thor verschlossen gefunden habe. Als das Haus geöffnet und durchsucht war, fand mau die Hausfrau erhängt auf dem Boden. Nach drei Tagen wurde die Frau beer­digt; zugleich aber stellte sich Verdacht gegen ihren Mann heraus. Man zog ihn ein und stellte ihn vor das Schwur­gericht. Hier ermittelte sich Folgendes, obgleich der An­geklagte läugnete und kein Augenzeuge vorhanden war. Der Mann hatte seine Frau zu einem Meineide verleiten wollen und die sich standhaft Weigernde mit den Händen erdrosselt und auf dem Boden aufgehängt, um den Ver­dacht abzuleuken. Die Geschworenen erkannten auf Mord, die Richter auf Tod. Der Vcrurthcilte empfing lächelnd das Urtheil.

China. Aus Hongkong vom 10. August wird ge­schrieben:Ein entsetzliches Ereignitz hak kürzlich in Macao stattgcfnnden. Das holländische Schiff Banka von 700 Tons Gehalt, hatte 330370 chinesische Ku­ltes, (Arbeiter, die unter der Form von Arbeitscontrac- ten nach Westindien und Südamerika geschickt werden, wo sie in eine Knechtschaft gerathen, die beinahe schlim­mer ist als die der Neger) an Bord, welche nach Ha­vanna gebracht werden sollten. Es wurde genöthigt, nachdem es einige Tage in See gewesen, weil seine Was- sersasser stark beschädigt waren, bei Macao anznlaufen. Der Kapitän untersagte den Knlies, ans Land zu gehen. Deßhalb entstand unter diesen eine Meuterei, infolge deren sich der Capitän mit seiner Mannschaft auf das Hinterdeck zurückzog. Hier am 3. August Abends ange­griffen, ließ er auf die Chinesen feuern, die aus Rache das Schiff anzündeten. Die Flammen griffen so rasch um sich, daß dabei 220230 Chinesen umkamen. Der Kapitän, der Stewart und der zweite Maat wurden gleichfalls vermißt."

Die Schlafsucht.

Die Jahrbücher der Arzneiwisscnschaft führen eben so wunderbare als verbürgte Beispiele der Schlafsucht an. Am meisten kommt sic beim weiblichen Geschleckte vor und in der Regel liegen ihr tiefe Störungen im Ncrvcn- leben zu Grunde. Einige schliefen wvchen- Andere Mo­nate-, ja jahrelang. Eine Bauernfrau in Frankreich schlief regelmäßig die ganze Woche hindurch und erwachte erst Sonntag Morgens. Dann kleidete sie sich um, nahm etwas Speise zu sich, ging in die Kirche, kehrte nach Hause zurück, legte sich nieder und schlief wieder bis zum folgenden Sonntag früh. Ein von Natur sehr gefrä­ßiger Mensch, welcher den Tag nur einmal, aber dann auch wie eine Jakute, Pflegte einzuschlafen, sobald er den letzten Bissen verschlungen und die letzte Flasche ge­leert halte. Am folgenden Tage wackte er genau um die­selbe Stunde auf. Im Jahrbuch für Medici« (1854) wird von einem Manne erzählt, der in Paris unter dem Namen der Schläfer der Charit«! bekannt war. Der Schlaf dieses Menschen dauerte regelmäßig die Hälfte des Jahres hindurch. Man konnte ihm in die Ohren schreien, ihn schütteln u. s. w., er schlief immer fort; selbst die Eintauchung in kaltes Wasser vermochte ihn nicht zu we-!

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cken. Bekannt ist, daß manchmal auch ganze Völker von der Schlafsucht befallen werden und trotz allen Stoßens, Schüttclns und Begießens nicht auswachen, v. Swieten, der Leibarzt der Kaiserin Maria Theresia, kannte einen Schläfer, der nach dem Erwachen nickt glauben wollte, daß die Nackt so lang gewesen sei. Er überzeugte sich erst davon, als er sich erinnerte, daß er zur Zeit der Ein­saat eingeschlafen sei; bei seinem Erwachen hatte die Ernte bereits begonnen. Viel Aufsehen machte zu ihrer Zeit die Geschickte einer vornehmen Engländerin, welche K Jahre hintereinander schlics, ohne andere Nahrung zu sich zu nehmen als etwas Fleischbrübe, welche ihr während des Schlafes mittelst eines Röhrchens durch die Nascnöffnnng eingeflößt wurde, da ihre Kinnbacken wäh­rend der ganzen Zeit starrkrampfartig geschlossen waren. Wenige Minuten nach ihrem Erwachen starb diese Schlaf­süchtige. Aehnliche Beispiele erzählt Hnfeland in seinem ärztlichen Journale.

Bei den Schlafsüchtigen dauern die Grnndverrich« tungeu des organischen Lebens: Herzschlag, Blutlaus und Athemholcn ungestört fort, ja der Puls ist oft sehr groß, voll und wellenförmig und die Athmung tiefer und schnar­chender als im natürlichen Zustande, während z. B. bei dem Winterschlaf der Thiere (Hamster) der Umlauf des Blutes unterbrochen ist und die Thiere viel leiser und seltener als sonst athmen bei verminderter Körperwärme. Wir folgen bei dieser Mittheilung Gutzkows Unterhaltun­gen am häuslichen Herd.

Gemeinnützige s.

Die Vertilgung der Herbstzeitlose (Ooleiiiom nutomnale).

Wie gefährlich die Herbstzeitlose in allen ihren Thei- len ist, bedarf des Beweises nickt.mehr vielfache trau­rige Erfahrungen haben die Gefährlichkeit dieser Pflanze zur Genüge bereits dargelba». Nachdem die Heuernte vorüber ist, und allenthalben die safranähnlichen Blumen der Herbstzeitlose erscheinen, so tritt nun der Zeitpunkt ein, gegen dieselben zerstörend einzuschrciten: Man pflückt die Blumen überall, wo sie zu Tage kommen, ab; da­durch wird die Samenbildnng verhindert, und im kom­menden Frühjahre erscheint nur mehr die Pflanze, sich durch ihr saftiges Grün vor ihren übrigen Wiesenschwe­stern auszeichnciid. Werden nun die Pflanzen mit oder ohne Samenkapseln ansgczogen, und dieses einige Zeit im Herbste die Blumen, im Frühjahre die Pflanze, fortgesetzt, so erschöpft sich die im Boden (10 bis 12 Zoll) tiefgehende Zwiebel der Art, daß sie selbst zu Grunde geht. Diese Vertilgungsweise hat sich bereits vielfach be­währt. Soll die Vertilgung gründlich durchgeführt wer­den, so muß bas Zerstörungswerk gemeinschaftlich gesche­hen und mit Ausdauer dnrchgeführt werden. Am schnell­sten und gründlichsten geschieht die Vertilgung der Herbst­zeitlose und viele ihrer, ebenfalls, wenn gerade nicht schädlichen, so doch lästigen Wiesengcnosscn durch die Drainirung, welche Vornahme zudem noch die ganze Wiese verbessert, den Ertrag vermehrt, und nur gesunde, nahr­hafte Gräser erzeugt. (W. f. L. u. H.)

Verantwortliche Redaktion: Hölzle. Druck und herausgcgeben von der G. Zaiser'schcn Buchhandlung.