schränkt. Was die Chargen betrifft, so zählen die bisheri­gen Rottenmeister fortan zum Stande der Soldaten und ist die Charge des Obermanns die des niedersten Unteroffiziers. Diejenigen Soldaten, welche dieses Frühjahr ausgedient ha­ben, erhalten keinen Abschied eine Folge des neuesten Rckrutirnngsgcsetzcs, daö dem Kriegsministerium die beiden jüngsten Jahre der Erkapitulanten zur Verfügung stellt.

Tages-Nenigkeiten.

Die Selbstmordsversuche sind leider immer noch viel an der Tagesordnung. So hatte in Pforzheim ein Bijou­terielehrling durch einen Pistolenschuß in den Mund sich derart verletzt, daß an seinem Aufkommen sehr gezweifelt wird. In Stuttgart suchte ein preußischer Soldat aus He- chingen, woselbst er seinen Bruder besuchte, auf ähnliche Weise seinem irdischen Dasein ein Ende zu machen, was ihm ebenfalls mißglückte, indem er greulich verstümmelt jetzt im dortigen Krankenhaus liegt. Widerwillen gegen das Einrücken in seine preußische Garnison scheint das Motiv zu dieser That gewesen. In Eßlingen wurde ein Fabrik­arbeiter, der seinen Tod im'Neckar suchen wollte, dem es aber zu kalt darin gewesen sein muß, oberhalb des Wasser­hauses am Ufer, vom Schlage gerührt, lobt gefunden.

Pforzheim, 20. März. Wie man hört, soll dem­nächst eine Versammlung von Stuttgarter, Hanauer und Pforzheimer Fabrikanten in Heidelberg stattfinden, und da- bei der Versuch gemacht werden, gleichmäßige Bestimmun­gen über den Gehalt der deutschen Gold- und Silbrrwaaren zu treffen. (S. M.)

In Augsburg hat ein Mann, Namens Koch, der sich bis jetzt kümmerlich ernährte, ganz unerwartet eine reiche Erbschaft gemacht. Derselbe war seither Grabbcter, d. h. er betete gegen Bezahlung auf den Gräbern und übte das beschwerliche Amt eines Weckers bei den Bäckergesellen. Nun ist er ein Mann von wenigstens 80,000 fl., welche ihm der Kunsthändler Hochwind von München hinterlassen hat. (St.A.)

Tie städtische Behörde in Gotha hat den dasigen Bäckern bekannt gemacht, daß wenn ein Theil der Tare an dem Brode fehlt, sie mit dem erstemnale mit 15 Nthlr. und Vertheilung des Brodcs unter die Armen, im Wieder­holungsfälle die doppelte Geldstrafe und sogar ConcesfionS- entziehung zu gewärtigen hätten.

Großes Aufsehen macht die allerdings noch nicht in weitern Kreisen bekannte Thatsache, daß bereits seit einigen Monaten die sonst mit der größten Regelmäßigkeit erfolgte Auszahlung von russischen Apanagen und Pensionen an mehrere in Thüringen lebende Mitglieder des kaiserlichen Hauses oder an andere in nahen Beziehungen zu demselben stehende fürstliche Personen eingestellt worden ist.

Berlin, 20 März, lieber die Resultate der Wiener Konferenz verlautet noch nichls Verbürgtes. Den in der Presse conrsirendcn Gerüchten legt man hier durchaus keine Glaubwürdigkeit bei. Dagegen scheint die hermetische Ab­geschlossenheit der Konferenz und die Nichttheilnahme Preu­ßens die richiige Orientirung darüber hiesigen maßgebenden Kreisen keines wegs abgcschnitlenzu haben. Bei alledem, blei­ben die zuverlässigen Nachrichten darüber dürftig. Äußer

dem Faktum, daß die Bevollmächtigten am 13., 17. und 19. getagt haben, gewährt ein spezielleres Interesse nur, daß die Interpretation nicht nur des 3., sondern auch in Betreff des die Freiheit der Tonaudampsschifffahrt anlan­genden Punktes auf Schwierigkeiten hervorragender Art ge­stoßen und daß die Westmächte wider Erwarten, wenig Nei­gung an den Tag legen, diese Freiheit in dem von Oester­reich gewünschten Maße zu gewähren.

Mal me ne, der Erzieher in Berlin, der seine Pfleq- befohlenen in den polnischen Bock spannte, hungern ließ und mit dem Kantschu lraklirte, ist von den Gcschwornen schuldig befunden und zu 6 Monat Gefängniß verurtheilt worden.

Mazzini hat ein neues Proklam an das piemontesische Heer erlassen; es ist vom 10. Februar datirt. Sonderbar, daß Niemand weiß, wo Mazzini sich befindet; kürzlich hieß es: er habe als Bischof verkleidet der großen Versammlung über die unbefleckte Empfänglich in Nom beigewohnt.

Paris, 20. März. Die Nachricht, daß die Mis­sion des Grafen v. Wedelt gescheites, ist unrichtig. Wahr ist nur, daß die Unterhandlungen einstweilen suspendirt sind, indem General Wedrll noch einen Nachtrag von In­struktionen erwartet, um die ec geschrieben hat.

Paris, 20. März. Der Kaiser hat über 7000 Mann der Garde Musterung gehalten und dabei Folgendes gesprochen:Soldaten! Die Armee ist der wahre Adel des Landes; sie bewahrt die Ueberlieferungen, den Ruhm und die nationale Ehre. Unser Stammbaum ist hier (auf die Fahnen zeigend), jede Generation zeichnet neue Siege ein. Nehmet diese Fahnen, ich vertraue sie Eurer Ehre, Eurem patriotischen Mulhe."

Paris, 22. März. Ter Constitutionncl wiederholt als vollkommen begründet seine neuliche Angabe, daß Oest- reich sich gegen die Westmächle verpflichtet hat, falls Ruß­land bis zum 8. April ihre Bedingungen nicht angenom­men, demselben den Krieg zu erklären. Es sollen die rus­sischen Bevollmächtigen, selbst wenn die Konferenzen in Folge einer abschlägigen Antwort derselben abgebrochen würden, noch einmal zum Einholen neuer Jnstruklionen ermächtigt werden; aber wenn sie bis zum 8. April keine definitive Annahme angezci^t haben sollten, so wird zwischen Oest- reich und Rußland der Kriegszustand bestehen. Tie beim Kriegsministerium bis zum heurigen Tage eingelaufenen freiwilligen Geldbeiträge für die orientalische Armee belau­fen sich aus 1,435,000 Franken. tSt.A.)

Paris, 24. März. Der Abmarsch der Garde be­ginnt diesen Abend. Nach demMoniteur" ist die Session des legislativen Körpers bis zum 11. April verlängert. Gestern waren Friedensgcrüchte verbreitet. (T.D. d. St.A)

In Paris hat man eine dem Golde sehr ähnlichc Masse eemnden, welche sich sowohl zum Schmuck als auch zu häuslichen Geräthschaflen eignen und an Schönheit dem ächten Gold wenig nachstehen soll. Ein Eßlöffel die­ser Masse kostet nur einen Frank.

Sanvage, der Erfinder der Schraubcndampfschiffe, hat den Verstand verloren. Er lebte seil dem Lmrze des Hauses Orleans in seiner Vaterstadt Havre in sehr ärm­lichen Umständen, da er bei der Februarrevolution seine