züge, nie rechten Eingang beim Volk gefunden, weil sie die Apogryphen grundsätzlich nicht enthalten. UebrigenS hat es. das evangelische Volk in Deutschland von jeher auch als Ehrensache angesehen, sich in Absicht aus seine geistliche Nahrung nicht von dem reicheren Jnselvolke abhängig zu machen. So entstand schon vor 43 Jahren die württemb. Dibelanstalt in Stuttgart, die seit ihrem Bestehen gegen 700,000 Eremplare verbreitet hat, und deren Jahresbe­richte, wie auch der diesjährige, der nämlich zu Jedermanns Einsicht an die Pfarrämter versendet morden ist, viel In­teressantes enthalten. Ihre Mittel erhält die Anstalt theilS durch die jährlichen Kirchenopfer, welche z. B, im Bezirk Nagold v. I. 64 fl 2 kr. betrugen, durch Beiträge, wor- unter namentlich die Gaben der Königs. Familie im Be trag von jäh»!. 550 fl. zu erwähnen sind, theils durch den Erlös aus Bibeln, (ä 1 fl. 20 kr. gr. 8 und 1 fl. 48 kr. kl. 8) welche an Aermere auch in herabgesetzten Preisen abgegeben werden, theils auch Vermächtnisse, die im letzten Iahe 269 fl. 15 kr. betrugen. Wie sehr wir freilich auch hier ins Kleine arbeiten, zeigt unter Anderem ein Blick auf die Jahrcscinnahmen der New-Norker Bibelgesellschaft, wor­unter sich unter der Inschrift: ein Daukopser für die Be­kehrung eines geliebten -Sohnes, eine Gabe mit 10,000 Dollars findet. Wichtig ist freilich, daß die Bibel auch recht gelesen und verstanden werde. Hievon ein lehrrei­ches Beispiel aus dem letzten Jahresbericht.

In der Hauptstadt Schottlands, Edinburg, saßen meh­rere Frauen nach ihrer Gewohnheit beisammen, die Bibel zu lesen, indem der Reihe nach eine vorlas und die andern arbeiteten. Sie waren gerade an der Stelle Maleachi 3, 2. 3.Er ist wie das Feuer eines Goldschmieds und wie die Seife der Wäscher. Cr wird sitzen und schmelzen und daS Sil­ber reinigen." Nachdem sie Vieles gesprochen hatten über große Herablassung Gottes, ihre Wäsche zu reinigen, über die Wasser der Trübsal, in die Er sie zur Reinigung von sündlichm Gewohnheiten tauche, über die Gewißheit, daß, wenn sie sich darin reinigen lassen, Seine Hand sie wieder an das Sonnenlicht Seiner Gnade hängen werde, siel es Einer auf, daß eS heiße, er sitzt und schmelzt. Wie kann ich, ries sie, mir den Allgüligen denken behaglich in einem Lehnstuhl sitzend, neben dem Feuer, in dem Sein Kind solche Pein leidet? Ta die Andern nichts zur Rechtferti­gung des biblischen Ausdrucks vorzubringen wußten, machte Eine den Vorschlag, zu einem ihr verwandten Goldschmied in der Nähe zu gehen, und ihn zu frage», wie er daS Gold schmelze. Sie gingen hin. Der gesälliuk Goldschmied, dem sie ihre Frage, aber nicht deren Veranlassung mitthei- ken, erbot sich, ihnen gleich zu zeigen, wie das Gold ge­schmolzen werde. Er blies die Kohlen des Ofens an, setzte einen Tiegel mit Gold hinein und rückt, als das Feuer glühte, seinen Stuhl neben dasselbe, setzte seine Brille auf und sich in den Lehnstuhl. Warum stehen sie nicht lieber? fragte ihn seine Verwandtin. Warum? versetzte er, ich setze mich, damit ich mit Auge und Hand recht nahe bin bei meinem Golde, um recht scharf darauf zu sehen, daß cs-nicht einen Augenblick länger am Feuer bleibt, als es nölhig ist zum Schmelzen, um von meinem kostbaren Golde ja nichts zu verliere», und es sogleich, im Augenblick, wo

