Karl Linau's Studienjahre.
Als Karl der Väterliche Als Knabe hold erblüht,
Ist, um sein Glück zu gründen,
Sie ernst und sehr bemüht.
In heil'gen Tempelhallen Ton einst sein lehrend Wort,
Und trage, wie auf Schwingen,
DaS Herz zum Himmel fort.
Ihn reißt'S vom heil'gen Dunkel, Drein sich Dogmatik hüllt,
Hinaus auf Berg und Auen,
Mit Blüthen angefüllt.
Ihr Reiz macht ihn vergessen Die allergrößte Pein,
Die mit hebrä'scher Sprache Wie Schwert ins Herz dringt ein.
Schon dringt der Lehrer Klagen Dem Vater ernst an'S Ohr:
„So steigt Ihr Sohn als Pred'ger „Zur Kanzel einst empört
Gereist von Zornesglühen Kommt der Entschluß zu Tag:
„In einer Schusterlehre „Er seine Schuld abtrag'."
Ein Weiser tritt dem Vater In ruh'ger Stunde nah,
Der durch des Jünglings Mühen Tief in den Geist ihm sah.
„Weih'n wir den wackern Jüngling „Der Slerzte Jüngerschaft;
„Er heilt dann Vieler Leiden „Durch seiner Blüthen Kraft."
Besänftigt folgt der Vater DeS weisen ManneS Rath,
Der herrlich bald d'rauf krönet DeS SohneS hohe That.
Er sicht sich neu geschenkt Der holden Pflanzenwelt.
Ihr Wesen zu erforschen Kein Hinderniß ihn hält.
Durch Thäler, wilde Gründe,
Auf düstrer Berge Höh'n,
Sie freundlich einzusammeln,
Eilt er in SturmeSwehn.
Ihn schmerzen wunde Füße,
Weil ßhwer ihn Armuth drückt,
Da, um nur Schuh' zu kauferr» Der Pater Geld nicht schickt.
Darob erbarmt- der Freunde,
Die Gott mehr hat beglückt,
Sie schenken alte Schuhe,
Die er mit Karten flickt.
Die dienen statt der Sohlen;
Wo noch ein Schaden mahnt,
Mit dicker BaumeSrinbe,
Zu helfen, er ihn band.
Nm Weltschmerz unbekümmert,
Steigt er in Licht und Luft,
Als trüg ihn wie auf Flügeln,
Der holden Blüthen Duft.
Anekdote.
— Der Präsident von *** war dem Trunk sehr ergeben, und dieß war dann die Ursache, daß er sein AmtSgeschäft oft sehr vernachläßigte. Der Fürst von ***, der ihm wegen seines WitzeS und seiner übrigen guten Eigenschaften sehr gut war, sagte ihm einst, daß er doch einmal anfangen möchte, mehr Fleiß und Ordnung in seinen Geschäften zu zeigen und minder Wem zu zechen, denn er fürchte, daß er über lang ober kurz sich genöthtget sehen würde, ihm den Abschied zu ertheilen. „Mein lieber *** sagte er, ihn mit den Finger beim Weggehen drohend, „ich fürchte, der Krug.geht so lange zu Wasser, bis er bricht.« „O, verfehle der Präsident: dafür bin ich sicher, mein Krug gehl nie zu Wasser, immer nur zu Wein.«
Gemein n ü tz i g e s.
Sehr einfache und sichere Mittel, Ameisen zu vertreiben.
Die Erfahrung bestätigt, daß Pottasche, oder auch jedes Laugensalz, mit etwas Zucker oder Honig vermengt, ihren Tod herbeiführt. Man stellt es in kleinen Gefäßen unfern von der Wohnung dieser ungebetenen Gäste; in Zeit von 24 Stunden werden keine mehr am Leben sein.
Außer diesem sind auch folgende Mittel anwendbar:
1) Pulverisirter Kampher. Er wird in Behältnisse» und Schränken, wo die Ameisen vertrieben werden sollen, auch um Pflanzen und Gewächse herum gestreut. Mit Tragantschleim und etwas Wasser angefeuchtet, streicht man ihn auch um den Stamm der Pflanzen und der Bäume.
2) Sägespäne, mit Syrup oder andern Süßigkeiten angefeuchlet unlz in tiefen Gefäßen hingestellt. Die darin sich ansammelnde» Ameisen tödtet man, indem man sie in siedendes Wasser wirst.
3) Man scharrt ein ziemlich großes Stück lebendi» gen oder ungelöschten Kalk »i den Ameisenhaufen und gießt Wasser darauf. Die dadurch entstehende Hitze und der Dampf vertilgt eine große Anzahl, und die übrigen, die demTobe entrinnen, kommen nie wieder auf die Stelle, weil sie den Geruch deS Kalkes nicht leiden können.
4) Die Ameisen können nie anders als durch daS Aufkriechen an dem Stamme auf den Baum kommen und daS Obst beschädigen. Dieses kann aber leicht dadurch verhindert werden, wenn man in der Mitte deS Stamme- rings um den Baum einen vier Finger breiten Ring von Wagenschmiere oder sogenannte Karrcnsalbe anbringt, worüber sie nicht wegkriechen können.
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