so eine Mauer um uns her zu bauen, meinst du, daß er das nicht könnte?
Nun kam denn jene gefürchtete Stunde. Die feindlichen Vorposten rückien von allen Seiten in Schleswig ein! die dänischen Truppen halten sich schon Tags vorher zurückgezogen, und immer mehr kleine Abtheilungen kamen nach.
Das Haus der alten Frau lag, ziemlich hervorstechend vor andern Häusern, an der Heerstraße; desto eher und desto häufiger hätte sie also von den Soldaten besucht werden sollen. Wohl sähe sie, daß sie zu de» Häusern ihrer Nachbarn ritten und da allerlei verlangten, aber zu ihr kam keiner, alles ritt vor ihr vorbei. Das ging nun so zu: Bisher hatte eß fast gar nicht geschneit; erst am 5. Januar war ein großes Schneegestöber und am Abend dieses Tages kam Sturm dazu und das Gestöber wurde so heftig, als man es selten sieht. Vier Pulk Kosaken fanden den Weg um die Start, den sie ziehen sollrcn, verschneit uno warfen sich nun in die Stadt hinein, blieben aber alle in dem Theil derselben, der ihnen am nächsten war und der ziemlich weit von dem größer» Theile entfernt liegt. Darum wurden dort die Häuser mit Soldaten überladen, so daß wohl 60 bis 70 Mann sich in manche Wohnungen einquartirten, die um das Haus der alten Frau lagen. Schrecklich ging eS da zu, aber zu der alten Frau wollte keiner der wilden Fremdlinge kommen; nicht einmal an ihre Fenster klopfte einer. Des wunderte sich denn Großmutter, Tochter und Enkel gar sehr. Und wie war's denn auch nur zugegangen? Das fand sich gleich am andern Morgen. Der Glaube hatte der guien Frau geholfen. Wer glaub», dem hält der Herr oft ganz wörtlich Wort, und das that er auch hier. Denn in der Nacht hatte er wirklich eine Mauer um das Haus gebaut; ein manshoher Schneeberg zog sich vor dem Hause her, daß die Kosaken wohl hatten von ihm weg bleiben müssen. Siehst du nun, sagte d e Großmutier zum Enkel, daß Gott auch eine Mauer um uns bauen kann? Der Enkel staunte den Schneeberg a n und schämt e sich seines Unglaubens.
Tages-Neuigkeiteu.
Der Tag von Bamberg, der Tag der deutschen Mittelstaaten ist aus. Man soll beschlossen haben, dem östreichisch-preußischen Bündniß beizutreten unter der Bedingung, daß sie, die Mittelstaatcn oder der Bundestag bei dem Friedensschlüsse im Orient auch eiwas mit» zusprechen haben sollten. Die kleinen Königreiche Habens eigentlich Preußen und Oestreich sehr übel genommen, daß sie nur im Ganzen zum Beitritt eingeladen worden sind; dennoch haben sie ihrerseits wieder die kleinern, die thüringischen Regierungen nicht nach Bamberg cingeladen. Diese haben daher unter und für sich in Weimar bera then. Beitreten werden sie aber alle.
Der Münchner Glaspalast ist äußerlich sir und fertig. Es werden jetzt die Fußböden gelegt und die Treppen zu den Gallerten angelegt. Bis zum 15. Juli soll die Ausstellung jedenfalls eröffnet werden.
Zweibrücken, 24. Mai. Hente wurde über eine That abgeurtheilt, die wegen ihrer Rohheit und Grau
samkeit das sittliche Gefühl tief empören muß. Conrad Hirsch, Taglöhner aus Sembach, stand wegen freiwilliger Töbtung des Ljähngen unehelichen Knaben seiner Schwester, welcher ihm zur Pflege anvertraut war, vor Gericht. Der Angeklagte hat in den 14 Tagen, die das Kind in seinem Hause, gegen ein von der Gemeinde bezahltes Pfleggeld, zubrachte, wegen jedes geringfügigen Fehlers, den es beging, unv auch oft ohne alle Ursache, eS in empörender Weise geschlagen, getreten und gestoßen, und ibm dabei fast alle Nahrung entzogen. In den letzten 4 Tagen hat er es täglich öflers bald mit einer dicken Ruihe oder einem Stück Holz, bald mit einem Strick oder Riemen, oder mit dem eisernen Schürhaken blau und schwarz geschlagen und namentlich am letzen Tage durch Schläge, ! Aussetzen in Kälte und Schnee, Ausstößen auf den Boten und an die Wand, und besonders dadurch barbarisch mißhandelt daß, nachdem er es auf das Gesicht ins Zimmer geworfen hatte, er mit den Füßen, an denen er mit Nägel beschlagene Stiefel trug, förmlich auf demselben her» umstampfte, so daß eS eine halbe Stunde darauf starb. Dem Angeklagten lag außerdem das Verbrechen der mehrmaligen Mißhandlung seiner alten bei ihm wohnenden Mutter zur Last. Er wurde zur Strafe der Zwangsarbeiten auf Lebenszeit verurlheilt.
Es giebt noch Geld ,n der Welt. An der Frankfurter Bank war in diesen Tagen der Zudrang so groß, baß Soldaten Ordr.ung erhallen mußten. Da aber die Soldaten verlacht und verhöhnt wurden, schritten sie mit dem Bajonett ein und verwundeten mehrere Leute, die Unruhigen waren aber nicht die Geldherren selber, sondern ihre Diener und Geyülfen, die auf zahllosen Karren die Gelesäcke beifuhren.
Man will jetzt ziemlich genau wissen, was Oestreich so schnell nmgestimmt hat. Der Kaiser von Rußland hat dieErklärung in Wien abgegeben, seine Truppen würden zunächst über Silistria und den Tra- janswall nicht Vordringen, sondern längs der Donau sich auf die Vertheidigung beschränken. Darauf weise auch die Thatsache hin, daß die Russen sich am Pruth und Sereth stark befestigen. Daß und wann sie die Moldau und Wallachei räumen wollen, haben sie nicht erklärr — obgleich verlautete, Oestreich wolle auf der baldigen Räumung derselben bestehen. Es kommt den Russen darauf an, ihren Rücken an Oestreich gedeckt zu wissen, Mit der Fronte gegen die Türken und in deren Rücken ^ gegen die Engländer und Franzosen hoffen sie'S lang! > auszuhalten. Wenn also nicht unerwartete Wendungen und Schläge eintreten, namentlich von Seiten 1er Verbündeten, wird der Krieg leider länger dauern, als das allgemeine und dringendste Interesse Europas es wün. schenswerth macht. .
Bald dürfte die östreich sche Armee auf einen Be- ! stani von 800,000 Mann gebracht s yn, da für den Dienst ein Heer von 500,000 Mann schlagfertig stehen soll.
P esth, 23. Mai. Vorige Woche sind hier acht Individuen in Fesseln auf der Eisenbahn von Segedin angekommen, es waren Magyaren, welche die Russen be» den Ausfällen der Türkei von Ka'afat gefangen ge-