Allerlei.

Eine wichtige laridtvirth schriftliche Ver­besserung.

Das zweite diesjährige Aprilheft des polytechnischen Journals von Dingler entnimmt dem »EompteS renduS" November 1855, Nro. 2l einen sehr iniecess,inten Aufsatz von Herrn Bonfsinggault, der, obwohl speziell landwinh- schädlichen und chemischen Inhalts, doch ernste Betrachtung in dcn weiiesten Kreisen verdient und auf den wir dieser- halb hier aufmerksam machen. Es wird darin in ausführ­lich belehrender und auf die einzelnen Pflanzengattmigen ein­gehender Weise dargethan, daß die salpetersauren Salze den Ammoniak, der bei Dnngmüteln eine Hauptrolle spielt, mit Vorthcile ersetzen können. Es wird nämlich nachgr- wiesen, daß unter Hiuzutritt von Wasserstoff die Salpeter­säure sich desorydirt und in Ammoniak sich verwandelt, wodurch das in die Eide gelegte Salz volle Tungkrast er­langt. Obfchon das Gelingen der diesfalls augestclllen Versuche für die Richtigkeit der in Rede steheuden chemisch­wissenschaftlichen Auffassung bürge, so müssen wir doch das Eingehen ans die Details der Sache unterlassen, können jedoch nicht umhin, den Gegenstand allen Männern vom Fache, so wie überhaupt allen denjenigen, welchen es um das Emporkommen unserer Laut Wirt schaft zn thnn ist, ein­dringend zur Erwägung und Prüfung zu empfehlen. Die jetzigen Dungmiltek sind vorwiegend thierischen Ursprungs, wegen der in selben vorkommenden angemessenen Mischung ammoniakalischer Stoffe mit phosphorsaurcn Salzen. Ein reichlich vorhandenes Tungmaterial setzt daher eine starke Viehzucht, diese hinwiederum selbst einen bedeutenden Fort­schritt der Landwirthschaft voraus. Gelingt eS jedoch, dem Dnngmaterial ein mineralisches Substrat, wenigstens zum Theile zu substimiren Bonssinggault spricht die Ueber- zeugung aus, daß ein Gemisch von salpetersauren Salzen mit Knochenkohle die vollen Wirkungen des Guano äußern dürste daun möchte eS weiter gelingen, die Blüthe der Landwirthschaft in einem Maße zu fördern, welches fürder­hin nicht mehr von einem entsprechenden Stande der Vieh­zucht so absolut abhängig wäre, wie jetzt. Man könnte oh«e die Beihilfe des thierischen Düngers in solcher Menge, als dessen jetzt zu diesem Zwecke henöchigt wird, eine grö­ßere Menge von Cerealien erzielen. Selbstverständlich käme dieses Verfahren doch auch de« Gedeihen der Viehzucht zu Statten, da eine reichlich vorhandene Futtrrmenge zum hMfigercn Halten der Nutzlhiere ermuntern würde. Höchst wahrscheinlich laßen sich ebenfalls glänzende Resultate erzielen, wenn Knochenkohle mit Scheidewasser begossen und in die­sem Zustande urr Düngung Verwender würde. Auch in die­ser Form ließe sich Bonssinggault's Prinzip zur Geltung bringen. Jedenfalls ist daS besprochene Versal ren von hohem volkswietischastlichem Interesse;, denn erstens ist eine Mischung von Salpetersäure oder salpetersaureu Salzen mit Knochenkohle ein so bequem trairsportableS Mittel, daß bei allen größeren und geringeren KölonisimugSversuchen davon der zweckmäßigste Gebrauch gemacht werden könnte; zwel- tzuK konnte ungeachtet des immerhin unzureichenden Stan­

des unserer Viehzucht unserer Landwirihsbast dadurch im Allgemeinen einen größeren Aufschwung erreichen und die Viehzucht indirekt um ein Bedeutendes gefördert werden.

Paris. Während wir in den letzten Zeiten wahr- lich nicht über Mangel an Regen zu klagen haben, hat dagegen der Norden Afrikas am entgegengesetzten Nebel gelitten, so daß die Erngeborencii sich endlich genölhigt sahen, zu den äußersten und energischsten Mitteln ihre Zuflucht zu nehme». DaS Journal von Constantine er­zählt darüber Folgendes: Am letzten Mittwoch konnten die Spaziergänger längs der Küste von Bardo ein höchst seltsames und pikantes Schauspiel genieße». Eine Bande mnselinäniüscher Emgeborner schleppten halb »nt Güte, halb mrt Gewalt fünf b.S sechs dieser der Vernunft fast beraubten Unglücklichen, welche man als Marabuts be­zeichnet, nach dem Flusse hm. Am Rumcl angekommen, wurden diese armen Leute verschiedene Male ins Wasser getaucht, welche Procedur von einer Art Psalmengesang und dem Geschrei der ganzen Bande begleitet wurde, nachher führte man sie in die Stadt zurück. Diese Cere« monie sollte daS Wasser herbeiführen, daS wir so sehr nöthig haben; jedeSmal wenn sich eine lange Trockenheit fühlbar macht, wird sie wiederholt. Letzten Mittwoch war sie noch von einem besonderen Umstanbc beglcttet. Einem der MarabnrS wollte daS Untertanchen nicht be­hagen; und er rnußie nur nichts, dir nichiS inS Wasser geworfen werden. Als er wieder herauskam wandte «r sich an einen der Untertaucher und sagte zornig: Ihr habt mich naß gemacht, gut1 ihr werdet daS ganze Jahr trocken bleiben. Glücklicherweise für die Araber und unglücklicherweise für die Autorität des erzürnten MarabutS ging seine Prophezeihung nicht i» Erfüllung, und am ander» Tage fing es ganz hübsch an zn regne», waS die Eingeborenen natürlicherweise dem kräftigen Ein­fluß ihrer Ceremonie vom vorhergehenden Tage zuschreiben.

Um einen kleinen Begriff von der Leselust der Nord« amerikancr zu geben, weist derCourier der Vereinigten Staaten" daraus hi», daß in der Union gegenwärtig 750 Papierfabriken in Thäligkett seien. Sie arbeiten mit 300 Maschinen und lies rn durchschnittlich 250 Millionen Piund Papier im Jahre, was, daS Pfund zn mindestens 10 Cenis berechnet, 25 Mill. Dollars ergibt. Zu dieser Papiermasse sind wenigstens 405 Mill. Pfund Lumpen erforderlich.

Daß man auch beim Wassertrinken Schulden ma» chen kam,, das zeigen die Wasser freu »de in Berlin. Es sind ihrer 754, auch im letzten Jahr haben sie mehr ausgegeben als eingenommen und das Geld, das zu Wasser geworden ist, beläuft sich bereits ans 125,502 Thalcr.

Wer all werden will, melde sich um die Pfarrei zu Warnten Hagen *nr Mecklenburg. Sie wird eben erle­digt und ist die beste Lebensversicherung. Seit 300 Jahren hat sie nur 7 Prediger gehabt. Vier Inhaber feierten auf der Stelle ihr goldenes Amlcjiiblläum.

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