und Direktor Renz konnte sich nicht erwehren, Visieren Angesichts des Publikums auf dos herzlichste zu umarmen. Auch Baptist Leistet hatte an demselben Abend einen ge­fährliche» Sturz vom Pferde gemacht, ohne sich im Ge­ringsten zu beschädigen.

Wien, 11. Dez. Großes Aufsehen macht hier ei» Duell, welches vor einigen Tagen in der Moldau statt gefunden, und leider einen sehr traurigen Ansgang ge­nommen hat. Oberlientenant v. W., der Sohn des be­rühmten und selbst in den allerhöchsten Kreisen sehr be­liebten Operateurs Dr. v. W., war bis Kurzem bei dem Gencralstabe zugctheilt, und sollte nun als Rittmeister zu dem Husaren-Regimente Gras Schlick übersetzt werden. Oberlieutcnant Graf Schön.... suhlte sich durch diese Ernennung gekränkt, da er im Regimente selbst der Erste zum Rittmeister war, und beutzte die erste sich darbietende Gelegenheit, um den Baron v. W. ans Pistolen zu for­dern. Das Duell fand am nächsten Tage statt, und wur­den hierbei nur zwei Kugeln gewechselt, v. W. hatte als Geforderter den ersten Schuß, verfehlte aber sein Ziel, dagegen traf ihn die Kugel seines Gegners mitten in das Herz. Er stürzte, ohne einen Laut auszustoßcn, zu Bo­den und war augenblicklich todt. Graf Schön.... hat sich unmittelbar nach dem tragischen Ereignisse bei dem Obersten des Regimentes gemeldet. Die hochgeachtete Familie des Getvdteten, namentlich sein greiser Vater, ist in die tiefste Betrübniß versetzt worden. Dieselbe trauert bereits zum zweiten Male um den Verstorbene», da dieser nach der Schlacht bei Novara für todt ans dem Schlacht­felds gelassen worden war und nur durch einen Zufall anfgesunden und in das Spital gebracht wurde, von wo er erst nach Monaten seiner ihn als todt beweinenden Familie eine Nachricht zuscnden konnte. (Kln. Z.)

Paris, 12. Dez. Bei der Aufnahme des Inven­tars über die Hinterlassenschaft des kürzlich verstorbenen Hrn. Boulanger, Titularraths am Cassativnshofc in Paris fand man 95 Testamente. Boulanger lebte äu­ßerst sparsam und nahm zur Fertigung seiner Testamente, was eine Hauptliebhabcrci für ihn war, alle möglichen Papiere, die ihm unter die Hände fielen. Mehrere Te­stamente schrieb er ans den leeren Raum von Einladungs­schreiben zu Hochzeiten und Beerdigungen, die er erhalten hatte, andere auf die Rückseite von Rechnungen und Pro- spektus. Boulanger setzte viele Vermächtnisse für Perso­nen ans, die er gar nie gesehen hatte, und die jetzt durch eine ganz unerwartete Erbschaft angenehm überrascht wer­den werden. Las er in einem Blatte eine mnthvolle, tu­gendhafte Handlung, so nahm er seine Feder und ver­machte dem, der diese Handlung verrichtet hatte, eine gewisse Summe. In einem seiner letzten Testamente drückte er de» Wunsch aus, seine Erben möchten diese vielen Verfügungen von ihm nicht anfechten. Eine weitere Son­derbarkeit von ihm war, daß er seine» Testamentsvoll­streckern und mehreren andern Bekannten von ibm seinen Tod selbst anzeigcn wollte und hatte daher die Briefe, worin er dieselben von seinem Hinscheiden in Kenntniß

setzte, selbst geschrieben. Es fehlte darin nichts als das Datum seines Todestages; er batte aber der Person, die stets bei ihm war, anbcfohlcn, diese Lücke in jedem Briese ansznfüllen und diese Schreiben noch an seinem Todestage auf die Post zu tragen. ,T. Ehr.)

London, 11. Dez. Das Ministerium des Innern hat in Anbetracht der sich mehrenden Rauba »fäll? beschlos­sen, die hauptstädtische Polizei zu verstärken, und stellt es den einzelnen Bewohnern frei, sich zum allgemeinen Besten alsSpezial-Eonftables" beeidigen z» lassen. Der Beeidigte erhält einen Konstablerstab zu seiner Legi­timation und damit die Befugniß, i»> Nothfalle, versteht sich aus seine eigene Verantwortlichkeit, Verhaftungen vor- znnehmeii. Der berühmte afrikanische Reisende Dr. Livingstone ist nach 17jähriger Abwesenheit endlich wieder in seinem Vaterlande angekommen, im Ganzen ziemlich wohl, aber des Gebrauches seines linken Armes fast ganz beraubt. Ein Löwe hatte ihm denselben gebrochen und zu Schanden gebisten, als er mit einem ihm befreundeten Afrikanerstamme durch die Wüste zog. Der Bruch war damals schlecht eingerichtet worden, und der wackere Rei­sende hat dadurch bis ans den heutige» Tag viel zu leiden gehabt. Als er an der Küste von Mozambique an Bord derFrvlic" kam, um die Heimreise anzutrcte», soll es ihm schwer geworden sein, sich in der Muttersprache ans- zndrncke», so sehr hatte er sich durch die lange Abwesen­heit der heimischen Laute entwöhnt. Er ist von unter­setzter Statur, aber entschlossen in seinem Aenßern, jeden­falls einer der kühnsten Reisenden, die je von Europa anszvgen, um fremde Welttheile zu erforschen, und bis jetzt der erste, der den afrikanischen Kontinent beinahe in dessen Mittellinie von Westen »ach Osten durchzog, und Gegenden erforschte, die bisher keines Europäers Fuß be­treten hatte. Er halte einen jungen Menschen ans dem Innern Afrika'S mit sich nach England bringen wollen, aber in Mauritius machte der Anblick der Dampfschiffe und anderer ihm ganz neuer Gegenstände einen so ge­waltigen Eindruck auf diesen Naturmenschen, daß er ver­rückt wurde, ins Wasser sprang und ertrank. Ein Major von der Flotte der vereinigten Staaten hat der englischen Admiralität zur Probe eine neue Art von Se­gelstoff eingcschickt, das theiiö ans dem bisher gebräuch­lichen Leinenmateriale, theils anS der Faser eines süd- amerikanischen Palmenbaums erzeugt ist. Die bisher damit angestellten Versuche in Wvolwich haben dargethan, daß diese Art von Segelstoff an Festigkeit und Widerstands­kraft den bisher gebrauchten bei weitem übertreffc. (St.A.)

' London, 11. Dez. Pather Mathew, der würdige Mäßigkeitsapostel hat am 8. Dez. in OneenStown (Ir­land, das Zeitliche gesegnet. Er war 97 Jahre alt und seit Jahren leidend; doch hatte eine Reise, die er nach Madeira unternommen hatte, ihn soweit gekräftigt, daß seine Freunde sich der Hoffnung Hingaben, ihn noch lange unter sich zu sehen. Er war ein ebrlichcr Vertreter seiner Lehre, und das ist mehr, als man von vielen unserer modernen Philautrvpen sagen kann. sD. A. Z.)

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