sind, da können keine zugebracht werden. So kam's denn, daß kein reicher Bursche mit der bildhübschen Weberskäthe gehen durste, weil sie ihm eben nicht gleich war. Der Gottfried meinte, ihm wäre die herzliche Käthe auch so recht, und ihre Einsamkeit, ihr Fleiß und ihr gutes Herz und ihr stilles, liebes Wesen sammt ihrem EngclSgesicht- chen sei ihm so viel, ja noch weit mehr Werth, als eine hübsche Mitgift an Aeckern und Wiesen. Nun traf's sich einmal, daß er bei einem Tanze dem Mädchen in die Au­gen sah, und da war's rein aus. Diese oder Keine! sagte er zu sich selbst. Dem Mädchen ging's kaum besser. Gott­fried war ein schmucker Bursche, hatte gedient im Heere, war treu, fleißig, und der Herr Baron, der ein Gut im Dorfe und ein Schloß dabei hatte, angelte schon manches­mal. ihn als Kutscher zu kriegcn, denn er verstand das Kutschiren und wußte mit den Pferden umzugehen, wie ein halber Viehdoktor. Die Zwei gewannen sich lieb, und wcr's wußte, der war überzeugt» sie blieben sich treu bis in den Tod. Das halten sie sich auch gelobt vor Gott.

Als nun die Mutter wieder mal so von der Schwie­gertochter sprach, sagte Gottfried: Liebe Mutter. eine reiche Erbin krieg' ich nicht, und die ich mag, gefällt Euch nicht, so werd' ich wohl ledig bleiben wie ein Kapuziner.

Wer ists denn Gottfried? fragte die Mutter. Du lieber Himmel, ich kann'S doch nicht aus meinem kleinen Finger saugen, wen Du lieb hast.

Die Weberskäihe, sagte halblaut Gottfried.

Die Mutter seufzte tief und. sagte:. Das Mädchen ist xicht zu verachten, denn es ist kreuzbrav; aber, liebes Kind, die sechshundert Thaler!

Dem Gottfried arbeitete sich auch ein Seufzer tief aus der Brust heraus und er ging gesenkten Haupteö hinaus. Eigentlich hatte dis Mutter schon lange Wind von. der Sach«, aber sie wollte es nur nicht, sagen. Sie. dachte nach und meinte: Der Gottfried wird, nur mit dem Mäd­chen glücklich, und mir wäre nicht leicht eine Schwieger­tochter lieber als die Käthe. Aber die Wenn und Aber, die in der. ganzen Welt ihre Mucken haben, haben sie auch in. Schlesien.. >

Die Mutter schwieg und der Gottfried wurde alle Tage stiller und trauriger. Das drückte der Mutter schier das Herz ab. An einem Sonntag Nachmittag kam der Kutscher des Herrn Baron ins Häuschen, sagte: Guten Tag! und setzte sich zu der Alten und Gottfried. Hört mal,, Elsnerin,, und Du Gottfried, hob. er au, ich komme Vom gnädigen Herrn und bring' Euch eine Botschaft. Ihr wißt, der gnädige. Herr ist ein guter Herr. Er hat mir zu Reifst, w» er ein Gut hat, eiu Pachthöschen gegeben, und, nun Heirat!)' ich und. werde Pächter.. Da. sehlt's an ei­nem Kutscher- Du,. Gottfried, bist dazu wie gedrechselt.- Es ist ein schlimmes Jahr vor der Thür,, da denk! ich,. Du greifst zu, wenn ich Dir sage,, daß Dir der Herr Ba­ron. -äO Thaler. geben will, drei Hemden, zwei Paar. Stie­sel, und. estie neue Kleidung; überdies Deiner Mutter drei Maltern Korn, jährlich ,. so. lange Du dienst. Solch ein Lohn, fliegt Dir nicht, mehr au ben.Hals..' Fürs Heimchen sind die Zeiten, zu schlecht,, wenn man nicht, geborgen ist. K'-z. stirbst, noch nicht.vor Aller und, die Käthe ist Neunzehn..

Was hat'S da für Eile. Thu'S einmal auf ein Jahr. Das Weitere gibt sich.

Der Gottfried sagte: Morgen Abend komm ich auf's Schloß und sage Dir Antwort. Damit'war der Kutscher zufrieden und ging.

Mutier und Sohn saßen eine lange Weile still bei einander, Jedes in seine Gedanken versunken.

Endlich hob die Mutter an: Gottfried, ich sehe schon, Du läßt nicht von der Weberkäthe, ich will nicht hart sein. Ich will Euch meinen Segen geben.

Da war's, als ob den Gottfried eine Tarantel ge­stochen hätte. Er sprang aus und fiel seiner Mutter um den Hals, und herzte und küßte sie rechts und links.

Nun hör' mich weiter, sagte sie, wenn Du aufs Schloß gehst, sagst Du dem Herrn, es wäre Dir astles recht, aber Du mußtest Dir ansoingen, daß Du Deine paar Aeckercheu für mich bauen dürstest. Ich hoffe, daS läßt- er zu. Die dreißig Thaler Lohn zahlen die Zinsen der Schuld, und ich foare, daun könneu wir die drei Maller Korn verkaufen und bas Geld ans die Schuld be­jahtem Du bist jung und die Weberkäche auch. Dienst Du ein paar Jahre, so heirathet Ihr Euch Damit aber die Weberkäthe auch, etwas spart, so kauu sie sich so lange nach Breslau verdingen.

Als die Mutier ausgeredet, lief der Gottfried wie eiu Besessener zu Weberö, beichtete Alles, und erhielt daS Jawort von Vater uuo Mutter und die Zusage, daß sie Alles, was die Mutter gesagt, billigten. Nun mußte die liebe Käthe mit zur Mutier, wie sie sich auch sträubte» und die Mutter gab iHueu ihren Segen.

Am andern Tage ging er aufs Schloß. Am Thore begegnete ihm der Herr, bewachten ihn mit Wohlgefallen und sagte, wie der Gottfried so vor ihm stand, die Mütze in der Hand: Wie ist's, Gottfried, willigst Du eiu?

Es war' mir schon Alles recht, gnädiger Herr, sagte er,, aber meine arme alte Mutter hat eiu Bischen Feld, wie Sie wissen. Wer soll das bauen, wenn ich nicht da bin? Geld hat sie keins um Tagelöhner zu bezahlen..

Ei', Du toller Junge, ruft da der Herr aus, Du sollst's bauen, und. meine Ackergäule sollst Du dazu haben!:

Da wars fertig, und-schon na h acht Tagen zog Gott­fried cnrfS Schloß,, und die Käthe in einen guten Dienst nach Breslau, wo sie auch zweiundzwauzig Thaler Lohn erhielt und noch Allerlei dazu.

Nun rechneten sie, was sie sich Alles ersparen köun» ten, aber auf das Huugerjahr rechneten sie nickst, und nicht,, darauf, daß Webers mit. ihren Kinderchen verhungern müß­ten, wenn sie nicht Unterstützung empfingen, denn.Verdienst war keiner und. Hunger viel. Da gab denn Gottfrieds Mutter ihre, drei Malter. Korn dem armen, Weber uud Käthe ihren, ganzen Lohn und brachten sich glücklich durch. Und als sich Käthe und. Gottfried sahen, fielen sie sich- mit Thräuen um den Hals und. sagten: Wir d enen ei» Jahr länger! Die Thränen hrt.e der Herr im Himmel, grsehen und die Worte, gehö.t und verstand, u!- (Schluß folgt.)