Wien, 2. Nov. TcrN. Pr. Ztg." wird gemel­det:Die großen Montur-Unterschleifc zu Stockcrau stehen nicht vereinzelt da; auch zu Brunn und Kratz sind Untersuchungen im Gange, wo es sied um Lieferun- geu zur Zeit des italienischen und ungarischen Krieges handelt. Tie Adressen sind hier nickt die Lieferanten selbst, sondern leider einzelne höhere Offiziere und Beamte.

'Fr. J-)

Königsberg, 31. Okt. Kaufmann Meyer in Tilsit, Inhaber der Firma Löwenberg und Meyer, ist mit Hinterlassung einer Passivmasse von mehr als 200,000 Thalern flüchtig geworden, nachdem er Wechsel zum Be­trage von 53,000 Thlrn., mit gefälschten Acceptcn und Giros versehen, bei der Bank Commandite zu Tilsit dis- contirt hatte. Nach heute hier eingegangeneu Nackrichten ist Meyer einige Meilen jenseits der russischen Grenze ergriffen worden. (K. Z.)

Der ch ch ist auch mit der Zeit fortgesckritten, hat Hörner und Klauen, mit beneid man kaum noch den Dümmsten sängt, abgelegt und geht ganz neumodisch und macht Akticngeschäfte. Tic Spielhölle» in Wies­baden und Ems gingen am 27. Oktober aus den Hän­den der bisherigen Pächter Simons und Chabcrt in die Hände einer Aktiengesellschaft über, an deren Spitze die Herren v. Haber stehen. Man höre, welchen Credit der Spiel ch ch bei den Herrn hat. Den seitherigen Päch­tern zahlen sie eine baarc Abfindungssumme von 1 Mil­lion 200,000 Gulden, dem Staate einen jährlichen Packt von 105,000 fl. und stellen ihm 250,000 fl. znm freien Gebrauch. Zum Theater zahlen sie jährlich 10,000 fl. und für Musik 50,000 fl. Dafür haben sie die Erlanb- niß, vom 1. Mai bis letzten October die grünen Tische aufzustellcn. __

Sonst und Jetzt.O, dös kann ich Dir schon sagen, Schulzebau'r, daß ich vor lauter Schreiberei bald aussätzig werd'! Wie einfach ist das Acmtle bei mein's Vater selige Zeiten gewesen. Sieh', da hat mein Vater selig, der alt Gcmeindspfleger am End' vom Jahr d' G emeinds rech nun g einfach mit Kreide ans den längsten Tisch im Wirthsbans g'fchrieb'n, links d' Ein­nahmen und rechts d' Ausgaben, und in der Mitt 'n Strich. D'rauf hat man den ganze, G'mcind in's WirthS- haus g'schnen, und jeder Bauer hat von der Rechnung Einsicht g'noiiimen, und hat zum Zeiche, daß er einver­standen war, ans 'n Tisch gespuckt; und wie das der Letzt' hat thun gehabt, hernach hat der alt' G'mcinds- pfleger mit 'm Rockärmel die Rechnung auSgeputzt. So hat man damals d' G'meindsrechnnng abgelegt, und's Dorf ist a nit z' Grund gange!

Von der polnischen Grenze, 29. Okt. Die längst mit sich selbst zerfallene und in das aristokratische und demokratische Lager zerfallene polnische Propaganda m Ausland hat durch das Amnestiedckret des Kaisers Alexander unläugbar einen argen Stoß erlitten. Blos

Verantwortliche Redaktion: Hölzle. Druck und h

die gestrige Nummer der Warschauer Ztg. enthält die Namen von 16 Flüchtlingen, welche aus Frankreich nach Polen zurückkehrten, und alle Tage werden mehrere Na­men der Flüchtlinge genannt, welche die Gnade deS Kai­sers angenommen haben. Die täglich mit der Eisenbahn ankommende Flüchtlinge erleben i» Polen rührende Sce­ne», und in der That erregen viele derselben durch die ihnen anhaftenden Spuren vieljährigen Elends tiefes Mitleid. ' tAllg. Z.)

Calcutta, 22. Sept. Dieser Theil Indiens ist in diesem Jahre gar schwer heimgesncht wordui. Auf die Cholera folgten die Verheerungen der Ueberscbwem- mung, und vom Pnnjvs »nd ans allen Theilen des Jan- ges ThalcS hört man traurige Berichte. In Agra, wo die Cholera im Mai anSgebrocken war, hat sie in wenig Monaten über 16,000 Menschen hingerafft. Von da forderte sie in den Städten Rapprotana, Bhnrtpose :c. täglich an 50 Opfer ab. Im Juli wandte sie sick gegen Nordwest, und schlick sich ailmälig nach Knrn.nil, und von dort, über Umballah wegspringcnd, nach Ferozepvre, bis sie im Bezirke von Mean Meer ihre ganze Gewalt concentrirte. Dort starb binnen 14 Tagen der dritte Theil der cnrop. Artillerie, dort erlagen ihr die Leute zuweilen nach 2 Stunden schon. Es fehlt bis jetzt an statistischen Angaben, dock wird man die Zahl der Todes­fälle mit 90,000 schwerlich zn hoch anschlagen. Merk­würdig dabei war, daß gerade die Artillerie-Kasernen in Mean Meer zn den gesündesten von ganz Indien gehören, daß Frauen mehr als Männer, und daß enrop. Frauen ganz und gar von der Seuche verschont geblieben sind, sv daß man notbwendig auf den Gedanken gera- then muß, der Genuß schlechter geistiger Getränke habe mit zn den Krankbeits - Dispositionen gehört. Weiter noch reichten die Leiden der Nebersckweminnngen. Alle Flüsse im Stromgebiete des Indus traten a»S ibrem Bette und fegten ganze Städte von der Erdoberfläche weg. NaoShera, das erst zur Hälfte anfgebante, ist ver­schwunden; die große Ausiedlnng von Dehra-Gahzen Khan war zur Ruine und seine in der Sonne gebrann­ten Ziegeln lösten sich zu'Brei ans; Lcia cristirt nickt mehr: 40005000 Dörfler sind nms Leben gekommen; und was an 'Eigenthnm zn Grunde ging, ist unberechen­bar. Mittlerweile begannen auch die Flüsse im Strom­gebiet des Ganges, die Hymalaya-Gewässer, anznschwel- len, und ergossen sich über Bengalen. Die Ebenen standen unter Wasser, und mit Noth retteten zuweilen die Bewohner ihr nacktes Leben dadurch, daß sie sich auf Anhöhen flüchteten. Ja, Calcntta selbst war eine Zeit lang von den Finthen bedroht. Wie viele Menschen dabei zu Grunde gingen, wie viele später dem Fieber erlagen, läßt sich nicht berechnen. Dazu kömmt, daß der Reis ans den Feldern faulte, während die Nachfrage nach diesem Artikel nnnnterbrvchen steigt. <Fr. J >

Nach den neuesten Erfahrungen sollen Umschläge von einer reichlichen Auflösung kohlensauren NatrumS (Soda) gegen Verbrennungen am besten helfen und de» Schmerz fast auf der Stelle beseitigen.

nisgcgcben von der G. Zaiser'scbcn Buchhandlung.