Allerlei.
Backen und Brod.
Mit Recht setzt eine tüchtige Hausfrau ihren Stolz barem, recht hohes Brod mit großen Blasen backen zu können und eS liegt ein tiefer Sinn in der Freude der Braut, wenn ihr das Hvchzeiibrod gerätst. Gewiß ist eS auch nicht gleichgültig, wie dieß gewöhnlichste aller Nahrungsmittel zubereitct wird, und wenn man auch zu weit gehen würde, wollte man behaupten, daß die Nahrung direkten Einfluß auf Gesittung und Größe eines Menschen ausübte, so läßt sich doch der hohe Werth eines gut bereiteten Nahrungsmittels, das dadurch erst zu einem gesunden wird, einsehen. Festes, nicht in die Höhe gegangenes Brod ist unverdaulich und wird so nicht allein zu feinem Nahrungsmittel, sondern wirkt auch geradezu sckäd- lich auf die Verdauungsorgane, wie alles Unverdauliche. — Für manche Hausfrau ist eS vielleicht angenehm, den Hergang zu erfahren, der bei der Verwandlung deS MehleS in Brod stattfindet. Das Mehl enthält vorzüglich zwei Stoffe, einen, der seiner in, fenchten Zustande klebenden Eigenschaften halberKleber genannt wird undS tä rke. Erstcrer bewirkt auf Zusatz von Wasser in der Wärme die Verwandlung eineS kleinen TheilS der letzteren in Zucker und dieser ist es, welcher durch seine fernere Verwandlung daS Ariflockern beS BrodeS bedingt. Er erleidet nämlich durch die Einwirkung von Sauerteig oder Hefe eine Verwandlung in Weingeist und eine Luftart, die sog. „fire Luft," die nämlich, welche daS angenehm Saure des Selter's Wasser, das Perlen des BicreS und Champagners verursacht. Sie ist der Grund für die Blasenbildung im Brobe, indem die Zähigkeit des Klebers ihr Entweichen verhindert. Damit nun aber der ganze Teig durch sie aufgelockert werden kann, muß eine gleichförmige innige Vermengung deS Sauerteigs oder der Hefe mit demselben statlfinden. Dieß bezweckt und erreicht daS sorgfältige Kneten. Die Hitze deS Backofens bringt durch Ausdehnung der „firen Lust" »r den Blasen eine noch größere Auflockerung hervor, verdampft bas Wasser^ und den Weingeist, der, wie eS zuweilen in großen Bäckereien geschieht, durch geeignete Vorrichtungen gewonnen werden kann. Der saure Geschmack des Schwarzbrotes rührt von einer durch den Sauerteig gleichzeitig bewirkten Bildung einer Säure her, derselben, welche in der sauren Milch enthalten ist. Bei Conditoreiwaaren kann die Lockerung deS Teiges natürlich weder durch Sauerteig noch Hefe bewirkt werden, eS geschieht hier durch Zukneten von Stoffen, welche bei der Hitze deS BackofenS verdampfen und so auflockernd wirken. DaS sog. „Hirschhornsalz" bewirkt dieß am besten und ist unschädlich, zumal eS vollkommen aus dem Gebäck verflüchtigt wird.
Die Strohflechterei wurde in der Schweiz vor 65 Jahren (1790) durch Jakob JSler in Wohlen eingeführr. Anfänglich beschränkte sich die Fabrikation auf wenig kunstreiche Arbeiten, nach unv nach gewann sie aber an Umfang und Schönheit, besonders durch Ernführung von Maschinen. Den größten Aufschwung nahm das Ge
schäft seit 1830; es wurde nun neben dem Stroh auch Pferdehaar, Seide, Manillahans verarbeitet. Gegenwärtig werden jedes Jahr für 8 bis 9 Millionen Stroh- waaren aus der Schweiz auSgeführt. Von dieserSumme bleiben durchschnittlich 75 bis 80 Prozent für Arbeitslohn und Gewinn im Land. Wird dieß in Siroh verarbeitet, so betragen die Kosten des Rohstoffes gar nur 10 Prozent, welche großentheils auch noch im Laude bleiben.
In Brasilien gedeiht jetzt die Thee pflanze so gut, daß der Thee, den mau dort in großer Menge baut, dem chinesischen bald nicht mehr uachstehen wird. Jedenfalls werden die Theekränzchen bald den Kaffeekränzchen den Rang ablaufen, weil sie viel wohlfeiler sind.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika sind jetzt 7 50 Papierfabriken in Thätigkeir. Sie arbeiten mit 3000 Maschinen unv liefern im Durchschnitt 250 Mill. Pfund Papier in einem Jahr. Zu dieser Papiermasse sind wenigstens 405 Mill. Pfund Lumpen nolhwenvig.
Es gibt in Deutschland (ohne O-streich) 75 bis 80 Millionen Thaler Papiergeld ohne MebaUdeckuiig. Oldenburg, Mecklenburg, Hamburg, Bremen u. s. w» haben gar kein Papiergeld, in Hannover nur die Residenz. In den übrigen Staaten kommt auf den Kopf, in Anhalt- Köihcn-Desfau 31.« Thaler, Ankalt-Bernbiirg 11, Königreich Sachse» 5,°, Coburg-Gotha 4, Neuß j. L. 3,s, Braunschweig 3 7 , Meiningen 3 «, Kurkeffeu 3>;, Preußen 3,z, Rudolstadt 2„, Weimar 2,z, Alkenburg 2,, Darmstadt 1,z, Nassau 1,z, Württemberg 1,», Baicrn 1,», Baden 0,», Schwerin 0,» Thaler.
Anekdoten.
—- In der Candldatenliste, welche Friedrich dem Großen vierteljährlich zugeslellr werden mußte, laS die- ser bei einem gewissen Lieutenant Lilienborn immer: „Guter Dichter, schlechter Soldat." Bei der Revue reitet der König auf lh» zu und sagt: „Mache Er sogleich einen VerS." Der Lieutenant fängt an:
Gott sprach in seinem Zorn:
D» Herr von Lilienborii,
Sollst hier auf dieser Erden Nicht mehr als Lieutenant werden.
„Er ist Hauptmann; aber macke Er sogleich »och einen Vers." Der neugebackene Hauplmann fängt an:
Der Zorn hat sich gewandt,
Hauplmann werd' ich genannt;
Doch hält' ich Equipage,
So hält' ich mehr Courage.
„Die soll Er haben; aber mache Er keine Verse", sagte der König.
— Ein Berliner Tischlermeister bot seinem widerspenstigen Lehrburschen Ohrfeigen mit folgenden Worten an: „Wenn du weißnäsige Kröie nu nich den Ogenblick det Maul halst, so werfe ick dir einen Fünsdahlerschein in deVich- sionomie, deß du acht Dage dran zu wechseln haben sollst!" —
LeranlUurtliche Redaktion; Hölzle. Druck und herausgegeden von der G. Zaiser'scheu Buchhandlung,