Kriegsrath in der russischen Residenz die äußersten Grenzen der möglichen Concessionen, über welche hinaus zu gehen, Rußlands Ehre nicht erlaube, genau präeisirt haben, und zwar Grenzen, die hinter den Forderungcn der Westmächte weit Zurückbleiben dürsten. Der große KricgS- rath soll in der Mehrzahl der Mitglieder sich für eine ei» ergi'sche Fortführung des Kriegs ausgesprochen haben, in­dem die gegenwärtige Lage des Landes keineswegs von der Art sei, daß er sich zu einer unbedingten Nachgiebig­keit genöthigt sehe.

Wien, 8. Jan. Folgender Vorfall, der sich dieser Tage in einem der renommirtrsten Häuser der Residenz zu­trug, macht hier einiges Aufsehen. Der Chef eines gro­ßen Geschäftshauses ließ zu sich einen Nasicburschen auS der bestnächstgelegencn Offizin kommen, um sich das Kinn von den Haarstoppeln reinigen zu lassen. Ein Bursche mit den nöthigen Requisiten kam, und die Haaroperation begann. Während dieser Arbeit schlich sich eine vermummte Person in das Gemach und räumte nach Belieben auf. Der Herr wollte nach Hülfe rufen, allein der Rasirbursche hielt ihm die Nase zu und knebelte ihn, worauf er sich mit dem Gauner flüchtete. Alle Nachforschungen nach den Thätern blieben erfolglos. Dieser Vorfall ermangelt nicht, einen nachtheiligen Einfluß aus ein bedeutendes Gewerbe der Hauptstadt auszuüben.

Wien, 15. Jan. Die östreichische Korrespondenz schreibt: Die Gebietsabtretung hat Rußland nicht unbe- dingt abgelehnt, sondern nur den zu eröffnenden Friedens- Konferenzen zuzuweisen begehrt, daher die Schwierigkeit nur formell. Friedensho ffnuiig gegründet. Gortschakoff hat seine Pässe nicht begehrt. (T D.d. St.A.)

Die N. Münch. Ztg. hatte die Botschaft erhalten, die von Herrn v. Slackelberg überbrachten Gegcnvorjchläge Rußlands seien von Oestrcich zurückgewiesen worden, mit dem Bedeuten, daß Oestrcich auf unveränderter Annahme seiner Vorschläge bestehe.

Das Dress. Journal meldete, daß die^ vereinigten Mächte jede Programmsabänderung für unzulässig erklärien, und daß man keine weitere Nachgiebigkeit Rußlands er­warte, daher man in Wien den diplomatischen Bruch zwischen Oestreich und Rußland als bevorstehend betrachte.

Nach einer tel. Botsch. der Allg. Ztg. vom 14. Jan. verlautete eS vielseitig, Fürst Gortschakoff treffe Anstalten zur Abreise, und werde der 18. als der Tag bezeichnet, jedoch wurde hinzugefügt, der Fürst erwarte noch eine nach- trägliche Weisung aus Petersburg.

Bekanntlich wurde nach dem schrecklichen Brande im Zuchthanse in Baden ein Theil der Sträflinge begnadigt. Dieß scheint die Sträflinge in Aarburg in eigenthümlichec Weise lüstern gemacht zu haben; sie legten in der Nacht des 5. Jan. auf der Seite der Weiberzellen Brand au, der indeß noch zu rechter Zeit entdeckt und gelöscht werden konnte. Das Gefängnißwesen imKnlturkanton" Aargan scheint sehr im Argen zu liegen. (R. Z.)

Brü ssel, 19. Jan. Nach demNord" nimmt Ruß­land das Priucip der östreichischen Vorschläge an; schlägt einige unwesentliche Abänderungen vor; lehnt die Abtretung eines Gebietstheils in Bessarabien ab; stimmt aber dem Austausch der besehtcn Gebietstheile zu. Die Jndepe- dance beige iheilt folgende tel. Botschaft aus Wien mit: Die russische Antwort ist eingetroffen. Nachdem von der­selben Einsicht genommen worden ist, hat Graf B u ol den Fürsten Gortschakoff benachrichtigt, daß die ganze öft- reichische Gesandtschaft St. Petersburg am 18. Jan. verlas­sen werde." (Das steht nun freilich ganz im Widerspruch mit obiger Brüsseler Depesche! Der Umweg der gegen­wärtigen Nachricht darf einigermaßen auffallcn. (S. M.)

Paris, 16. Jan. Auszug aus dem Bericht Magne's über die Finanzen: Die zu den vereinigten Anleben Ungezählten Summen betragen 1120 Millionen, die noch für die außerordentlichen KciegSbedürfnisse von 1856 in Empfang zu nehmenden: 535 Millionen Franks. (S. M.)

Paris. Das Jahr 1855 war reich an Unglücks­fällen zur See. Man zählt 1982 Lchiffbrüche, 743 Zu­sammenstöße, Strandungen u. s w., wodurch 69 Fahr- zeuge zu Grunde gingen, 62 Feuersbrünste und 123 ver­lorene Dampfer. (U. S.)

Von dem englischen Arzte Palmer, der die Leute ver- giftet statt geheilt, hat, haben wir den Lesern erzählt. Der Mann wird einem Ungeheuer immer ähnlicher. Schon ist eS von 16 Personen ziemlich gewiß, daß er sie mit Strich- nin umgebracht hat, darunter sind Frau, Brüder und Freunde. Die Beute aus seinen Verbrechen verwandte er zum Ankauf von Rennpferden uns sein Lieblingspferd nannte er nach dem Eiste Sirichnin.

Aus Konstantinopel, 27. Dez., werden der Times folgende neue und interessante Beiträge zur Geschickte der Vercheidigung von Kars mitgeth-ilt: Nun ist auch Dr. Sandwich lnec angelangt, dessen Aussagen, sowie die aller neuen Ankömmlinge aus Asien, ein immer größeres Inter­esse für die Geschichte von Kars erwecken. Die Helten der Tragösie treten einer nach dem andern vor uns, und wenn man ihren Erzählungen lauscht, wird eS schwer zu glau­ben, dch die historische Begebenheit nicht eigentlich eine Dichtung aus alten Zeiten sei. Jene verachtete asiatische Armee, jenes Gesindel, an dem fast alle Welt verzweifelte, sehen wir durch die sittliche Kraft und Uebcrlcgenheit einiger europäischer Offiziere in eine kleine Heldenschaar verwan-