Amerika zu ziehen. Auf dieses gab man demselben die Kautionssumme der Braut zurück, der zärtliche Bräutt- gam ging aber allein mit dem Gelve durch und ließ seine Braut nebst Liebcöpfand treuloserweise im Stich.

Vorige Woche gingen zu Binswangen zwei Jäger auf d,e Entenjagd. Sie stellten sich ziemlich entfernt von einander auf. Nach langem Warten wollte der eine nach dem andern sehen, ließ seine Flinte im Entenschirm, kehrte aber bald zurück um sie doch mitzunehmn. Da sie zu einem Loch herausragte, wollte er sie hindurchziehcn, als plötzlich der eine mit einer Kugel geladene Lauf deSDop- pelgewehrs sich entlud und ihm die Kugel durch den gan- zen Arm von der Hand bis zum Ellenbogen drang. Sein Freund, der ihn später suchte, fand ihn auf rem Boden liegend und in seinem Blute schwimmend. Zwar soll Hoffnung vorhanden seyn, daß der Verwundete am Le­ben erhalten werde, doch bleibt er auf dem Arm je­denfalls Invalid.

Die Zahl der Gantfälle ist der sicherste Barometer unserS Nationalwohlstandes. Sie betrug im Jahr 1831 nur 75 l, war im Jahr 1843 auf 4839 gestiegen und hat nn Jahr 1852 die außerordentliche Höhe von 8336 erreicht. In diesen letzten Jahren kam also aff 43gamil en immer eine zur Vergantung. In gleichem Maß sank auch die Ziffer der Bevölkerung, die vom Jahr 1847 bis 1852 um 26,182 Seelen abgenommen hat. j

Tübingen, den 13. März. Heute wurden die Schwurgenchtssitzungen eröffnet. Als Angeklagter wurde vorgeführt der Maurer Joh. Stopper von Ergenzingen ^ wegen durch Körperverletzung verschuldeter Tövtung des Bäckers Chrysost. Katz von dort. Der Angeklagte, ein 39 Jahre alter, starker Mann, wird in der Anklageakte als ein fleißiger Wirthshausbesucher und Schuldenmacher geschildert, dem in Folge dessen vergantet und vom K.! Oberamtsgericht Rottenburg eine 1^ Monat lange ver-^ schärfte Zuchtpolizeihausstrafe andiktirl wurde. Weil sein / Nachbar Katz in diesem Gant mit einer ziemlich bcdeu- ^ tenden Forderung durchgefallen war, hatte sich zwischen beiden ein weniger nachbarliches Berhältniß gebilvet. Am ^ 9. Sept. 1853, nachdem der Angeklagte vorher in der! Sonne mit einem Andern 3 Halbe Bier und 5 Halbe ^ Wein getrunken Halle, kam er mit Katz, der mit einer Schaufel einen Kandel reinigte, in Wortwechsel und als er schon fortgehen wollte, rief ihm tiefer noch das Wort Lump nach; hierauf kehrte Stopper zurück, entrieß dem Katz die Schaufel und versetzte ihm einen Schlag an den Kopf, worauf dieser sogleich umfiel und nicht mehr zum Leben gebracht werden konnte. Aus den Angaben des Angeklagten sowohl, als der Zeugen geht hervor, daß Stopper seinen Gegner nur für sein Schimpfen züchtigen, durchaus aber nicht gefährlich verletzen wollte und deß- wegen zu seinem Schlage nur kurz, nach der Aussage eines Zeugen nur etwa l'/z Fuß, auSgeholt habe. Die Parthei-Vorträge handelten hauptsächlich davon, ob der Angeklagte mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit den Tod deS Katz als Folge seiner Handlung habe vorher sehen können. Die Geschworenen gaben durch ihren Obmann Postmeister Assenheimer von Calw, einen

dem Angeklagten so günstigen Wahrspruch, daß derselbe hätte ganz freigesprochen werden müssen. Der Hof fand jedoch einen inneren Widerspruch in der Beantwortung der drei Fragen und als der Präsident den Geschwore­nen dicß klar gemacht hatte, schickte er sie nochmals in« Berathungszimmer und nun ging ihr Wahrspruch dahin, baß der Angeklagte einer durch Körperverletzung erfolg­ten Tödtunz schuldig sey, jedoch nur mit dem niedersten Grade von Wahrscheinlichkeit die Folgen seiner Hand­lung habe vorher sehen können. Der Hof verurtheilte ihn hierauf nach Abzug von der ohne sein Verschulden drei Monate verlängerten Untersuchungshaft zu 7 Mona­ten Kreisgefängniß, die erste, mittlere und letzte Woche durch einsame Haft und schmale Kost geschärft. Den 14. und 15. März kam die Anklage gegen Bäcker To dt ^ von Nagold zur Verhandlung, der von den Geschwore­nen freigesprochen wurde, und bereits in vergangener ^ Nacht hier angekvmmen ist.

Tages-Neuigkeiten.

Karlsruhe, 9. März. Der angestrengtesten Nach­forschung der Behörden >st es gelungen, den Mörder der in dem nahe gelegenen Rüppur erschlagenen Schaudt- schen Ehefrau zu entdecken. Es ist der leibliche Bruder deö Gemeindeyerrechners Bchaudt, verheirathet und Vater von vier Kindern. In seiner Wohnung fand man heute früh, unter seiner Bettstelle versteckt, die Art, mit wel- cher er die Gräuelthat verübte und seine blu'bedeckten Kleider. Der Mörder ist sofort zur Haft gebracht wor­den. Mit demselben gleichzeitig wurde ein gewisser Fur- rer in Verwahrung gebracht. Die Untersuchung ist ,'n vollem Gange. Heute wurden beide Verhaftete in das Amlsgefängniß hieher eingeliefert.

München, 8. März. Einem jungen Württem- berger, welcher an der hiesigen Universität Chemie studirt, ist es nach mühevollen rastlosen Versuchen endlich geglückt, das Problem der Strohbleicherei in solch befriedigender Weise zu lösen, daß die Strohfaser durch und durch blendend weiß, m keiner Beziehung verlezt zu allen Ar­beiten geeignet bleibt, welche.man damit vornehmen wollte. Die wichtigste Anwendung dieser durchaus neuen Bleich. Methode berührt das Gewerbe der Papierfabriken; bereits haben einige Etablissements dieser Art von dem Erfinder, Hrn. Eduard Kausler das Geheimniß käuflich erwor- den und benützen dasselbe, um die schwierige seitherige Verarbeitung von Lumpen aller Art, welche bei der sorg­fältigsten Behandlung so vielen Abgang und Ausschuß verursachen, zu umgehen, und eine bis jezt noch ungeahnte Wohlfeilheit des Produktes zu erzielen.

In Bayern kann man noch ein sehr beschauliches und erbauliches Leben führen; denn an Klöstern ist kein Mangel. ES gibt im Lande 5 Eollegiatstifie mit 64 Manns- klöstern von 8 verschiedenen Orden, dazu 124 Nonnen­klöster von 18 verschiedenen Orden. Das sind zusam­men 13 Klöster. Davon kommen auf Ober« und Miitel- franken und auf die Pfalz nur 13, auf die 5 übrigen Provinzen !80 und auf Oberbayern allein 64