ten ,'m Stande sind, läßt sih leicht berechnen, wenn man bedenkt, daß damit an einem Tage allem 70,000 Kugeln abgefeuert werten können.

Wenn nichts kräftiger den Frieden predigt alS die Gräuel des Krieges, so ist der Bericht eines englische» Militärarztes vom Schlachrselde an der Alma das beste Friedens, und Oelblat'. Die letzten zwei Tage, schreibt er, befand ich mich buchstäblich m einem Meere von Blut; ich hatte die auf der Wahlstatt liegen gebliebenen verwundeten Nüssen zu besorgen. Tobte, Sterbende» zu­ckende Pferde, umzestürzie Kanonen und Wagen, kopflose Rumpfe, Körper obne Arme und Berne, Verstümmelun­gen jeder Art und Größe es war ein grausenhafreS wüstes Durcheinander, daß mir das Blut »och bei der Erinnerung in den Adern stockt und ich bm doch ein Wundarzt. 23 Kugeln zog ich in weniger als 3 stunden aus. Von regelrechtem Verband war keine Rede. Unsere wundärztlichen Bwouaks erkannte man leicht an den ab- geschnittencn Armen und Beinen, die herumlagen. Zwei Tage nach dem Kamps sah die Wahlstatt wie eme Schlacht, bank aus. Mein Gehilfe zur Comprinurung der Arte- ricn war der nächste beste Vorübergehende, und wenn er nicht Nervenstarke genug besaß, mußte ich warten, bis ein anderer kam. Die Operirten legte ich m Gottes Namen auf Heu oder Stroh und üb.rließ sie der Heil­kraft der Natur. In den Schanzen lagen die Nussenlei, chen buchstäblich zu Häuf.

Der Constiiutionell bringt ein Schreiben aus dem Bivvuak vom Kap Chersonnes, also unter den Mauern von Sebastopol selbst, das Nachrichten dis zum 3. Okt. enthält. Es heißt darin:D>eser ganze Feldzug ist wahr­lich seltsam! Mein Lebenlang habe ich kein so anhaltend schönes Wetter gesehen. Seit einem Monat haben wir nur ein einziges Mal Regen gebabt. Die Schlacht an der Alma hat das Vertrauen der französischen Armee verdoppelt und alle Plane der Russen zu Schanden ge. macht. Noch heute, wenn ich denke, daß 45,000 Russen in einer unnahbaren Stellung mit 120 Kanonen in eurer Frist von 3 Stunden wie ein Rauch vor uns verschwun­den sind, glaube ich zu träumen. Die Besetzung des Caps Chersonnes von Balaklava bis zum Meere, in einer Entfernung von 3 Wersten < gegen 1 Stunde) von der Stadt, har ohne Schwertstreich stattgefunden. Unsere täg­lichen Rekognoscirungcn gehen bis an die Mauern der Stadt, ohne auf den geringsten Gegenstand zu stoßen. Von Zeit zu Zeit wirft man eui paar Bomben nach uns, die aber Niemand wehe ihun. Die Stellung, die wir jetzt einnehmen, und die die Stadt beherrscht, ist unbe- zwinglich, und wenn es den Russen auch gelänge, 150,000 Mann jusammenzubringen, so können sie uns Nichts thun und werden die Einnahme der Stadt nicht verhindern, denn letztere ist auf unserer Seite so schwach befestigt, daß der General Canrobert gestern zu uns sagte: ,,Er möchte wetten, baß wenn das Bombardement einmal an­gefangen habe, wir vor Ablauf von 6 Tagen in der Stadt sein werden. Heute wird unsere erste Fortifikations- linie aufgeworfen, auf die 200 Belagerungsgeschütze kom­men. Was wirb das für ein Conzert geben, wenn diese

alle zusammen mit den russischen Kanonen zusammen spielen werden."

Frankreich oder Napoleon bleibt immer das alle Räthsel. Es rüstet so gewaltig, daß unmöglich anzunch. men ist, der orientalische Kr-eg allem sei zur Verwendung so ungeheurer Streitkräfte bestimmt. In den Festungen herrscht eine Tbätigkelt, von der man seit langen Iah. ren kein Beispiel hat. Die ganze Armee soll auf den stärksten Kriegsfuß gesetzt werden uns im Heer spricht man von einem Laudzuge gegen Rußland wie von einer ausgemachten stauche. Aber auch von einer neuen ge­waltigen Anleide ist die Rede.

Die Politiker stiften o't wunderliche He,rathen. Ihr neuester Gedanke .ist, dem Prinzen Napoleon, rem Vetter und Nachfolger des Kaisers, eine Tochter des Königs Leopold von Belgien zu geben. Vielleicht geben sie ihm auch die Güter, die Napoleon den Orleans genommen hat, zur Mitgift.

Der Kaiser der Franzosen hat dem Marschall St. Acnaud kur; vor seinem Tode den Tuel eines Herzogs von Alma verliehen und der Wittwe einen Iahresgehalt von 40,000 Franks ausgesetzt.

Wenn's den Russen wirklich einfallen sollte, Oest. reich etwas anzuhängen, so mögen sie sich vorsehen. In der Moldau und Galizien stehen allein 30 Reiterregimen­ter, ungefähr 34,000 Reiter, Fußvolk gehört dazu etwa 170,000 Mann, macht zusammen 225,000 Mann. Ein erprobter Führer, Heß, an der Spitze und was auch schwer wiegt, in der Bevölkerung und im Heer bei dein Gedanken des Krieges gegen Rußland eine Begeisterung, daß es ein wahrer Volkskrieg werden würde.

Während andere Staaten ein neues Anleben nach dem andern machen, >v,issen dieNordamerikaner mit ihren Ueverschüffen in den Staatseinnahmen nicht wo auS und ein. Der nordamerikanische Gesandte in Madrid, welcher sich gegenwärtig in Paris aufhält, ermahnt nun im Siecle die Spanier, die Insel Kuba an die nordamerikamsche Union zu verkaufen, die jährlich 30 Millionen Dollars Ueberschuß habe und wohl gerne 120 Millionen Dollars für Kuba an die spanische Regierung bezahlen würde. Damit könnten die Spanier Eisenbahnen bauen und ihren Finanzen wieder aufheifen. Für die Spanier wäre die­ser Handel so übel nicht; über kurz ober lange verlieren sie Kuba doch.

Die vier Mangelhaften.

Vier alte Kriegsknechte, welche in den letzten Küm­pfen gegen Frankreich manchen harten Strauß bestanden, und manche Wunde erhalten hatten, sind nun längst auS eem Heerbienste geschieden. Drei von ihnen begleiten bürgerliche Aemter; sie haben eine sogenannte Civilver- sorgung erhalten, der vierte bezieht Pension. Die alten Freunde wohnen in derselben Stadt, und pflegen sich Tag für Tag, sobald die Sonne herabsinkr, bei einem Glase Wein oder Bier zu versammeln und von alten Zeiten zu reden Der Faden reißt ihnen nie ad, und wenn auch