es geschmolzen ist, hcrausnehmen zu können auS dem Feuer. Und wissen Sie auch, setzte er hinzu, wann eS Zeit ist, daS Gold aus dem Schmclztiegcl zu nehmen? Wann ich mein Bild wieder darin erkennen kann! Die Frauen sahen einander bedeutond an und machten, voll Bewunde­rung des biblischen Ausdruckes und des nie geahnten herrli­chen Trostes darin, die Anwendung auf sich und die ihueu von nun an unvergeßliche Stelle.

Die Benützung der Heidelbeere.

Die überaus günstigen Aussichten auf eine so reich­liche Heidelbeerernie, wie wir sie seil Jahren nicht mehr halten und wozu uns der gegenwärtige Stand dieser Pflanze berechtigt, legen den Gedanken nahe, ob nicht diese Frucht gewinnbringender und allgemeiner von der Industrie aus- gebeutet werden könnte, als eS bisher der Fall war. Die­selbe läßt sich außer dem bekannten und gesuchten Heidel- beergeist auch noch zu anderen Zwecke:? benützen. So werden z. B. nach einer Notiz, die wirLeuchs Wcin- kunde" entnehmen, jährlich von Hamburg aus, das sie aus dem Lüneburgischen bezieht, für 2030,000 Thaler Heideilbeeren nach Frankreich und namentlich nach Bor- deaur verführt, wo sie zur Färbung von Weinen gebraucht werden, die keine gehörige Farbe habe», waS ein durchaus unschädliches und zweckdienliches Mittel ist. Daß eine solche Ausfuhr auch vom würtlembergischen Schwarzwald aus stallflnde, ist uns nicht bekannt. Zwei Maas im gewöhnlichen Mahltrog auSgepreßten HeidelbeersaskS geben z. B. einen halben Eimer Obstmost nach einem von dem Einsender vorigen Herbst angeslellien Verfluche, eine sehr schöne, hochgelbe Farbe und machen den Most auch halt­bar. Die Heidelbeere giebt aber auch, wenn sie mit Zucker, etwas Weinstein, Wasser und Hollunberblülhe zerquetscht wird, einen ziemlich guten, rvthen Wein. Bei einem Preis von 1820 Kreuzern, den mau bei uns in guten Jahren für bas Simtt Heidelbeeren bezahlt, sollte man denken, daß man eine allgemeinere Benützung dieser Frucht auch ln weiteren Kreisen von industrielle» Etablissements leicht ermöglicht wäre und der arme» Bevölkerung unseres Schwarzwalbeö dadurch mancher wünschenswertste Ver­dienst zu Theil würde! (S. M.)

Ein Pariser Arbeiter, welcher seinen communistisch- gestniiten College» heftig cntgegcnsprach, suchte diesen den CouimuniSmuS dadurch deutlich und unwerth zu machen, daß er im Eifer der Rebe seine Blouse nahm, diese in 2, dann 3, 4, 6 und mehr Stücke zerriß, jedem der Um- stehenden einen Lappen gab und dann zu ihnen sagte: Solange diese Blouse noch ganz war, war sievon Nutzen, wenn auch nur für mich; jetzt aber, wo sie zerrissen ist und jeder einen Fetzen erhallen hat, ist sie ohne Werth für mich und für Euch, lind daS ist CommunlSmuS.

Häusliche Scene.

O Vater! gieb nur Geld! ich bitte, bitte seht" Hierauf versetzte der Vater: »Nein ich geh nichts her." Hicralts versetzte der Lohn:O hilf mir diesmal nur!" Hierauf versetzte der Vater: .Nein, neui, nimmermehr!" Hierauf versetzte der Sohn die golv'ne Taschenuhr.

Aew,»wörtliche llieealtion: Holzte. Druck und herausgegsbe» Pen der G. Z aisc r'sche» Buchhaudlung.