Der Moniteur gibt die Beschreibung einer neuen Rechenmaschine, die nicht so rheucr ist als die leben­digen.Hr. Thomas aus Colmar hat neulich noch einige Verbesserungen an derArithmometer" genannten Rechenmaschine vorgenommcn, woran er langer als 30 Jahre gearbeitet hat. Pascal und Leibnitz im 17. Jahr­hundert und später Diderot versuchten eine Maschine zu construiren, welche dem Menschen das ost lästige Geschäft des Rechnens abnehmen möchte; allein ihre Versuche scheiterten. Aber der Arithmometer des Herrn Thomas kann ohne Mühe und ohne daß ein Jrrthum möglich wäre, nicht allein zur Addition, Subtraktion, Multipli­kation und Division, sondern auch noch zu viel verwickel- tcren Aufgaben z. B. der Ausziehnng der Quadratwur­zel, gebraucht werden. Die Multiplikation zweier Welli­ger Zahlen geschieht mittelst dieser Maschine in 18 Se­kunden, die Division einer 1 Welligen Zahl durch eine Wellige in 24 Sekunden, und in IH 4 Minuten kann man die Quadratwurzel aus einer 1 Welligen Zahl ans­ziehen und zugleich die Probe mache», ob das Erempel richtig gelöst ist. Als ein Beispiel des wunderbaren Umfangs der Wirksamkeit dieser Maschine können wir an- sühren, daß dieselbe in einigen Sekunden ein Produkt, das 909,999,999,999,999,999,999,999,909,999, betrug, geliefert hat, eine Riesenzahl, die nur mit der unendli­chen Menge der Sterne des Firmaments und den Stanb- theilchen, die in der Atmosphäre schwebe», zu vergleichen ist. Die Handhabung des Aritbmometcrs ist sehr einfach. Eine Schraube aufziehcn oder Niederdrücken, eine Spin­del einigemal umdrehen, mittelst eines Knopfes eine Metallplatte, von rechts nach links oder von links nach rechts schieben, das ist das ganze Geheimniß. Der Arihmometer nimmt außerdem keinen großen Platz ein und ist daber leicht zu tragen. Er wird bereits in meh­reren großen finanziellen Anstalten angewandt, wo seine Thätigkeit den Arbeitern viel Muhe und Zeit erspart."

Java.

Dieses wunderbare, in seinem Innern noch lange nickt ausgeforschte Jnselland voll Svnnenglnth, Farben­glanz und Würzhauch, voll üppigsten Neickthnms und verfeinertsten Lebensgenusses bietet nicht weniger Schlim­mes als die sklavcnhaltenden Landcstheile der Vereinigten Staaten von Nordamerika, aber ist cs landesüblich, wird kaum beachtet und nirgends getadelt. Jüngst wurden einem größeren norddeutschen Erzichnngshauie 3 Knaben von eigentbümlicher fremdartiger Schönheit, Brüder von r>13 Jahren durch Vermittelung einer Amsterdamer Firma Übermacht; es waren Javanesen aus Batavia von halb europäischer halb indochinesischer Gesichtsbildung; gutartige und sehr begabte Knaben, die bald sowohl eng­lisch als deutsch sich verständlich zu macken lernten und die allgemeine Zuneigung ihrer Gefährten sich gewannen. Sie dachten oft mit großer und schmerzlicher Sehnsucht an das schöne Land, das sie verlasse» und erzählten von des Vaters Schloß an einem schönen Flusse, wo in­mitten endloser Kaffeepflanzungen, in den sorglich gepfleg­ten GartenWcringin" undDjetti" ihre Zweige häii-

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serweit ausbrciteten, und wo neben jedem Blatt eine Blüthe oder eine süße Frucht schimmerte, und viele hun­dert Turteltauben liebliche Musik machten; sie schilderten den anfhorcbenden Genossen ihre 4 silberfarbigen Ponies, ihr zahmes Mvftbnsbirschlein, ihren Vogel Bad, der der Katze, dem Hund, dem Pferd, der Turteltaube und jedem andern Gethicr den Laut nachgeahmt, vor allem aber dachten sie an die liebe Mutter, die weinend ihre Arme nach ihnen ansgcstreckt, als das Boot, das sie zum großen Schiff getragen, vom Ufer gestoßen und dann (so erzählten sie mit Thränen in den dunkeln Augen) auf die Erde hingestürzt sei, das Angesicht in den sonnen­heißen steinen des Hafendammrs verbergend. Das war der letzte Eindruck, den die Heimath ihnen gegeben; ein Eindruck, der unauslöschlich in die jungen Herze» sich ge­prägt, denn immer kamen sie darauf zurück, und dann sprachen sie davon, wie freundlich und schön die Mutter gewesen, im weißen, weichen Kleide, den Gordouienkranz in den langen Locken, und wie sie lieblich die Laute ge­spielt habe und ihre Malaischcn Lieder gesungen. Aber sic erzählten auch von den glänzenden Vorbereitungen die zu des Vaters bevorstehendem Hochzeitsfest gemacht worden. Die Feier selbst hatten sie nicht mehr erlebt, doch Jungfrau Cornelie, die Braut, hatte ein Schreiber des Vaters ihnen von weitem-gezeigt.

Folgendes ist die Erklärung zu unserer Erzählung: Die jungen Männer, die um ihr Glück zu macken, nach Batavia kommen, Holländer oder Deutsche sind, was auch immer ihr Beruf sei, in den ersten 10 Jahre» kaum jemals im Staube sich zu vereheliche». Die Ansprüche der im schrankenlosesten Luxus auserzogeuen holländischen Creoliunen gränzcn an das Unglaubliche, wahrend ihre Leistungen im häuslichen Leben tief unter Null stehen; nun aber sind die jugendlichen Malainnen ungemein an- mnthig in ihrer ersten Frische und es haben die Mädchen aus der Mischrace der Chinese» und Malaien eine Bil­dung des Gemüths und eine Zierlichkeit der Erscheinung, die oft die der Damen aus europäischem Geschlecht weit überbietet; sie sind anspruchslos, leise, dienstbar, geschickte Haushälterinnen, zärtliche, aufopfernde Mütter, dabei von felsenfester nie zu erschütternder Treue. Sie sind kunstfertig im Saitenspiel und Gesang und schon ihre Sprache klingt wie Musik. Was Wunder, daß der europäische Jüngling aber heiratheu, das geschieht nie! Eine zeitweilige Verbind»»,; ist jedem erlaubt. Niemand kümmert sich darum und Niemand weder der strengste Moralist noch der frömmste Geistliche hat jemals etwas dawider. Ist aber der junge Mynherr zu Feder» gekommen, und reich genug, um de» Ansprüchen einer stolzen Batavierin zu genügen, dann verstößt er die treue Malaiin, die ihm ihre Jugend geopfert, schickt ihre und seine Kinder, ohne auf das Herz und den Schmerz der Mutter zu achten, weit über's Meer nach Europa, uni ihnen eine sog. civilisirtc Erziehung zu geben, geht unter­dessen eine eigentliche Ehe mit einer Creolin ein und ist nun erst ein gemachter Mann. Die Vcrheirathnug aber mit einer Malaiin oder Jndochincsiu würde den Man» alles und jedes Ansehens berauben und wäre er Millionen reich.

usgcgcbrn von der G. Zaiscr'schcn Buchhcmdtung.