Rohr1>orf.

Erwiderung.

Ein Wahlmann sagt im Jotelli- ^enzbiatt Rro. 104:

Hierauf hat Einsender dieses zu erwidern, daß die von Herrn Koch alS Lügen bezeichnten AuS- sagen seiner Gegner Wahrheit sind, und wer eS nicht glauben will, den Beweis einsehen kann bei einem Wahlmann GeiglcS*.

Dieser Wahlmann ist Herr Schult- heiß Gänßle von Walddorf.

Indem ich das, waS ich im Intelli­genz-Blatt Nro. 101 über »lügenhaf­tes Getreibe" sagte, in seinem gan­zen Umfang aufrecht halte, bin ich durch den oben angeführten Artikel eines Wahlmann'S veranlaßt, die Sache aufzuklären, welches zu meiner Ler- dächtigung Anlaß gegeben haben mag.

ES wurde nämlich ausgesagt, ich, beziehungsweise daS Fabrikgeschäft, bei dem ich betheiligt bin, feie im Besitz eines Staats-ÄnlehenS von 10,000 bis 20,000 fl. zu 2°/» Verzinsung, ich seie deßhalb von der Regierung abhängig, und eS seie nicht rathsam, mich zum Abgeordneten zu wählen. Nachdem ich bei der Ebhauscr Wäh­ler-Versammlung, in der Herr Gänßle gegenwärtig war, dieses Gerücht Lügen gestraft habe, wurde dieß von einigen Wählern doch fortwährend verbreitet, und zwar wenige Tage vor der Wahl in Dösingcn noch gesagt, daß ich wirk- lich ein Anlehen von 20,000 fl. ä 2°/, verzinslich vom Staate besitze. Zu­letzt an den beiden Wahltagen war Herr Gänßle bereit, schwarz auf weiß zu beweisen, daß eS dem so seie, denn er besitze ein Dokument, welches einen Zinsenrückstand von 132 fl. enthalte. Nun zur Aufklärung der Sache.

In dem Nothjahre 1847, als die K. Regierung nach allen Richtungen deS Landes Commiffäre aussandte, um Erkundigungen einzuziehen, ob und wie den arbeitslosen und brodlosen Leuten Arbeit gegeben werden könne, kamen die Königl. Commiffäre, Herr Oster tag von Stuttgart und Herr Merkel von Eßlingen, beide Mitglie­der deS damaligen Gewerbe-Vereins in Stuttgart, nach Ebhauscn, nahmen mich dahin mit, beriefen den Kauf- mannSchöttle u.GottfriedSchöttle und befragten sie, ob sie nicht geneigt

wären, zur Hebung der Industrie und zur Beschäftigung arbeitsloser Woll- weber in Ebhausen die Wollmouselin- Weberei einzufühien, und stellten ibuen hiezu ein StaatSanlchen von 2000 fl. zu 3°/, Verzinsung in Aussicht, in­dem sie beifügten, daß man ihnen ei­nen Schaden, der sich allenfalls bei diesem Probcgeschäst ergeben sollte, nie zumuthen werbe. Die beiden Schöttle erklärten sich endlich nur un- ter der Bedingung zu diesem Unter­nehmen bereit, wenn ich mich dabei betheilige. Im Interesse Ebhausens habe ich mich dazu hergegeben und die Wollmouselin-Weberci wurde un­ter der Firma ,,JohS. Schöttle u. Comp." eingcführt, und von diesen beiden Schöltle hauptsächlich geleitet und besorgt. Allein zeigte sich bald, daß man nur mit Verlust arbeiten könne, und so gab man dieses Geschäft im Jahr 1849 wieder aus, zahlte den Erlös aus dem verkauften Wollmon- selin an die StaatS-Caffe zurück, den Verlust übernahm die K. Centralstelle für Gewerbe und Handel, und eS blieb auS den vorgeschossenen 2000 fl. bei der Staats-Casse noch ein Rest

von.84 fl. 30 kr.

An Zinsen, auS abbe­zahlten 550fl.25kr. vom3.

Sept. 184850 » 3°/° 33 . 2 An ditto, auS 426 fl.

22 kr. vom 3. Sept. bis 22.

Okt. 1850 .... 1 , 43 ,

An ditto, auS 39fl. 33kr. vom 3. Sept. biS 22.Nov.

1850 ..... M 15 ,,

und ans den restirenden 84 fl. 30 kr. vom 3. Sept.

185055 . . .

12 40

132 fl. 10 kr.

Diese Berechnung hat, Herr Gänßle wahrscheinlich in Händen, weil er von einem Zinsenrückstand von 132sj. spricht.

Dieser Restbetrag liegt in dem in Ebhausen aufbewahrten Inventar, be­stehend in Webstühlen und Webge­schirren, die wir ohne Einwilligung der K. Central-Stelle für Handel und Gewerbe nicht veräußern dürfen, da deren Werth zum größeren Theil ihr angehört.

Ferner wurden im Jahre 1847 dem Bezirks-Armen-Verein in Nagold von der Centralleitung des WohlthätigkeitS Vereins ein Kapital von 1500 fl. zu

dem Zweck zugewi'efen, Wolle aufzu- kaufen, um den älteren und gebrechli­chen armen Leuten, welche noch Uebuug im Kämmen und Handspinnen von Wolle haben, Arbeit zu geben. Die Leitung dieses Geschäftes wurde mir übertragen und ich stellte zu weiterer Besorgung Agenten in Walddorf, in Ebhausen und in Wildberg hiezu auf.

Nachdem die Thenrung vorüber war und das Jahr 1848 dem Verkauf deS GarneS nicht günstig war, gab ich das mühevolle Geschäft auf und zahlte da» hiezu empfangene Geld nach gestellter Endabrechnung an den Kassier Herrn O.-A.-Arzt Dr.J enisch zurück. Die­ses Kapital im Betrag von 1500fl. wurde im Jahre 1851 zur Gründung einer Leihkasse für arme Wollweber verwen­det m d Herr I. Kappler von hier durch den Ausschuß des Bezirks-Armeit- Vereins als kassier aufgestellt. Es erhält statutenmäßig jeder Wollweber gegen ein Faustpfand 50 fl. auf 4 Monat ü 4"jo hieraus Vorschuß, und ich habe nichts dabei zu schaffen, als die Faustpfänder zu tarircn und auf­zubewahren, was mir wenig Lust macht, und wünschte ich mit dem Kassier, daß dieses Geschäft in andere Hände übergehen möchte.

So habe ich denn seit dem Jahre 1847 im Dienste der Armen-Fürsorg« gearbeitet, doch kann ich nicht sagen Undank ist der Welt Lohn", denn vie Ceutralleitnng deS Wohlthätig- kelts-Vereins hat, in Beziehung auf meine Besorgung der Handgaruspin- nerei, in einem Erlaß vom 13. Febr. 1851 an den BezirkSarmenverein in Nagold mir den Dank für dielo- benswerthe und uneigennützigen Be­mühungen" auSgedrückt, und diesen Dank bei der Endabrechnung, im Ver­ein mit dem königl. Ministerium deS Innern, wiederholt auSdrücken lassen.

Wie Herr Gänßle auS all diesem veranlaßt werden konnte, Stoff zu einer Wahlagitation geg -n mich heraus» zufinden und zu behaupten, ich habe ein StaalSanlehen, kann ich nicht be­greifen, hier liegt mehr als Jrrthum im «spiel.

Ob eS aber männlichehrenhaft* ist, so zu handeln wie geschehen, daS i überlasse ich dem öffentlichen Unheil, i Hat aber Herr Gänßle ein anderes Dokument, daö Anderes oder mehr