drängt werden und dadurch viele unserer Fabriken, die zum'Theil ausschließlich für den Absatz uack Amerika arbeiten, sich genöthigt sehen, ihre Arbeiten einzustellen und ihre Arbeiter zu entlassen, wodurch eine große Menge Menschen brodlos werden würde. Ob die Verhütung solcher Nachtheile den Vortheil, den die Finanzen der Zollvereinsstaaten aus der beabsichtigten Vermehrung der Zollrevenüc ziehen würden, nicht bei weitem uberwicgen dürfte? Das verdient gewiß die sorgfältigste Erwägung und Berücksichtigung! die sich die Herren Abgeordneten beim Zollcongreß in Eisenach als Hauptziel ihrer Berathungen vorstecken werden. (Dfz.)
Der gefährlichste Räuber im Kirchenstaat ist der Hauptmann Lazzarini; er ist außerordentlich kühn und gewandt und der Gegenstand aller Gespräche. Im Hause eines Gutsbesitzers bei der Stadt Lngo stieg neulich ein toskanischer Edelmann mit seinem Diener ab, bat um Gastfreundschaft und ward freundlich ausgenommen. Bei Tafel entzückte er sowohl den Hausherrn als die Damen durch ein äußerst liebenswürdiges Benehmen, und als man ihn bat, sich bei Fortsetzung seiner' Reise ja vor der berüchtigten Lazzarinischen Bande in Acht zu nehmen, wollte er von deren Cristen; noch gar nichts vernommen haben, und erkundigte sich angelegentlichst nach dem Wesen und Treiben der Räuber, wobei cs natürlich nicht fehlen konnte, daß er im weitern Laufe des Gesprächs manche bittere Bemerkung über Lazzarini cnt- gegennehmen mußte. „Würden Sic wohl", fragte er endlich den Hausherrn, „Muth genug besitzen, um alle diese Anschuldigungen zu wiederholen, wenn der gefürchtete Bandit Ihnen waffenlos gegcnsiberstände?" „Ick zweifle nickt daran", war die Antwort. „Nun denn, ich selbst bin jener Lazzarini, welchen Sie den Abschaum der Menschheit nannten; wagen Sic es noch, mir die Behauptung ins Gesicht zu schleudern?" rief der Räubcr- chef plötzlich mit fürchterlichem Ernste. Die Gesellschaft verstummte und erbleichte. „Denken Sie Keffer von einem Manne, der von Natnr nicht böse ist, den aber sein Schicksal und die traurige Lage des Vaterlandes zwangen, auf Bahnen zu wallen, die eben nicht die reinsten sind, der aber hofft, alle seine Verbrechen dereinst noch dadurch zu sühnen, daß er im Kampfe mit den Feinden Italiens und für Italiens Freiheit ruhmvoll fällt. Ihres voreiligen UrtheilS über mich ungeachtet, halte ich Sie für einen edlen Mann, meine Hochachtung wird Ihnen ewig bleiben. Erlauben Sie, daß ich zur Bekräftigung des Gesagten diesen Ring in Ihre Hände lege, er wird für Sie und Ihr Hans ein Talisman gegen alle Angriffe meiner Leute sein. Es war meine Absicht, Sie, Signor, während der Nacht gefangen mit mir fort- znführcn, und habe ich zu diesem Zwecke bereits ringsum Wacken ausgestellt, die nun sofort den Rückzug antretcn sollen." Er trat ans Fenster, gab ein Signal, das ans mehreren Büschen erwiedert wurde und empfahl sich höflich. Der Hausherr begleitete ihn bis unter die Veranda: in demselben Augenblick, als Lazzarini sein Pferd bestieg, ritt eine 12 Mann starke Militärpatrouille in den Hof;
nun war das Erbleichen an ihm. Gleichsam, als ob er seinem Wirth zum Lebewohl die Hand drücken wolle, erfaßte er dieselbe, preßte sie wie mit Eisenklammern fest nnd flüsterte: Damit wir beiderseitig sicher sind, ist es nöthig, daß Sie mich einige Hundert Schritte begleiten; ein Wort, ein Blick, der mich verräth, und Ihnen fährt die Kugel meines Dieners durch den Kopf." Die Hand des Gutsbesitzers nicht loslassend, ritt er frenndlich grüßend und sogar mit dem Patrouillenchef einige Worte der Höflichkeit wechselnd an den Soldaten vorüber, hielt endlich am Saume des kaum 200 Schritte entfernten Gehölzes sein Pferd an, sagte: „Nun gehen Sie zurück und melden Sie den Reitern, wer ich bin; es bat für mick- weiter keine Gefahr," nnd sprengte pfeilschnell von dannen. Nicht vier Minuten -währte es, als die Patrouille schon dem Flüchtling Uachsetzte, aber vergeblich; denn er war und blieb ihren Blicken entschwunden." (Dfz.)
In einem englischen Dorfe harrten zwei Brautpaare der Hochzeit, wurden dreimal Sonntags ausgerufen nnd kamen mit den Hochzeitsgästcn angezogcn, sich trauen zu lassen. Was fand sich? — Daß der Küster die Namen verwechselt und der Geistliche die Paare unrecht ausgcrufen hatte. Wartet drei Wochen, sagte der Geistliche. Geht nicht, sagten die verliebten Paare, Braten nnd Kuchen sind fertig, die Gäste geladen und gekommen. Lassen wir uns trauen, wie wir auSgerufen sind: dann blcibt's bei der Hochzeit. — So gesckahS. Verbürgen wollen wirS nicht, aber doch den ernsthaften englischen Zeitungen nacherzählen.
In dem holländischen Dorfe Do »wen wurde neulich ein Bauer, der neben seinem, mit zwei Pferden bespannten Karren einherffhritt, plötzlich von einem ans 70—80 Stöcke entkommenen Bienenschwärme überfallen, der ihn nnd die Thicre so zurichtete, daß letztere au den zahllosen Stichen starben, ihm selbst aber nur mit genauer Noth das Leben gerettet werden konnte.
Zwischen einem Advokaten nnd einem Fetlkrämer in Frankfurt ereignete sich folgendes Curiosnm. Letzterem wurde mehrmals Wnrst und Fleischwaarc vom Ladentisch cntwendet, ohne daß er die Spur des Diebes entdecken konnte. Endlich gelang es, den Räuber in dem Jagdhunde eines in der Nähe wohnenden Advokaten zu attra- piren. Der Beschädigte ging sofort zu dem Rechtskenncr und frug, ob er nicht berechtigt sei, von dem Herrn des Hundes Ersatz zu verlangen. Der Advocat sagt: „Allerdings" nnd läßt sich Behufs Klagestcllnng Alles haarklein' erzählen. Erst zuletzt erfährt der Hr. Doktor daß sein eigener Hund der Damnificaut und daß der Kläger nur für die letztgcstohlene Wurst 46 kr. verlange, das klebrige aber* hingehcn lauen wolle. Sogleich erklärte der Beklagte sick bereit, diese Summe zu bezahlen, brachte indessen für Conferenz Ist. 30 kr. in Anrechnung, und der Fettkrämer hatte schließlich das Vergnügen, 42 kr. darauflegen zu können. — So geschehen im Monat Julius des Jahres 1856 zu Frankfurt am Main.
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