ner, sondern als der Ehrenwekiheste angesehen und behandelt.
Als Eduard Klähre in des Hausverwalters Stube trat, sah er außer sich niemand darin. Gleich daraus öffnete sich eine Eeitenthüre und es zeigte sich in derselben Herr Böhme. Nasch näherte dieser sich seinem Neffen, blieb einen Schritt vor demselben stehen und den altere forschenden Blickes dessen grobe Zuchlkleidung und Aussehen Allmählig füllten sich seine Augen Nut Thronen; seine strengen, eisernen Gesichiszüge wichen einer unendlichen Rührung und so siel er> schluchzend an den Hals des Neffen, wo er lange und stumm sein Haupt barg.
Und du hörtest es m jener Nacht — hob er endlich mit erstickter Stimme an — baß ich dir nach meinem Tode nur ein ganz kleines Kapital zugedacht hatte — und dennoch^brachtest du willig das schwere Opfer, dem ich unterlegen wäre.
Nicht so schwer, als Sie sich vielleicht verstellen — entgegnete Eduard sanft - Beweist Ihnen dieß nicht mein Aussehen? Das frohe Bewußiscyn, Ihnen einen kleinen Dienst erzeigt zu haben und die erfreuliche Theil- nabme meiner Vorgesetzten haben meiner sonst entehrenden Strafe jeden Stachel benommen. Ich fühle mich wirklich glücklich in meiner gegenwärtigen Lage.
Du bist von heute an frei, bist mein Kind und einst mein einziger Erbe — fuhr der Kaufmann fort. Ick habe freiwillig jeder Entschädigung, sowobl bei der Landes- als auch bei der Gothaer Brandversicherungsanstalt entsagt, bei unserem Monarchen um Erlassung deiner noch übrigen Strafzeit angeflehet. und solche auch erhalten, und nun sprich, womit kann lch dich belohnen ? Du hast Uurch deinen Edelffnn mein Harles Gemüih erweicht, ge- dchmolzen utid zu Allem willig gemacht. Verlange was sdu willst, und steht die Erfüllung dessen in meiner Macht, so soll etz geschehen.
Lassen Sie mich ganz aufrichtig scyn, lieber Onkel — versetzte Eduard — dann wird mein angebliches Ber- dienst zu nichis cinschrumpfen. Sehen Sic das Mäd chen da unter der Linde ? Es-st Klara Hübel. Ich wußte, daß sie hier diente, und die Hoffnung, in ihre Nähe versetz! zu werden, batte großen Antheil an meinem ausge- sührten Entschlüsse.
Weiter! weiter! mein Sohn! immer herrlicher entfallet sich deine edelmüihige Seele — sagte ber Onkel.
Sie ist die edelste Perle unter allen Jungfrauen — fuhr Eduard mit schwärmerischer Begeisterung förr — ein Diamant vom reinsten Wasser — Glücklich, wer sie die Seine nennen darf.
So nimm sie doch, Eduard! versetzte der Kaufmann gutmüthig — Du wärest ihr ja immer gut und so viel ich weiß, sie d:r auch. Ich habe nun gar nichts mehr gegen eure Verbindung einzuwenden.
O mein guier Onkel! rief Eduard dankbar aus — aber wird die unbescholiene Jungfrau den gewesenen Züchtling nicht verschmähen?
Es güi die Frage! entgegnete Herr Böhme, seiner Sache so gut wie gewiß. Verziehe hier einen Augenblick; ich will gehen und die Jungfrau ausforschen.
Nach einer kleinen Weile kehrte er in Begleitung veS Geigenmachers und dessen Tochter zurück. Die Letz, tere »ahete verlegen, die Augen zur Erde gesenkt und das Antlitz von einer Purpurröihe übergossen. Der Kaufmann führte sie seinem Neffen zu und ihre beiden Hände zusammenlegend, sprach er freudig: Sie will dich nehmen! Gott sogne euern Bund, meine geliebten Kinder!
Da umfing der Neffe seine geliebie Braut mit schüchterner Zärtlichkeit und diese wemte selige Thr-äncn an Eduards Halse. "
Sie war eine gute Tochter — sagte der überglückliche Geigenmacher — darum wird sieZauch eine brave Frau seyn. Mich aus meiner Noth zu retten, hat sie lhr Haar —
O still! Vater! flehete Klara.
Ich weiß schon — belbeueue Böhme. Dann zog er die Braut abseits und sprach heimlich zu ihr: Auf deinem künftigen Gatten darf kein Fleckchen, nicht einmal ein Schein des Unrechts hasten. So wisse denn, daß nicht er, sondern ich mein Haus ansicckte und daß er meine Schuld trägt, die mir aber eigentlich nie hat einleuchten wollen.
O ich weiß es! lispelte Klara. Ich habe cs mir fo gedacht — fuhr sie fort, da Böhme sie anblickie.
Das istetwas anderes! beruhigte sich der Onkel. Nun! Kinder, so laßt uns denn zusammen diesen Ort verlas- , sen. Heirath hebt alle' andern Verträge auf, also au- ^ deinen Dlenstkontraki, meine Tochter, und wenn deine bisherige Dienstherrschaft dir gut ist, wird sie sich nur über die schnelle Veränderung freuen.
So war es auch wirklich.
Bald erhob sich auf der wüste gebliebenen Brandstelle zu Schönwalbe ein neues, schönes Wohngebäude und dasselbe bezog Herr Kaufmann Klähre mir seiner jungen, hübsche» Frau. Er setzte das Geschäft seines Onkels mit Glück und bedeuienden Geldmitteln, die er der Großmuth seines Onkels dankte, fort, vergaß aber dabei nicht der Billigkeit und Nächstenliebe, daher er der Achtung aller Schönwaldaer sich zu erfreuen bat. Auch ^ that er, wenigstens tpeilweise, noch bei seinen Lebzeiten, ! was Kaufböhwe erst nach seinem Tode haue ihun wollen: ^ . er nahm Willwen und Waisen in fern Haus, wo sie gut ,
aufgehoben waren. Es braucht kaum erwähnt zu werten, i
daß dieselben die Weberswr'tlwe mit ihren Kindern M- ^
ren, die sich die Karioff-ln und Klöser recht wohl schmecken lassen, welche ihnen Klara schmackhaft bereitet. Auch Hübelsritze und dessen Finke können sichs nicht besser wün- . scheu. Ersterer hat die Stainergeige sich zum Muster genommen und sich daS kühne Ziel gesetzt, eben so werth- volle Geigen in Zukunst zu fertigen. Der Kamm-Kühne ist gleichfalls nicht leer dabei ausgegangcn, indem er vollauf Kämme für Herrn Kläbre zu schaffen hat und gul >
dafür bezablt wird. Herr Böhme freut sich des GlückeS ^
seines Neffen; aber ein Uebcrrcft von seinem früheren ,
Starrsinne ist ihm doch geblieben, der ihn adhält, je wie« ,
der einen Fuß nach Schönwalbe zu setzen, daher das junge Paar sich schon die Mühe nehmen muß, ihn recht oft z» besuchen, was auch sehr gern geschieht.