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Ziveiundvierziger zu erzeugen. Ist bei so warmem Wetter Durst nicht eine erklärliche Sache, und kann man kS den Mangelhaften verargen, daß sie da Schuh vor brennenden Strahlen suchten, wo der liebe Herrgott seinen Arm herausstrcckte? Ohnehin muß man fa dem armen Vieh nickt allzuviel zumulhen, und der Kutscher ist auch ein Mensch, der eine Gurgel hat.
ES war ei» Herrenleben. Am zweiten Tage waren die Mangelhafte» am Rhein, dessen Silverspiegel sie mit Jubel begrüßten. Und nun begann das, was der Haupk- mann „den Spaß" nannte. Sie zechten in einer Gaststube, und daS Anstoße» nahm kein Ende. Dabei schielten ste alle vier, daß man säst nur das Weiße im Auge sah, und als sie späterhin sich auf eine Bank vor der Thüre setzten, versammelte sich die liebe Jugend und konnte die vier Schielenden nicht genug anstauncn. Auch dem Wirth, der doch schon vielen tausend Gästen Flaschen vorgeletzt hatte, waren vier solche Käuze noch niemals vorgekommen. Die Mangelhaften machten aber ihre Sache vortrefflich, es war ein reger Wetteifer unter ihnen, und Jeder wollte den Andern übertrcffen.
Endlich, AbentS gegen neun Uhr, kehrten sie ein, um Nachtlager zu halten. Sie setzten sich an de» Tisch, um zu speisen. Hier wurde nicht geschielt, sondern alle vier schienen jeder ein Korkholzdein zu haben. Am nächsten Tage stellten sie sich Morgens taub, Mittags dagegen zeigten sie sich in der gewöhnlichen Gestalt, ohne sich Zwang anzuthun. Den „Hauptspaß" hatten sie für den Abend aufgespart.
Sie bestellten im Gasthose ein großes Zimmer mit vier Betten. In der Mitte desselben stand ein runder Tisch. ES war Schlafenszeit. Der Kellner hatte den Herren hinaufgeleuchrek, stellte die Lickter aus der Hand, und Verließ daS Zimmer. Er wurde zurückgerufen.
„Kellner, nehmen sie mir meine Zahne weg."
,/Ihre Zähne, Herr?"
„Ich sage Ihnen, meine Zähne. Hier biegen Sie an dem Drahte, und mein Gebiß wird in Ihren Händen sein. Nun, was zögern Sie denn noch?"
Der Kellner that, wie ihm geheißen ward, legte die Zähne auf den Tisch, und ging dann auS dem Zimmer. Er wurde noch einmal zurückgerufen.
„WaS befehlen die Herren?"
„Guter Mann, nehmen Sie mir doch 'mal mein Auge aus."
„Wie, mein Herr, Ihr Auge?"
„Nun, wozu fragen Sie denn? Ja freilich mein Auge, und nichts Anderes. Hier heran mit Ihnen, dieß Augenlid hier in die Höhe geschoben, und bann den Bettel herausgenommen."
Der Kellner gehorchte, legte das Auge neben die Zähne, und war froh als er die Thür hinter sich hatte. Er wurde zum dritten Male zurückgerufen.
„Was zum Teufel nehmen Sie denn so schnell Reiß aus, Kellner? ' rief der Hauptmann barsch; „hier wird auf dem Posten geblieben. Und nun rasch, nehmen Sie mir mein Bein weg."
„Ihr Bein, Herr?"
„Ja, mein Bein."
Der Kellner ergab sich in AlleS; hatte er Zähne und Augen genommen, warum sollte er sich vor einem Beine fürchten? Er nahm es also ab und legte eS zu den an. deren Siebensachen. Der Spaß wird nun wohl zu Ende sein, dachte er, wünschte eine schöne, gute Nacht und ging Er wurde aber zum vierten Male wieder herein- gerufen, kam auch zurück, und wariele nun der Dinge, die da kommen sollten.
Der vierte Herr hatte gerufen und sprach jetzt M l so dumpfer, hohler Stimme, daß es schauerlich auziihö- ren war: „Hier, Kellner, nehmen sie mir meinen Kopf ad!"
Der Kellner sah den Mann an; der Kopf wackelte ihm aus den Schultern, wie man es bei den dckannren Porzellanfizurcn sieht, die man Pagoden nennt; er schien kaum noch auf dem Rumpfe sestzusitzen. Das war dem vielzeprü'teu Kellner denn doch zu arg; Hier mußte Teufelsspuck im Spiele sein. Ohne e n Wort zu sggen, rannte er aus der Thür und die Treppe dinab, und erzählte von den verwünschten Gästen, die nock eine Stunde lang lachten, dann vortrefflich schliefen, und am ankern Morgen weiter fuhren, um >n Rükesheim und aus dem Jo- haunisberge Nektar zu trinken.
Die achzig und etliche Thaler und die zugelegte» Paar Pistolen gingen allmählich auf die Neige, und als Ebbe in der Börse eingetreien war, fuhren die Vier wieder durch das Thorihrer Stadt ein, und sangen diesmal: „Ein lustig Leben führten wir, ein Leben voller Wonne."
Das ist der Schwank, den die vier Mangelhaften im Julimonat des Jahres Eintausend achthundert und zweiundvierzig angestellt, und über den ste bis auf den heutigen Tag und jeden Abend am runde» Tische lachen, sobald ihr wunderliches Carrö beisammen sitzt.
Charade.
(Dreisilbig.)
Wenn eine edle That im Stillen dir gelang Und deine Müh' um Andrer Schmerzen Zu lindern, nicht vergebens rang,
Dann sand'si die beiten Ersten du im Herzen.
Die letzte Silb' ist freilich wünschenswerth;
Doch wer genügsam ist, hat sie wvhl nicht zu sein Bloß ln Bezug aus sich begehrt,
Und ach, bei Manchem ist ihr schimmernt' Glück
nur Sckein!
Das Ganze ist der Ort, wo wir realisirt
Das schöne Ideal von wahrer Frei- und Gleichheit
Einst finden werten, das nur möglich wird,
Wo kein Affect, kein 'Borurtheil die arme Menschheit Mehr unterjocht, und jegliches Gemükhe Beglückt ist durch Gefühl der reinsten Lieb' und Güte.
Auslösung des Räthsels in Nro 87:
D i « G k u t h.