ein schwarz Gewand gehüllt, daS zugleich ihr Gesicht bedeckt hielt; ihr Schritt war gemessen und ihre Haltung stolz; sie sprach einige Mal mit einem Eunuchen, der sie begleitete, allein das Geräusch war zu groß, als daß ich etwas davon hätte hören können. Als sie näher herankam, wurde eS mit einem Male still unter den Zuschauern, und kein Laut ließ sich mehr vernehmen. Man führte sie endlich vor den Mörser; noch wankte ihr Schritt; sie sprach kein Wort, stieß keinen Schrei aus und weinte nicht; man befahl ihr, nieder zu knieen und ihre Brust an die Mündung zu legen; sie that es. Man legte Stricke um ihre Handgelenke und band sie an das Gerüst, das man zu diesem Zwecke aufgerichtet hatte. Noch gab sie kein Zeichen der Erschütterung von sich. Sie legte ihr Haupt auf den Mörser, und wartete ihr Ende mit einer Fassung ab, die in andern Verhältnissen einem Krieger Ehre machen würde. Endlich ward das Signal gegeben, die Lunte wurde in die Höhe gehoben und sank langsam wieder herunter; in dem Augenblicke, wo sie nahe an das Pulver heran gehalten ward, verbreitete sich ein allgemeines Schaudern durch die Menge. Schon erglimmte der Zunder — eine lange Pause folgte — ein dumpfes Gemurmel gab sich bei den Zuschauern kund; allein der Dampf verging und die Erplo- sion erfolgte nicht. Die Unglückliche erhob ihr Haupt, um zu sehen, was vorgegangen. Schon erglimmte in meinem Innern die Hoffnung, man wolle die Unglückliche begnadigen, aber bald ward ich enttäuscht. Die Lunte wurde wieder in die Höhe gehoben; die Verurtheilte legte ihr Haupt nochmals auf das harte Kissen nieder, und stieß einen dumpfen Seufzer aus, als wenn sie ihren Geist eben aufgegeben hätte. Sogleich erfolgte die Erplosion und Alles umher ward in Dampf eingehüllt. Nachdem es allmählig wieder hell geworden, bot sich ein schrecklicher, empörender Anblick meinem Agge dar — die beiden Arme hingen mit ihren zerstümmelten Gliedern von den Pfosten herab, an die sie angebunden waren, und einige Schritte davon lagen die zerschmetterten Beine umher. Keine Spur war vom Leib und Kopf zurück geblieben; einige Lumpen von ihren zerfetzten Kleidern, das war alles, was man hier noch sehen konnte. Die Arme wurden hierauf vom Gerüst abgcnom- men, und zwei Frauen, die, sobald die Erplosion Statt gefunden, herbeigeeilr waren, kamen nun an die Stelle heran, ergriffen dieselben, steckten sie unter ihre Hüllen, und liefen damit nach dem Harem, um zu zeigen, daß die Befehle der Gerechtigkeit vollstreckl worden.
Zwei Zwillingspaar Lu einem Jahr.
Kürzlich sollte in einem zum Arrondissement von Metz gehörigen Cantou die junge für 1854 ausgehobene Mannschaft das Loos ziehen. Da stellten sich vier Brüder unter den Loosendeu aus zum Erstaunen Aller. Zwei dieser Zwillingsbrüder waren im Januar 1834 geboren, die andern beiden von derselben Mutter Mitte Dccembcr des nämlichen Jah-s. __
Warnung.
Es gibt unvorsichtige Menschen, welche die Gewohnheit haben, Holzkohlen durch dm Hauch zu beleben. Ließ ist
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nicht nur für die Lungen schädlich, sondern es kann auch noch unmittelbare Gefahr bringen. Kürzlich hat ein Mädchen zu St. Omer Kohlen angeblasen und sich dabei ihrer Lunge statt des Blasebalgs bedient. Plötzlich fiel sie um, und wäre erstickt, wenn nicht sogleich Hilfe herbeige- kommen wäre.
Aphorismen.
* Viele Leute verwechseln Eitelkeit und Stolz: Stolz ist eine hohe Meinung von seinem eigenen Verdienste und von seiner Erhabenheit über Andere; Eitelkeit dagegen besteht nur in dcr Begierde andere Menschen mit sich und seinen Talenten zu beschäftigen. — Der Stolze beleidigt andere Leute, weil er sie tief unter sich glaubt. Der Eitle aber schmeichelt ihnen in einiger Hinsicht, weil er sie wie seine Richter betrachtet, nach deren Beifall er geizt.
* Es gibt viele Leute, welche Heils aus Faulheit, thcilS aus Mangel au Geist, niemals selbst denken: sie wählen sich ein ihrer würdiges Orakel, das sie um Rath fragen, und dessen Aussprüche sie blind nachbeten und wiederholen. So darf man denn auch solche Personen nicht selbst dafür ansehen, wenn sie sich langweilen oder belustigen, wenn sie loben oder schänden und wenn sie dieses Spiel auch bis ans das Aeußerste treiben; denn diese Neigung ist eine unbedingte Zugabe der Dummheit.
Anekdote.
„Hole mir ein Pfand Taback, geh' dann in die Leihbibliothek und bringe mir Spindlers „Jude" mit," sprach der Herr zu seinem einfältigen Diener. Der letzte Auftrag schien dem Burschen ctamS kitzlich. Er nahm das Adreßbuch und suchte den Namen Spindler auf. In einem abgelegenen Thcile der Stadt gab es einen Hauseigcnthümer dieses Namens. Nachdem der Bursche den Taback gekauft und die Bücher umgetauscht halte, begab er sich zu dem Hausbesitzer Spindler. „Bin ich hier recht bei Herrn Spindler?" „So heiße ich, was wollen Sie?" „Ich soll von Ihnen einen Juden abholen." „Drei Treppen hoch wohnt der alte Nathan, er handelt mit Lotterieloosen." Froh, seinen Manu gefunden zu haben, eilte der Diener hinauf. Nathan wunderte sich sehr, zu einem ihm völlig unbekannten Herrn gerufen zu werden, ging aber mit, und steckte ein Päckchen Loose ein. Der Bediente brachte nun seinem Herrn Taback und Bücher. Dieser sah die Titel der Bücher durch und murmelte: „Oho! der „Jude" war schon wieder nicht zu Hause?" „Ja wohl war er zu Hause," versetzte schnell der Diener, „ich habe ihn mitgebracht." „Wo ist er denn?" „El unten?" „Was soll er denn unten, bring' ihn herauf!" Der Diener holte eiligst den wartenden alten Nathan herauf. Es war dem Herrn nicht möglich, über das Mißverständniß zu schelten, er mußte lachen, bedauerte aber den alten Nathan, daß dieser sich so weit herbcmüht habe. Nathan war aber nicht so leicht abzuspeisen. Der Herr mußte ein Loos kaufen. Bei dcr nächsten Ziehung fiel der Hauptgewinn auf dieses Loos. Nun empfing noch der Tropf von Diener eine glänzende Belohnung seiner Dummheit.
G. Zaiter'scheu Buchhandlung m Nagold»