Allerlei.

Ein pensionirtcr preußischer Major der Reiterei, von Eourbiöre, hat ein Schristchen geschrieben, welchc-Z in den militärischen Kreisen Berlins mit großem Interesse ge­lesen und eifrig bekämpft wird. Herr v Courbivre ver­langt nämlich, daß dia Kraft des HcereS in Fliedenszelt besser als bisher verwcrthet werde, und schlägt vor, acker­bauende Truppen in Preußen cinzusühren, nach der Art der Truppen der östr. Militärgrenze und der russischen Mi- liiär-Colonien. Er hebt hervor, daß in Preußen noch 25* Millionen Morgen Landes unbebaut liegen, und daß die unermeßliche Kraft des stehenden Heeres zur Cultur dieser Strecken richtig vcrwe.thet, vollkommen hinreiche, die so kostspielige Armee in Friedenszeiten gänzlich durch sich selbst zu ernähren und zu erhalten.

Auf Veranlassung des Fürsten von Rudolstadt ward Schiller Mitglied der Schützengtlve daselbst. Der Triukspruch, welchen er anSbracble, als ihm nach altem Brauch der silberne Pokal mit Rheinwein gereicht wurde und zu Ehren deS neuen Schützen die Kanonen donner­ten, lautete: Gnädigster Herr! Ich wünsche Ihnen alle Kronen der Erde; denn ich sehe, Ihre UntertHanen sind glücklich!

Den Berlinern schmecken die Pferde sehr gut. Vom 1. Januar 1855 bis 1. März 1856 sind in einem Schlacht­hause 955 Pferde geschlachtet worden. In Wien, Linz und Salzburg bestehen Roßschlächtereien, die gute Ge­schäfte machen. In Nürnberg sind im Jahr 1854 166 Pferde, im Jahr 1855 344 geschlachtet worden, und eS gibt dort Spciseanstalten, in denen nur Pferdefleisch und davon bereitete Speisen verabreicht werden. Auch Ham­burg und Altona haben ihre Pscrdeschlächtereien.

Die Fliegenplage naht!

Die Ge nt er Fletschhalle ist ganz von derselben befreit, trotz der Menge deS dort ausgestellten Fleisches und ungeachtet sie ganz frei und offen ist. Die inner» Wände werde» nämlich mit Lorbeer-Oel bestrichen, dessen Geruch die Fliegen nicht ertragen können. Das Mittel hat sich bewährt; man kann selbst vergoldete Rahmen und dergleichen dadurch vor den Fliegen schützen. Für den Menschen ist der etwas starke Geruch dieses Oels nicht unangenehm; man gewöhnt sich leicht daran.

Daß in diesem Jahr so viele Störche nicht wieder gekommen sind, hat darin seinen Grund, daß viele dieser Zugvögel beim Ausbruch eines gewaltigen Orkans in'S Meer geschleudert worden und darin umgekvmmen sind.

AuS Danzig wird felgendes gemeldet: Ein junger Marine-Offizier, Lieutenant A., begab sich in Begleitung seiner Braut zu einer größeren Gesellschaft nach Olwa;

dort scherzte er mit einigen Damen, indem er ihnen einen Frosch entgegenhielt; nachdem er diesen Frosch forrge- worfen, berührte er mit der Hanv sein Gesicht. Ein kleines Blutgeschwür, welches er an seiner Lstppe hatte, verursachte ihm balv darauf so heftige Schmerzen, daß er sich schleunigst nach Danzig zurück und i» die ärztliche Pflege begab. Eine Operation war nicht im Stande, den Brand abzuhalte», und der Unglückliche endete nach zwei Tagen unter den unsäglichsten Schmerzen sein Le­ben. Der Falt wird voraussichtlich eine medizinische Be­sprechung erfahren.

Man hat die Kosten deS orientalischen Krie­ges also berechnet: 1) Rußland kostete er für zwölf ArmmeekorpS von 1 Million Soldaten uno 250,000 Pfer­de» 144 Millionen monatlich, 4,800,000 Franks täglich, 200,000 Franks stündlich, 2) der Türkei 45 Millionen monatlich, 1'/, Millionen täglich, 62,500 Franks stünd­lich, 3) Frankreich 90 Millionen monatlich, 3 Millionen täglich, 125,000 FrankS stündlich, 4) England mit sei­ner Flotte und den Fremdenlegionen so viel wie Frankreich. In allein kostete der Krieg den darin verwickelten Mächten monailich 369 Millionen, täglich 12,300,000 Franks und stündlich 152,000 Franken. Die Gesammt- zahl der für diesen Krieg unter den Waffen stehenden. Soldaten betrug 1,800,000 Mann. So berichtet das Frankfurter Journal.

Der russische und der östreiebische Hof stehen zu ein­ander auf dem Hofton. Die Herren Diplomaten gehen sich gegenseitig ans dem Wege, sind sehr einsilbig, wenn sie sich begegnen, und machen Gesichter als hätten sie sichßlieb. Hauptsächlich liegtS an einem Verdauungs- fchler der Russen, der Separatverirag der Oestreicher mit den Franzosen und Engländern vom 16. April liegt ihnen im Biagen.

Man hat berechnet, daß alljährlib in London eine Anzahl von 210,000 Vogelkäfigen gefertigt werden. Man denke, wie viel arme Sänger und Gefangene dazu gehören, diese zu beleben.

In Frankreich, wo die Frage der Drainage, beson­ders aber die billige Herstellung der Röhren von so gro­ßer Wichtigkeit für die Agrikultur ist, fängt jetzt eine Maschine an in Schwung zu kommen, die sich durch ihren ungemein billigen Preis auSzeichnet; sie kostet nämlich nur 40 Franken. Die Maschine ist von sehr einfacher Construction; der Kasten derselben wird, um ihm eine feste Stellung zu geben, am Fuße eines Baumes befestig», und der Stempel mit Hülse einen langen Hebels von einem Arbeiter in stoßweise Bewegung versetzt. Es wäre zu empfehlen, wenn solche Maschinen auch m Deutschland enigeführt würden. Cie arbeitet nicht unmenschlich schnell; aber im Ackerbau findet Jeder leicht einen müßigen Augen­blick, um sich selbst diese Röhre zu sabriziren. Der Er­finder ist ein Deutscher, NamcnS Kielmann.

Verantwortliche Redaktion; Hvlzle. Druck und herausgegeben Von der G. Zaiscr'sche» Buchhandlung.