holen, wurde diesen Morgen in der Nähe der Stadt im Schneefelde erfroren gefunken; in einiger Entfernung von ihm stand sein geladener Holzschlitten, den er durch Man­gel an Kraft nicht weiter forrfuhren konnte. Weyig,e Tage vorher wurde ein Bauernmädchen aus einem be­nachbarten Dorfe eine ganze Nacht hindurch vom Schnee­gestöber im Felke umhergelriebe», seine Jugendkraft ret­tete es oder vom Tode und dasselbe kam mit etwas er­frorenen Gliedern davon.

D>e Tubmger Chronik enthält Folgendes: Wenn gleich die Dorfgeichichteu hcutzutag etwas außer Mode gekommen sind, so will ich dem Leser doch noch eme von des Hans Jakobs Dorfgeschichten erzählen, so traurig und so grausig, wie er gewiß noch keine in den Büchern gelesen hat. Zwei Häuser unier meines Nachbars Haus ist eine Hütte, in der Hütte eine Kammer, kaum groß genug für ein Menschenpaar. Zn dieser Kammer ste­hen zwei Betien, wenn Lumpen und Stroh diesen be­haglichen Namen verdienen, und auf diesem erbärmlichen Lager liegen sieden Personen, eine Mutter mit vier Mäd­chen und eine Schwester der Matter mit einem kleinen Kinde. Schon vor einem Vierteljahr erkrankt das zweite Mädchen am Ncroenfieber; späwr bekommt auch die Mutter und zwei andere Mädchen die böse Krankheit und so lwgen sie in ihren zwei elenden Berten, die vier Kranken und die drei Gesunden. Während der grimmi­gen Kälte um Weihnachten brannte oft kein Feuer im Ofen und ihre einzige Nahrung besteht in Dem, was gute Leute um Gottes Willen ihnen schenken. Denn die Familie ist in einem andern Dorfe daheim, und die Ge­meinde sorgt nur für ihre eigenen Armen. Und als end­lich der Doktor kam, warö bei der älresten Tochier, ei- nein braven Mädchen von 16 Zähren, schon zu spät! Sie starb im gleichen Bette mit der kranken Mutter, aus dem sie erst genommen wurde, als die Todlenschau iich eingefund.n hatte. Die Todlenschau aber, die pressirie nicht; es war ja nur armer Leuie Kind, daS hier die Augen geschlossen, und so lag das kalte, tovte Mägdlein noch mehrere Stunden unter der gleichen Decke mit der kranken Mutter. Gerade lechS Wochen vorder halte der Verstorbenen es geträumt: sie werde in sechs Wochen sterben und ihre Mutier drei Wochen nach ihr. Dieser böse Traum und der Schmerz über des Kindes frühen Tod hat nun so an der Mutter Herz gezehrt, daß sie wirklich drei Wochen nach ihrer Tochter ebenfalls die müden Augen schloß und heule begraben wurde.

Laupheim. Vor mehreren Wochen kam ein junger Zsraeltte, der früher eben nicht im besten Rufe stand, schwer mit kalifornischem Gold beladen, in seine Hei- math zurück und mach!« da nicht geringes Aufsehen, wie er auch die Lust nach dem Golblanke gewaltig rege machte. Es scheint aber die Liebhaber« für Goldwaaren auch außerhalb Kalifornien Befriedigung gesucht zu haben, denn der Amerikaner, welcher in Einer M nme sich mit seinem Bürgerrecht in dem freien Nordamerika unv mn dem Besitz von Sklaven brüstete, wurde von einer plötz­lich angclreieiien Reise durch das Lazwischenkommen ei­nes Landjägers auf dem hiesigen Bahnhof abgehalten.

Der militärische Ausbau der Burg Hohenzollern kostet 1 60,000 Thlr. Davon sind bereits 130,000 Thlr. verwendet, der Rest wird zur Vollendung dieses Werkes in diesem Sommer bezahlt werden.

Mit dem beendeten Vollmond am Himmel scheint auch die Sache des türkischen Halbmonds zu wach­sen, zumal wenn man den Aberglauben zu Hülfe nimmt. Am 12. dieses MtS., Abends sechs Uhr, sah man einen prächtigen Moiidregcnbogen s» schön, wie man ihn selten steht. Zwei Abende später war der Mond mit einem dlulrothcn Ring umgeben, als ob noch eine Mondsschcibe zum Vorschein kommen wollte und die Sterne, die i» der Nahe standen, glitzerten aut nicht so gölten hell wie sonst, sondern halten eine röthliche Farbe. Das bedeutet Krieg, sagte der Aberglaube, und zwar nicht einen dip­lomatischen, sondern einen blutigen.

Tages-Nerrigkeiteu.

Ans Bayern, 6. Fcbr. Ein Ministerial-Rescript vom 22. v. M. ordnet folgende wichtige Abänderungen in der bisherigen Erlaudn:ßertheilung zur Auswanderung aus Bayern nach außcrdeulschen Staaten an: 1) Jüng­linge im Alter der Militärpflichtigkeit haben, sie mögen selbständig oder mit Familien auswandern, einen Ersatz­mann zu stellen. 2) Jünglinge, welche vor dem E'Ntr-tt in das Konsciplionsaltec selbständig ailSivanvern, haben ^ gleichfalls wegen der Erfüllung der Militärpflicht ent- sprechende Sicherheit zu leisten. 3z Wenn Familien mit minderjährigen Söhnen nach Frankreich oder Amerika aaswandcrn, so ist bezüglich jener Söhne, welche inner­halb der nächsten zehn Jahre in das Alter der Konscrlp- twnspflichligkeit treten, gleichfalls wegen Erfüllung der Miliiärpflicht angemessene Sicherheit zu leisten, da die­selben jedenfalls für diesen Zeitraum das bayerische In« cigcnat noch behalten. 4) Wenn eine Gemeinde von An­gehörigen derselben, welche answandern wollen, besorgen zu müssen glaubt, daß sie ihr im Falle der Rückkehr vor erlangter Naturalisation zur Last fallen werden, so kann sie bei der vas Auswanderungsgesuch insteuirenden Po­lizeibehörde die Stellung einer Kaution beantragen, de­ren Freigebung erst nach eingebrachtem Nachweise über die erlang'e Naturalisation gestattet werden muß. Diese Vorschriften finden bei der Auswanderung bayerischer Untertyanen nach allen jenen Staaken Anwendung, in welchen die Naturalisation erst nach längerem Zeitadlause gesetzlich zulässig ist.

Der hohen Militärkommission am Bundestage rathen wir das Tagebuch eines Generalstabsoffiziers auS dem Jahre 1864 in den Grenzboten nicht ungelesen zu lassen. Ein deutsches BundesarineekorpS ist in den Krieg gezogen, gerade 30,000 Mann stark und aus 17 verschie­denen Kontingenten zusammengesezt. Die Konfusion ist höchst ergötzlich, wenn sie nicht so gefährlich wäre. Die GeueralstabSoffiziere verstehen einander nicht; denn jeder vrtngt seine Dienstordnung von daheim mit, die Unter­offiziere u. s. w. noch viel weniger; eS fehlt an einem gemeinsamen Feldzeichen, die eine Truppe bläst dieselben