und für kommende Dinge Geld bewilligen; der altcnbur- gische beschäftigt sich mit Wahl- und Preßgesetzen, mit Entschädigungen und Crediten, der gothaische mit den Domänen, die er zwischen Land und Fürstenhaus theilt; der württembergische sträubt sich etwas anderes zu lhun, alS den Haushalt des Staates in Ordnung zu bringen und erklärt, zu weit und tief eingreifenden Veränderungen und Gesetzen sei weder Zeit, noch Geld da. Der preu- ßische Gesammtlandtag trat am 30. November zusammen, zum erstenmal das preußische Herrenbaus.
Turin, 26. Nov. Mazzini hat ein neues Auf- standsmanifest in Umlauf gebracht. Der Zeitpunkt (heißt es darin) sei günstig; man möge dcßhald eil-n, eine Nationalkasse zu bilden, Gelder zusammenzuschießen u.dgl.
Paris, 29. Noo. Gestern ist Eöpartero der Zweck seiner Sprengung des ikabinets gelungen; die CocieS haben ihn zu chrem Präsidenten erwählt, O'Donneit zum Vizepräsidenten. (Tel. B. d. Schw. M. -
Paris, 30. Novbr. Die französischen Kammern sind auf den 26. Dez. einderufen. — Aus Madrid vom 29. meldet man, daß Dulce, Madoz uno Peralcs (neben Espartero und O'Lonnel) in das Bureau der Cortes gewählt sind. (Tel. B. d. Schw. M.)
Paris, 29 Nov. Ich vernehme so eben aus guter Quelle ein höchst interessantes Faktum: es ist eia dloscr Besuch, aber was für ein Besuch — Lord Palmerston beim Fürsten Carioryskl, der englische Premier in pvtto beim König von Polen in pvlio! Die Leser werden nicht in Verlegenheit sein, Betrachtungen daran zu knüpfen. Ich glaube ferner versichern ,u können, daß am hiesigen Ort lebhafte Beschwerden von Omer Pascha über deren passiven Widerstand, den sie ihm überall entgegensetzen, eingelaufen sind. Sie sollen ihm, wenn ich recht berichtet bin, geradezu erklärt haben: Er möge nicht über Fromosa hinaus operiren, widrigenfalls der General Luders die Offensive ergreifen werde. UcbngenS wird rS fetzt mit Omer Paschas Beschwerden ein Ende haben, seitdem das Absenden von 20,000 Mann Franzosen nach dem Pruth beschlossen ist. Eine Diversion in Beffara- bien wird übrigens» ganz abgesehen von dem damit verbundenen politischen Zweck, auch militärisch dringend nöthig, da man hier Nachricht hat, daß die Verstärkungen für die russische Krimmarmee in Masse unter- Wegs sind, worunter namentlich viel Kecntruppen, und daß man in St. Petersburg vor Jahresende die Streit- »acht in und um Sebastopol verdoppelt haben will!
Lord Palmerston sprach bei einem offiziellen Mahle in Paris folgende bedeutsame Worte mit erhobener Stimme: „Man muß den Czar bis zur Ohnmacht Herabdrücken, und zwar für alle Zeiten, und wenn auch England seine ganze Cristen; dafür einsetzen müßte, wohlan, es würde bereit sein!" In diesem Sinne wirkt der englische Minister der Napoleon und man sagt, er sei auf besonderen Befehl der Königin gekommen.
Die Welt weiß noch blitzwenig davon, was Lord Palmerston mit Kaiser Napoleon verhandelt hat. Doch soll er ihm gerathen haben, gio Lein Lande mehr Freiheit und nähere Dich mehr den verstoßenen Männern
von Talent und Charakter — und alle Welt freut sich schon über das Gerücht.
AuS London berichtet der Telegraph, daß wieder ein Auswanbecerschiff aus Bremen „New-Era" gescheitert ist und daß nur 155 Personen gerettet worden sinv. Wo und wie das Unglück geschehen, wird noch nicht angegeben.
Daö englisch-französische Anlehen zur Fortsetzung des Kriegs im Orient scheint seinem Abschluß nahe und man glaubt, es werden schon in den nächsten Tagen amtliche Mittpeiiungen erfolgen.
Die näheren Berichte über die Schicksale der eng- > ltsch-französischen Pontusflotte in Folge des Sturmes § vom 14. Nov. sind wirklich schauerlich und lassen einen ^ ungeheuren Verlust an Menschenleben und werthvollem Mater,al beklagen. Eine Konstantinopler Nachricht vom ^ 20. Noo. sagt: Bei dem Sturm vom l4. scheiterten 32 englische Transportschiffe. Die Schraubendampfer „Prince" und „Secnympbe," erstercr mit Winterkleidern für die Armee, Barschaften für dieselbe, sind mit der gesamm- len Mannschaft unrergegangen. Die Dampfer „Donau," „Brenta," „Minna" und daS Linienschiff „Tansparell" haben 5 Fuß Wasser im Raum, der Lmienschrauber „Agamemnon" strandete, blied jedoch flott. Der Räder- vampfer „Samson" verlor seine Maschine. „Retribution" mußte alles Geschütz auSwerfen. „Cambridge schwebte in großer Gefahr. Der Dampfer „Terrible" legte seine Reise mühevoll zurück. Die Franzosen verloren die Linienschiffe „Henri quatre" und „Pluton". Ein türkisches Linienschiff verlor seine Masten. Ein großer Theil der Flotte wird daher in Konstantinopel zur Reparatur erwartet.
Da alles in der Krimm sich zu einem Winterfeld- zuge anläßt, so ist die Temperatur deS Landes von Wich» tigkeit. Humbolo gibt die mittlere Temperatur deS Winters bei Sebastopol auf 2,,° an. Die Stadt liegt auf der (isotbermen) Linie mir Mailand, Pavia, Washington, günstiger als Genf, ungünstiger alö Paris. Die mittelste Temperatur des kältesten Monats (Januar) beträgt 1,z°, bei Turin 0,§°, bei Paris 1,g°. Für die Verbündeten ,si aber die Hauptsache, ob sie stille oder stürmische Tage und Nächte zu erleiden haben.
Die russische Kaiserfamilie stellt aus ibren Leibeigenen ein eignes Schühenregiment und schickt eS in die Krimm.
Nach Fürst MenschrkoffS Bericht an den Czaren waren die russischen Großfürsten N-colaus und Michael nicht hinter der Schlachtlinie, sondern mitten in der Schlacht und zeigten sich unerschrocken und mutdi'g. Im heftigsten Feuer besuchten sie auch die Artilleristen und Batterien in Sebastopol. Mcnschikoff erbittet für sie den Militäc-Ordrn.
Ein reicher Petersburger Kaufmann mißhandelte und beschimpfte einen Franzosen. Unvermutbet wird er vor den Kaiser Nicolaus gerufen. „Warum hast du das geiban?" Majestät aus Haß gegen die Franzosen!
— „Aus Haß gegen das Volk? sonst hast du keinen Grund?" — Keinen! — „Gut, so nimm die Muskete,