Parma, 13 Zum. Gestern Abend ist der Nach! Ant. Gabbri von Pwcenza, Untersuchungsrichter ree j des Mordes an dem Herzog von Parma Angeklagten, ^ in der Straße mit 3 Dolchstichen ermordet worden.

AuS Frankreich kommen dumpfe Gerüchte von Auf­ständen und Complotten. Die Noch unter den Arbeitern, die müssig gehen müssen, soll groß seyn

In Frankreich darfs nicht mehr Vorkommen, daß ein Bauerlein sein Getreide dem Wucherer auf dem Halme verkauft. Mehrere Präfekten haben solche Verkäufe von nicht gemähtem Getreide jeder Art aufs strengste unter­sagt. _

Der arme Geigenrnacher und sein Kind.

(Fortsetzung.)

Nach beendigter Miltagsmahlzeit setzte sich die Sti- Serfule wieder an ihren Stickrahmen; die beiden Wei­ber hingegen waren eifrig bemüht, das wieder zu ver­einen , was ihre Männer und Kinder die ganze Woche über in der Wäsche und Kleidung hatten auS einander gehen lassen. Julchen stickte, bis es düster wurde, dann warf sie nochmals ihr Tuch über und huschte hinab in das Städtchen und in dasjenige Haus, wo Pferdehaare gegen Schaafdärme sich rieben und menschlicher Athene ,n hohle Metall- und Holzstücke geblasen wurde. Hier nahm sie auf der Bank der Zuschauer Platz; denn bei ihrem nicht schönen Aeußern und der, von dem täglichen Sticken bedeutend sich hervorhebenden rechten Seite ihres schwächlichen Körpers konnte sie, was sich auch richtig erwies, nicht hoffen, von irgend einem Tänzer aufge­zogen zu werden. Sie begnügte sich schon mit der Freude des Zusehens und pries dankbar das günstige Geschick, daö ihc im Laufe dieses AbendS zweimal Bier zu trin­ken vergönnt batte. Einmal war der Geber rin junger Tänzer gewesen, welcher seiner Schönen den Bierkrug gereicht, und weil dieselbe gerade mit Julchen, ihrer Freun­den, gesprochen, hatte jener, Schande halber, auch dieser die Anerbieiung thun müssen. Das zweitemal halte Jul­chen die kleine Ergötzlichkeit ihrem Stubcnnachbar Hübe! zu verdanken, welcher dem Sonntage zu Ehren und sei­nem Leibe zur Stärkung ein ganzes Glas Bier sich hatte reichen lassen und dasselbe nun mit der stillvergnügten Tanz-Zuschauerin theilte. Noch vor lO Uhr war die Skick- jule nach Hause zurückgekehrt, denn sie mochte niemand durch ein spätes Nachhausekommen in der Nahe stören und gedachte morgen ganz, ganz früh wieder an ihre Arbett zu gehen.

Hübeljritze, die Tabakspfeife im Mund und in Be­gleitung der älteren Knaben seiner Stubennachbarn war in der Hoffnung dem Busche zugewandert, seinen Freund Ahl daselbst zu finden.

Ahl! AHI! rwf er mit aller Macht der Stimme.

Ahl! Ahl! schrieen die Knaben Ahl! Ahl! tönte das Echo nach.

Ein prächtiger Name zum Rufen! meinte Hübel zufrieden glatt wie Honigseim fließt er über die Lip­pen! Ahl! Ahl! wie weit das A vorwärts dringt!- helfiitze wie klanglos dagegen! Ahl! Ahl!

Ahl! Ahl! schrie dir Jugend und das Echo nach.

Darauf ertönte rlötzltch das Zischen einer Riesen­schlange der Stärke desselben nach zu urtheilen. Zu­gleich trat der Gesuchte Himer einem dicken Baumstamme hervor und rief, indem er mit dem Arme verweisend winkte, mit einer Löwenstimme, vor welcher alle Vögel in der Nähe die Flucht ergriffen: Ei so haltet doch eure Wettermäuler! Seht ihr denn nicht, daß ich hier auf der Lauer stehe?

Es napeten sich nun die Gescholtenen auf den Fidß- spitzen dem Holzhauer, in dessen Nähe auf einem kleinen Freiplatze ein Vogelbauer stand, welcher unverdrossen sein bink! bink! ertönen ließ.

Du hast ihn wirklich schon? fragte der Geigeninacher mit freudiger Ueberraschung.

Nein! versetzte Ahl es ist Gevatter Hünerbeins Finke, den ich nur einstweilen als Lockvogel mir geborgt habe. Siehst du nicht das hingestreute Futter und die Leimruihen daneben? Zweimal war der Bursche nahe daran, auf den Leim zu gehen. Gezittert vor banger Erwartung habe ich, als er vor dem Baume herniedcrflog und dem Futter zudüpfie. Aber just in dem entscheiden­den Augenblicke wendete er das prächtige Hälschen, sah sich verdächtig um und husch! weg war er wieder.

Du bist wohl gar nicht in die Kirche gekommen? craminirte Hübel wenigstens vermißte ich dich auf bei. nein gewöhnlichen Platze und in der Schenke.

Ich lauere hier schon seit Sonnenaufgänge gestand Ahl zu.

Schäme dich, du gottloser Mensch!

Warum denn schämen, Fritze? Ist hier nicht auch eine Kirche und des lieben Gottes Haus, bas er sich selbst erbauet Hai? Und wird barm etwa weniger gesungen zu seinem Lobe uns Preise, denn unten mi Släs.-chen?

Geb! du wirst auch andächtig darauf gehört haben! Dir steckt jetzt der Edelfink un Kopf und nicht weiter. Gested es nur ehrlich ein.

Nun ja doch! Weißt du schon, wie mein Edelfinke schlägt? Ich habe den Tag über Zeit gehabt, seinen Dop­pelschlag genau zu studiren und in die richtige» Worte z» übersetzen. Paß auf! der erste Satz lautet: finkferlin'flnk- fink zißpensia und der zweite: par verlalala zis kutschia! Und nun frage ich dich! gicbi cS in ganz Schönwalde ei­nen dergleichen Schläger? Darum eben muß ich ihn bade»!

Muß? muß? Wenn nun ein Anderer eher auf de»l Beinen ist und glücklicher als du?

Deshalb weiche ich erst mit der Nacht von hier und bin vor Tage wieder da. Ich lasse me ne Arbeit und Alles rm Stiche über dem Finken.

Du bist ein Thor! meinte Hübel und ging spä­ter, wie schon gesagt ist, ein Glas Bier zu trinken, wad seine heutige, gerade nicht durchaus nöthige Ausgabe bis 10 Pfenlge steigerte.

Somit beschloß er den Sonntag. (Forts, folg!.) l Sokratische Weisheit.

Als ich jünger noch war, da glaubt ich Alles zn wiffeit; > Aelter weiß ich uumiiehr, daß ich viel weniger weiß.