verschwunden war, lnd er gestern den Herrn, der wieder kugelrund durch das Thor durchschreiten wollte, ein, ihm in das Bureau zu folgen, wo man ihm einige Augenblicke später einen Cautschuc «Bauch mit etwa 20 Lilrcs ausgezeichneten Weins, den er enthielt, abnahm und Hrn. L. mit leichterem Leibe aber schwerem Herzen der Polizei- Präfektur übergab. — Am 15. Dezember wird zu Paris eine allgemeine Photographie - Ausstellung abgchaltcn werden.
Die Schlangeninsel. Die in der letzten Zeit so viel genannte Schlangen-Insel, ein kleines Eiland, welches von den Griechen den Namen Fidonist (Pythonc- sos) erhielt, der in der deutschen Uebertragung Schlangen-Insel, in der türkischen Hanc-Adassi, in der russischen Zmeinoi Ostrow lautet, liegt 24*/» Meilen östlich und 24*/i Meilen nordöstlich von Sulina, hat ungefähr die Form einer ausgerandeten Raute und das Aussehen eines auf einer sockelartigen Basis leicht gebogenen Hügels. Seine Länge beträgt von Nordosten nach Südwesten 600 Metres (zu ungefähr 3 Fußt, von Nordwesten nach Südosten 625, sein Umkreis 1950 (etwas mehr als eine Meile). Sein höchster Punkt erhebt sich 43 Metres über die Meeresfläche; im Nordosteu erhebt es sich weniger und bildet eine Art kleiner Halbinsel, deren Isthmus einen günstigen Landungsplatz darbietet. Mit Ausnahme dieses Isthmus sind die User überall mit steilen Kalkfelsen besetzt, die eine Höhe von 22—34 Metres erreichen und in denen man aus der südwestlichen Seite vor einigen Jahren eine Treppe aushieb. Der Boden besteht aus guter schwarzer Erde. Im Norden hat das Meer, ungefähr 49 Metres vom User, 2sr—3 Faden Tiefe, im Westen 5—8, im Süden 6'/-—11^,s, im Osten äs-—9fr bietet jedoch keinen besonders guten Ackergrund dar. Die russische Regierung hat auf der Schlangen-Insel einen Leuchtthurm errichtet, der sich 67*/s Fug über den Coden und 197 Fuß über die Meeresflächc erhebt. Sei» Feuer wurde 1843 zum ersten Male angezündet und ist von allen Punkten des Horizonts auf 20'/s Meilen Entfernung sichtbar.
Der Univcrs veröffentlicht einen Brief aus Canton vom 8. Juli, welcher interessante Einzclnhciten über die grausamen Verfolgungen der Chinesen gegen eine christliche Gemeinde enthält. In der Gemeinde Aao-chan, Mission Quang-tong, wo der Missionär Chapdcleine bereits über 200 Mitglieder für die christliche Kirche geworben hatte, entspann sich zwischen einem Jünger und seiner Frau, die noch nicht zum Christenthume bekehrt war und ein sehr regelloses Leben führte, in Folge dessen der Letztere sich bei ihrem Vater und ihrem Bruder, erbitterten Feinden der Christen, beklagte. Diese begaben sich sogleich in den Hanptort des Distrikts zu dem Mandarinen, um die albernste» Anklagen gegen die Christen vorzubringen; derselbe schickte sogleich eine bewaffnete Bande gegen das Dorf. Der Missionär hatte indessen Wind von der Sache bekommen und sich durch einen seiner Jünger auf Schleichwegen in den Hauptort zu einem chinesischen Freunde begeben, der als Gelehrter in großem Ansehen stand. Das unglückliche Dorf wurde rein
ausgeplündert, die Einwohner auffs grausamste mißhan- delt, und der größte Theil der Männer als Gefangene fvrtgesührt. Mehrere Frauen und ein chinesischer Christ, welcher der Gefangenschaft entgangen war, begaben sich in das Haus, wohin der Missionär sich geflüchtet batte. Hier wurde Rath gehalten und beschlossen, die Frauen sollten unter Anführung des Jüngers nach der Wohnung des Mandarinen gehen und denselben um Gnade bitten. Der Letztere ließ sie aber mit Peitschenhieben wieder hin- anstrciben, den Jünger verhaften und nach einem kurzen Verhör enthaupte». Der Missionär, dessen Aufenthalt sehr bald entdeckt wurde; begab sich in die Wohnung des Mandarinen, um das Schicksal der Gefangenen zu thei- lcn, unter denen sich auch eine Frau befand, welche für das Christcnthum sehr viel gewirkt hatte. Sie wurde zuerst verhört und zum Tode vcrnrthcilt; jedoch wnrde ihr die Gnade bewilligt, auf dieselbe Weise wie der Missionär zu sterben. Letzterer wurde nun auch verhört; da er auf die Frage: „Wie viel Geld hast du?" nicht antwortete, so gerieth der Mandarin in Zorn und ließ ihm 100 heftige Backenstreiche mit einem harten Riemen ertbcilen, so daß die Wange ganz zerfleischt und die Kinnlade zerschlagen wurde. Hieraus legte man ihn auf den Bauch und versetzte ihm noch 30l) Streiche auf den Rücken, welche schreckliche Pein der Missionär aushiclt, ohne einen Klagelaut anSzustvßen. Dann wurde er in einen Käfig gesperrt, so wie auch die Frau, von welcher oben die Rede war. Später hatte er einen ganzen Tag laug die schreckliche Kettcnstrafc auszuhalten, welche darin besteht, daß der Gefangene, während er mit den Daumen und den Haaren aufgehängt ist, mit den Knieeu und fast dem ganzen Gewicht seines Körpers auf eisernen Kelten ruht. Am folgenden Tage sperrt man ihn in den Käfig, worin die Verbrecher erdrosselt werden. Derselbe ist so eingerichtet, daß der Gepeinigte mit dem Halse zwischen zwei ausgeschnittenen Brettern hängt, während die Fußspitzen kaum die Erde berühren; er leidet so alle Pein der Strangulation, welche mehrere Tage lang dauern kann. Während dieser entsetzlichen Tortur ließ der Mandarin den Missionär fragen, oh er sich mit 400 Taels loskausen wolle; da aber der Missionär verneinend antwortete, setzte der gerechte Mandarin die Summe auf 150 Taels, was aber keinen bessern Erfolg batte. Nachdem der Gepeinigte einen ganzen Tag und einen Theil der Nackt in der erwähnten Stellung zugebracht hatte, wurde er endlich zum Tode geführt. Sein Kopf, mit den nach chinesischer Weise in einen Zopf znsammengebnndenen Haaren an einen Banmzweig gehängt, diente der chinesischen Jugend zur Scheibe für ihre Steinwürfe, bis er endlich hernnter- fiel und ei» Mahl für die Hunde wurde. Das noch zuckende Herz wnrde aus dem Rumpfe gerissen, in Stücke gehackt, gekocht und von den Chinesen verspeist. Der Rumpf wurde gleichfalls in Stücke geschnitten und den Hunden vorgcworfen. Die Frau theilte das Schicksal des Missionärs und wnrde gleichfalls enthauptet. Die Wuth des Mandarinen kehrte sich nun gegen die Gefangenen, welche auf das Grausamste mißhandelt, gepeitscht und gebrandmarkt wurden. (St.A.>
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