auf die Anböhe bei Unna und Werl zurückgebrochen wurde. Das wird nun freilich den unwssenven undun» vernünftigen Leuten nicht gefallen, aber der Wahrheit und Vernunft die Ehre, die ihnen gebührt!

Das muß ich sage», das geheime Jnquisitionsver- fahren, wie es in Frankfurt und in manchen andern Staaten noch besteht, Hab ich ordentlich lieb gewonnen. Dabei kann man doch bestehen. Eo bekannte der be­rüchtigte DiebSlehrmeister Heinrich Lehnhard in Offen dach, der 25 Jahre lang das Handwerk getrieben, mehr als 100,000 Gulden aestohlen und längst ausgelernt hat. Nur einmal konnte ihm das alte Verfahren deikommen und ihn ins Zuchthaus bringen. Den Geschwornen ge­genüber, bekannte der edle Meister weiter, haben wir einen schweren Stand; ich habe dcßhalb weinen Kame­raden gesagt: wir Frankfurter haben doch die besten Ge­setze; wenn wir im Auslande, wo es Schwurgerichte gibt, gestohlen haben, wollen wir laufen, was wir kön­nen, daß wir auf unfern Grund und Boden kommen; werden wir da erwischt, so hat es nichts zu sagen, denn in ein paar Monaten hat man sich heraus gelogen; denn so lange ich nicht Ja! sage, können sie mir nichts lhun. Rings um Frankfurt sind nun Schwurgerichte, welche von den Dieben gefürchtet werden, und Frankfurt hat noch das alle Verfahren zur Freude der Spitzbuben. So erzählt das Frankfurter Journal.

In der Stadt Weersburg befindet sich bekannt­lich das Amtsgcfängniß in dem auf einem Hoden Felsen prächtig gelegenen ehemals bischöflichen Schlösse. In diesem war ein junger, schlecht prädicirter Mann aus Markdorf wegen Diebstahls eingesperrk, der, um seiner Haft ein Ende zu machen, den verzweifelten Entschluß faxte, sich aus dem Fenster gegen 150 Fuß hoch herab über den Felsen zu stürzen. Wirklich führte er diesen Entschluß vor 14 Tagen aus; statt aber, wie er viel­leicht gehofft, den Tod zu finden, fiel oder vielmehr flog er in den Garten eines dortigen Bürgers zur Erbe, der ihn aufhob und in den Spital trug, von wo er nach 3 Tagen wieder hergesiellt in das Gefänzniß abgeholt wurde!

Göttin gen, 16. Fedr. Eine gräßliche Thal ist in Schoningen, einem Dorfe bei Uslar geschehen, wo ein Taglöhner, weil er verzweifelte, sich und die Seint- gen bis zur nächsten Ernie durchzubringen, seine beiden Kinder ermordet und sodann einen mißlungenen Versuch, sich selbst zu tödien, gemacht hat.

Auf einem Dorfe etwa anderthalb Meilen von Ber­lin ist schon wieder der Pfarrer von einer Diedsbande bei Nacht heimgesucht worben. Die Diebe müssen viel Zeit gehabt haben, denn sie haben nicht nur das Silber­zeug, die Kirchengeräkhschafteu und verschiedenes Haus- geräth, sondern sogar die Gardinen von den Fenstern gestohlen. In diesem Winter sind nun schon 11 Land­geistliche in solcher Weise heimgesucht worden.

Bei einer Bauernhochzeit in der Nabe von Berlin wurden in diesen Wochen 7 Scheffel Weizenmehl zu Hochzeltskuchen verbacken und zur Tafel nicht weniger als 70 Hühner geschlachtet.

Konstanz, 18. Febr. Gestern Nacht brannte in Allensbach ein Wohngebäude ab, wobei der Eigen- lhümer nur mit Anwendung von Gewalt aus seinem Hause herauszudringen war. Bald zeigte es sich» daß er betrunken war und da er der Brandstiftung verdächtig er­schien, wurde er nach Konstanz abgeführt. Es ist der­selbe Mann, der sich kürzlich selbst unwahrer Weise des Brudermords auklagtc und mau glaubt, daß er cs in seiner Trunkenheit darauf abgesehen hatte, in seinem Hause zu ve: brennen.

Wien. Am 12. d. Mts. 2 Uhr Morgens wurden zwei Soldaten Eines Regiments als Schildwochen zum Pulverthurme nächst Felirdors aufgeführl Um 4 Uhr fand die Ablösung den einen durch mehrere Bojonnetstiche getötret, den andern gleichfalls durch Bajonuelstiche lödl- lich verwundet und bewußtlos auf dem Platze liegend. Wie man glaubt, geriethen Beide in Streit und brach­ten sich gegenseiiig die Stiche bei.

Ein scheußlicher Lerrach, von dem seit einigen Ta­gen Berliner Zeitungen nur leise und scheu flüsterten, wird beule von Berlin aus im Nürnberger Korrespon­denten offen besprochen. Es handelt sich um Landesver- ratb. Der ganze Plan zur Mobilmachung der preu­ßischen Armee ist der russischen Regierung verrathen und dis ms Einzelne mitgetbeill worven. Der Czar selber überraschte mit dem Plane den preußischen Militärbe- vollmächtigten in Petersburg. Die Entrüstung übtr das Verbrechen, der Abscheu vor den Verbrechern ist groß. Der Nürnb. Korrespondent nennt die Partei, von der der Verrats» ausgehe, und fürchtet, daß die Verrälber, die man in Berlin nenne, zu HVch stäiivcn, um von der Untersuchung des KriegSministeriumS erreicht zu werden.

Aller Blicke sind auf den Kaiser von Rußland gerichtet, in dessen Hand so gewichtige Entscheidungen gelegt sind, wie selten m der Geschichte. Sie ruben nicht mehr in seiner Hand, sagen Petersburger Briefe, die wenig Vertrauen auf die russische Nachgiedigkeir cinflö- ßen. Die ungeheure Verantwortlichkeit ist dem Czaren fast über den Kopf gewachsen, er ist trüb und leiden­schaftlich, daS Auge nicht nuhr so klar wie früher, die Hand nicht mehr so fest, der Wille nicht mehr ganz der eigene. Zurückgezogen von seiner Familie, die dem Krieg abgeneigt ist, lebt der Kaiser meist unter erhitzten, ihre Kräfie überschätzenden Altrussen und treibt und wird ge­trieben. Der Kriegslustigste am gauzenHofe ist der Groß­fürst Konstantin, der seinen Vater an Schroffheit und Leidenschafllichkeit noch übertreffen soll, ohne dessen Klug­heit zu besitzen. Auf ihn und sogar über die Person des Czaren hinüber sind die Blicke und Wünsche der Altriisscn gerichtet, wenn der Kaiser unerwartet einlen- ken sollte

Im ganzen ungeheuren R u ß l an d von der Residenz in Petersburg bis in die fernsten Hütten am Ural spürk man die Antwort des Kaisers auf die Erklärung der Westmächte. Es ist ein Kriegsgetümmel in Rußland, wie selbst 1812 kaum, als sollte ein Kriezsmz beginnen gegen die ganze Welt. Ein Manifest des Czaren hat alles außer Athem gebracht. Bei den gegenwärtigen