hem Felde arbeitenden Aeltern entgegen, haben sich in Folge des kaum noch dagewesenen Unwetters, verbunden mit der tiefsten Finsterniß und blendenden Blizen, verlaufen und sind wahrscheinlich vor Furcht und Hunger gestorben. Erst eines dieser Kinder ist am 22. Juni in der Hertigs- walder Waldung tobt aufgefunden worden.
In Breslau hat vor ewigen Tagen die wahrscheinlich älteste Buchdruckerei in Deutschland, die Stadl- und Universitätsbuchdruckerei von Graß, Barth und Cvmv. das Jubiläum ihres 350jährtgen Bestehens gefeiert. Ihr ältester Druck, eine Legende von der heiligen Hedwig, datirt aus dem Jahr >504.
Stettin ist vom 28. auf den 29. Juni von einem so furchtbaren Gewitter heimgesucht worden, wie sich Niemand eines ähnlichen erinnern kann. Aus allen Richtungen der Windrose waren die Weiler herangezogen, es war ein Feuermeer, das die wolkenbruchartigen Regengüsse vergeblich zu löschen suchten. Das Werter dauerte 11 volle Stunden.
Merkwürdig, die sechste europäische Großmacht, die sonst keine Antipathien und nur Interessen kennt, ist auch antirussisch. Es ist die Geldmacht. Die neue russische Anleihe macht in Hamburg schlechieGeschäfte, in Frankfurt gar keine, wie man erzählt. Selbst in Berlin war der Weg von manchem russischen Herzen zum preußischen Beutel zu weit und gefährlich.
An der preußischen Grenze ist die russische Welt wie mit Brettern zugeschlagen. Ein Preuße darf kaum noch durch die Ritzen und Astlöcher sehen. Der Verkehr hat so gut wie aufgehört.
Polnische Griefe erzählen, die Fürstin Paskewiisch in Warschau habe keine Pässe erhalten können, um ihren kranken Mann zu besuchen und zu Pflegen; sie habe sich durch den Telegraphen an den Kaiser gewendet, aber auch keine Antwort erhalten. — Der Feldmarschall, ein Achtziger, soll sehr krank seyn.
Was sagt Europa zu der neuen Belle-Alliance, die amerikanische Blätter in Aussicht stellen? Sie meinen die Alliance zwischen dem freien Amerika und dem absoluten Rußland. Die Sympathien, die der Czar in Europa verloren hat, sucht er in Amerika zu ersetzen; schon hat er durch seinen Gesandten v. Medem eine sofortige und bedingungslose Abtretung aller russischen Besitzungen in Nordamerika angeboren. Ihr zweifelt; in Amerika selber aber sagt man: wenn der earopäische Krieg sich in die Länge zieht, so werden so merkwürdige Verbindungen eintreten, an die man in Westeuropa nicht im Traume zu denken scheint. Die Zwistigkeiten und Eifersüchteleien mit England und Frankreich werden dazu helfen.
Noch ist kein russischer Kurier auS Petersburg in Wien angekommen, der Krieg oder Frieden mit Oestreich auS dem Mantel schüttelt. Ein Diplomat aber soll ein- gelroffen seyn, der so zu sagen: Haid Part! vorgeschlagen hätte. Der Kaiser willige ein, daß Oestreich die Donaufürstenthümer besehen helfe uno erwarte eine Vermittelung mit dem Sultan und seinen Verbündeten durch Oestreich.
Die neuesten telegraphischen Depesche» auS Wien
melden,'daß die russischen Truppen vor Sillstria sich in t
Eilmärschen »ach Plojesti ziehen, wo ein großes und s
befestigtes Lager errichtet wird. Plojesti liegt in der - ?
Mitte etwa zwischen Bucharest und dem Siebenbürgener t
Kronstadt und steht also eine Räumung der Wallachei ! t
noch nicht zu erwarten. i ^
Der Oberst von Manteuffel, den der König von ,
Preußen nach Pete r s du r g gescdickr hat, soll ganz er- i
staunt seyn über den kriegerischen Sinn in den höchsten > und bestimmenden Kreisen. Von der Langmuih und > Versöhnlichkeit, welche deutsche Mächte zu Gunsten Ruß. ^ §
lantS geübt hätten, wolle inan dort nichts wissen und < -
türse gar nicht davon sprechen. Vom Kaiser heißts, er ^ j
werte selber ins Lager reisen, um PaSkewitsch zu trö- §
sten, das Heer aufzurichte» u. s. w. ^
Aus Braila schreibt man, baß daselbst 3 Generale und ,
1 Oberst, welche bei Silistna blessirr wurden und ihren §
Wunden hier erlagen, tu eine gemeinsame Gruft mit al> ,
len Militärischen Ehren zur Nuye gebracht worben sind. r
Am 22. Juni hat sich ein zahlreicher Wagentrans- ^
Port von Silistna über Schumla nach Varna in Bewe- s ;
gnng gesetzt, der bei 20,000 Stück Gewehre, Säbel, Pa- ! <
tronlaschen, Monturen u. dgl. führte, welche die Türken ' ^
den in den Laufgräben nach und nach gefallenen Russen, i
deren Zahl auf mindestens 12,000 angegeben wird, abgenommen hatten, auch die Gefangenen, gegen 200 Mann, j
werden nach Schumla geführt. Die Fcstungslruppen, ,
»velche sich so heldenmütbig vertheidigten, werden ebenfalls ! ,
nach Schumla marschrren, wo für dieselben verschievene - ;
Auszeichnungen vorbereitet sinv. — Die Wittwe des Fe« f <
stungs-Commandanten Mussä Pascha ist in Varna ange- ! »
kommen, von wo sie sich nach Smyrna zu ihren Anver- - §
wandten begibt. f ,
Bukarest, 24. Juni. Bis zum 23. müssen die !! f
Russen ihre Stellung bei Silistna gänzlich geräumt haben > ,
und in den ersten Tagen deS Juli werben dieselben Bu- k
karest ebenfalls verlassen, und man sieht mit großer Be- ! i
friedlgunz einer östreichischen Besetzung der Fürstenthümer ,
entgegen. — Am 13. ist bei Kalarasch, während eines i i
plötzlich eingetretenen Sturmwinds eui Thell der Brücke, ,
welche die Russen über die Donau geschlagen halten, von den Fluchen fvrigeriffen worven. Bei 300 Mann rufst- ^ ,
sche Atilleristen, die eben im Begriff waren, über oie Brücke -
zurückzugehen, 6 Kanonen und 3 Pulverkarren, verschwanden in Folge dieses Unglücksfalles in den Wellen. General Soltikhoff ist in Kalarasch an den erhaltenen Wun- s ben gestorben. Die Generale Gorischakosf, Churlef uns > Luders sind noch in ärztlicher Behandlung, letzterer mußte, noch sehr leibend, nach Bukarest gebracht werden.
Aus Konftantinopel wird vom 20. Juni geschrieben, !
daß Marschall St. Arnaud bis Anfangs Jul» 110,000 !
Mann Franzosen, Engländer und Türken unter seinem Befehle vereinigt zu haben hoffte, mit denen er die t
Operationen sofort beginnen könnte. Die Flotten rüste- t
ien sich zum Angriff auf Sebastopol uno das Geschwader l
Bruais halte Befehl erhalten, sich ihnen anzuschließen. l
Die vereinigten Flotten sollen nun ganz in vie Nähe r von Kronstadt gerückt seyn und dort demnächst ihre Sperä- ;
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