in und um Sebastopol der Russen schirr zu viel. Sogar manchen tapfer» Leuten ist'S schon mehr Angst um die Verbündeten als um die Nüssen. Sie rathen zum Sturm, damit die Geschichte um jeden Preis schnell zu Ende gehe; denn wenn erst der Nordsturm auf dem schwarzen Meere sich erhebe, sei die Einschiffung gefähr- lich und, wenn die Russen sich zusammennahmen, ohne ungeheure Verluste fast unmöglich. Zu einer regelmä- ßigen, kunstgerechten Belagerung, wie sie in Aussicht flehe, fehle die Zeit. — So schwarz sehen die verbün. deten Generale nicht.
Es ist jetzt die Frage, ob Rußland die bekannten 4 Friedensbedingungen, auf welchen die Wcstmächte und Oestceich bestehen, annimmt, weil sie Preußen zum dritten Mal und nachdrücklich in Petersburg befürwortet hat. Die wichtigere Frage aber ist, ob die Westmächte, namentlich auch Oestreich jetzt noch mit den 4 Punkten zufrieden sind. Darüber hak Preußen in Wien angefragt und Rußland möchte das vor allen Dingen wissen, ede es ant- wertet und sich blos gibt. Zn Berlin erwartet man aus Wien und Peterburg ein Za — und ein einziges Nein wäre schon ein Strich vurch die Friedensrechnung.
Paris, 9. November. Auszug aus der Thronrede der Königin von Spanien. Bei der gestrigen Cor- teS-Eröffnung sagte dieselbe: Sie sei nie m't so vieler Freude und Hoffnung in die Mitte der Volkserwählien getreten. Am 26. Juli habe sie die ganze Wahrheit über die Lage des Landes eifahren. Sie vertraue rückhaltlos auf die edle und patriotische Gesinnung derer, welche sich angestrengt hatten, die neue Aera des Wohlbefindens und Glückes zu befestigen, welche für daS Vaterland beginne. Sie sei treu den an jenem Tage vor Gott und der Welt abgelegten Versprechungen geblieben. Immer habe sie die Freiheiten und Rechte der Nation geachtet und werde sie stets achten. Sie hoffe, eö werden die Garantien von den Volksoertretern rn den Berathungen des Grundgesetzes, daS sie anbefohlen, fest- gestellt werden,-- Oie Thronrede wurde mit Begeisterung ausgenommen. ^- (T. B. d. Schw. M.)
Die Vorschläge zu Veränderungen der europäischen Karte, welche hie und da in französischen Blätiern aus- tauchen, sind wohl doch nicht ganz Seifenblasen. Der französische Kaiser ist zwar klug und wird niemals weiter schreiten, als es die Umstände erlauben, aber die französisch-kaiserlichen Bergeößerungspläne, deren vorsichtiges Anstceben ihn zugleich in der öffentlichen Meinung der Franzosen und damit auf dem französischen Thron befestigt, bat er gewiß nicht völlig aufgegeden. England, daS zunächst nur immer für sich sorgt, wird «hm nicht in den Weg treten, so wie eö dabei Bortheile für sich selbst ziehen kann. So sind z. B. die Mürat'schcn Bestrebungen, welche gegenwärtig in Neapel auftauchen, für daS dortige Herrscherhaus gewiß nickt so unbedenklich. Die Rbeingrenze liegt natürlich gegenwärtig noch außer dem Bereich der napolconischen Bestrebungen, aser Belgien scheint schon etwas mehr in freundliche Berücksichtigung genommen. Könnte England Sicilien erhallen, so würde es sich vielleicht vor einem Müral'schen Königreich
Neapel gar nicht so sehr entsetzen; und daS Mittelmeer hat noch so viele schöne Inseln, daß eS zuletzt auch die Hand böte, Oestreich zu vermögen, sich für seine italienischen Provinzen durch die Donaufürstenthümer entschädigen zu lassen, und den König von Belgien zu gewinnen , für seinen Sohn gegen daS Abtreten Belgiens an Frankreich ein Königreich Oderitalien einzutauschen. Zwar liefe alles das zuletzt auf Kosten der Türkei hinaus und es bestehen Verträge, daß ihre Integrität erhalten werden soll; aber die Türkei wird die ungeheuren Kriegsrechnungen, welche ihr ihre Freunde machen werden, wohl nicht anders decken können, als durch freiwillige Abtretung von Provinzen, und daran tbäte sie zuletzt auch klug; denn eS ist besser, über-weniger Provinzen schuldenfrei zu regieren, als für die Ehre eines wettausgedehnten Reiches, das den Unterihanen nichts hilft, letztere mit drückenden Abgaben zu belasten.
In Rom herrscht die größte Aufregung wegen eineS wunderlhätigen ChristusbildeS, welches die Augen bewegt haben soll! 54 Zeugen haben die Wahrheit dieses
Wunders durch Eidschwur bestätigt. Tausende wallfahren täglich zu diesem Bilde.
Das Geheimmß.
(Nach dein Französische» de» Paul d« stock, von C. Gabt.)
(Schluß.)
Frau von Apremont sagte nichts weiter; aber sie' bcharrke aus der Ueberzeugung, ihr Gemahl sei gesehen worden, und da er sich verkleiden mußte, so w.ar ec sicher in eine ganz außergewöhnliche Jntrigue verwickelt. Die junge Frau weinte: „Wie diu ich doch so unglücklich, einen Mann zum Gatten genommen zu haben, der Geheimnisse vor mir hat."
Die Eifersucht ließ nicht lange auf sich warten; denn von dem Augenblicke an, wo inan vor den Frauen Geheimnisse hat, sind sie überzeugt, daß es sich um Untreue Hantel', als wenn wir keine anderen Geheimnisse vor ihnen haben könnten!
Frau von Apremont wollte in die Stadt zurückkeh- ren. Immer gewohnt, den leisesten Wünschen seiner Gattin nachzukommen, geleitete sie der Kapitain schleunigst nach PariS zurück. Hier erneuerten sich nach einiger Zeit die Ungeduld uns Langweile ui Armands Berragen; da sagte er eines TageS zu seiner Gatiin: „Theure, der Spaziergang dev AbendS that mir sehr gut . . . ich befand mich sehr wohl darauf, wahrend unseres Aufenthaltes auf dem Lande. Du siehst wohl ein, daß ich als alter Seemann nothwendlg mir Bewegung machen muß, und daß ich nicht gleich nach der Mahlzeit in einem Salon oder Theater eingeschiossen bleiveu kann."
„Ja, mein Herr, ja, ich verstehe sehr wohl," ent- gegneke Nakhalie, sich vor Aerger in die Lippen beißend. „Gehen Sie spazieren, da eS Ihnen wohl bekommt."
„Indessen, meine Liebe, wenn Oir'v nicht angenehm sein sollte . . ."