Zwischen Rom und der badischen Regierung ist vor. läufig ein Waffenstillstand zu Stande gekommen. Der Prozeß gegen den Erzbischof ist ausgeseht, die gegen ihn und seinen Cierus ergriffenen Polizeimaßregeln sind zu­rückgenommen und der katholische Oberkirchenrath soll von dem Bannflüche befreit, aber dann aufgehoben wer­den.

Es ist beantragt, die Münchener Industrieausstellung am 8. Mai 1855 nochmals zu eröffnen und bis ans Ende Oktober 1855 zu verlängern.

Aus Nassau, 20. Sept. Wre man hört, war der Bischof von Limburg auf die von der Staatsanwalt­schaft von Neuem gegen ihn erhobenen Anklage bereits wieder zur Vernehmung wieder vor das Kriminalgericht zu Wiesbaden vorgeladen. Der Bischof soll diesem je- ! doch haben erklären lassen, daß er nicht erscheinen werde.

Die Zeitungen bringen uns wieder Nachrichten von ^ der großen Noth Schlesiens, die durch Ucderschwcmmung ! veranlaßt sei, von der vernichteten Erndte, von einem Verluste, der 25 bis 27 Millionen Thaler betrage. Mag diese so oft widerkehrende Wasscrsnoth, die so rücksichts­los an das Thor pocht, die letzte sein und unser deut- schcS Sprüchwort cintreffen: Wo die Noth am größten ist, ist die Hülfe am nächsten.

'"In Mecklenburg gibt es 469 Ortschaften, in de- ! ' nen ein Drittel und mehr der Geburten uneheliche sind, in 79 übcrwiegen die unehelichen Geburten die ehelichen bei Weitem und in einigen Orten tritt der beklagens- werthe Fall ein, daß die ehelichen Geburten fast als Aus­nahme gelten müssen.

Holland muß nicht mehr in Nöthen sein, denn die Regierung will freiwillig eine Verminderung der Steuern beantragen. Nicht abgeschaffr sollen Steuern werten, aber mehrere, die auf Nahrungsmitteln liegen, herabgesetzt.

Die hohe katholische Geistlichkeit OestreichS hat sich von den Gütern dieser Welt, die sie reichlich besitzen muß, an dem Anlehen mit mehr als 15 Millionen Gulden betheiligt. ^

Oer Bau heS Jndustriepalastes in Paris wird, seiner Vollendung rasch entgegengeführt. Schon werden die äußersten Gerüste abgenommen; die Verzierungen und Sculpturen sind fertig. Die Aktien dieses großartigen! Baues erfreuen sich eines anhaltenden Aufschwunges; ein Beweis des Vertrauens auf daS Gelingen tcr Pariser Weltindustrieausstellung. Mehrere Bischöfe in Frank­reich haben für den Erfolg deS Unternehmens nach der Krimm Gebete angeordnet.

In einen Tadaksladen in Boulogne, wo das große französische Kriegslager ist, trat ein Offizier der prächti­gen Hundert-Garde gleichzeitig mit einem Scharfschützen von Vincennes. Der stolze Garde-Offizier warfen, 25- Cent-Stück auf den Tisch mit den Worten: eine Cigarre, wie sie d:e Garden des Kaisers rauche». Schnell warf der Jäger auch 50 Cent auf den Tisch und rief: eine Cigarre für 5 Cent, wie sie die Soldaten rauchen! Also bin ich kein Soldat? wandte sich zornig der Gardist zu dem Jäger und das Ende war ein Duell, das viel Aufsehen machte, weil eS den gehe men Groll,

vrn v«e Armee gegen die neue prächtige, bevorzugte Leib­garde, lauter Leute aus dem höchsten Adel, trägt, offen zu Tage brachte.

Eine allgemeine Freude herrscht in Galizien über die Aussicht der baldigen Herstellung der Eisenbahn; 25,000 Mann der vierten Armee lösen sich stets ad in der Besorgung der Erdarbeiten.

Bern, 22. September. England bietet her Schweiz den Abschluß eines günstigen HautelS-VerrragS an. Die Verhaftung Mazzinis erweist sich als unbegründet.

Aus den Donaufürstenthümern strömen die Handels­leute in ganzen Schwärmen nach Deutschland. Sie wol­len cheils in Oestreich, vorzüglich aber auf der Leipziger Messe ihre Vorräthe wieder ergänzen, die erschöpft sind.

Mltlheitung aus Petersburg zufolge lebt man dort in nicht geringer Besorgniß wegen des Schicksals von Eebastopol.

AuS der Krimm und von den verbündeten Flotten noch immer nichts. Am 13. September soll Odessa de. Ichoge» worden und die russische Flotte ausgelaufen sein. Da die Zeitungen sonst nichts zu berichten haben, fragen sie, ods für Europa und einen gründlichen Frieden bes­ser sei, wenn die Russen oder die Engländer und Fran­zosen eine gründliche Niederlage erleiden.

Paris, 25. Sept. Der Moniteur enthält eine De­pesche des Marschall St. Arnaud und des Lord Raglan, datirt Altes Fort (wahrscheinlich eine Befestigung der Genuesen, welche einst an dieser Küste Niederlassungen hauen), 17. September. Die Depesche kündigt an, daß d,e Alliirten nördlich von Eebastopol ohne Widerstand der tartarischen Bevölkerung gelandet seien. Sobald das Artillerie-Material ausgeschiffi war, marschirte man gegen Eebastopol und zweifelte nicht an dem Gelingen des Un- lernehmens. Das alte Fort liegt sieben Meilen nördlich von Eebastopol. Die Einwohner liefern den Truppen Lebensmittel. Man zählte darauf, am 20. vor Sebasto- pol anzulangen.

Für den Angriff von Sepastopol von der Seeseite, der am 20. Sept. erfolgt fein dürfte, sind 21 Linien­schiffe nebst ebenso vielen Dampfern bestimmt, die am 19. Sept. vor dem Hafen von Sepastopol stehen sollen.

Englische Blätter wollen wissen, Fürst Menzikefs habe sich über den von den Alliirten gewählten Landungs­platz vollständig getäuscht. Er sei in demselben Augenblick mit 35,000 Mann aus den Höhen von Balakava (im Südosten von Sepastopol) gestanden, als die Landunz im Norden erfolgte.

Le Kundschafter der französisch-englischen Erpe« diton geben die russische Krimmarmee auf nur 50,000 Mann an, doch sollen Verstärkungen von Norden im Anzüge sein.

Paris. Die Westmächte gehen mit dem Plane um, Smope zu befestigen. Es ist dieß denhiesigen deut- schcn Gesandtschaften miigetheilt worden.

Die Königin von Griechenland wird noch in diesem Herbst nach Deutschland kommen und daselbst den Win­ter hinbringen. Man sagt, die Cadinelre von Frankreich und England hätten die Abreise verlangt.

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