Schwarzwald - Heimat

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Biel« erleben in diesen Tagen und Wochen beS zu Ende gehenden Winters die neue Bekannt­schaft mit dem Morgen. Lange Zeit ist man morgens bei Licht allsgestanden, saß beim Früh­stück unter der brennenden Lampe und ging schließlich noch in der Dunkelheit oder doch bei tiefer Dämmerung auS dem Hause und zu seiner Arbeitsstätte. Jetz't aber erleben wir den gro­ßen Wandel es geht mit raschen Schritten vorwärts. Von Tag zu Tag werden die Tage länger, wird der Morgen Heller.

Jeden Morgen schreiten anae-äßlte schassender Menschen durch die gleichen Straßen der Stadt. Man kennt dort jeden Winkel der Mauern, jedes Vorgärtchen, jeden Baum und jeden Strauch. Und doch gewinnt auch die poesieloseste Straße der Stadt in allen Jahreszeiten ein anderes Ge­sicht. Wie sehr sie sich wandeln kann, merken wir am stärksten in den Wochen des Neberaanas zwischen Winter und Frühling, in den Tagen, an denen es morgens immer Heller wird.

Jetzt liegen schon nicht mehr die Schatten der frühen Dämmerung zwischen den Häusern und Höfen, wenn wir durch die Straßen zur Arbeit gehen. Es gibt Tage, an denen «in Heller Him­mel sich üder den hohen Dächern der Häuser ausspannt, der schon etwas von Frühling und Sonne ahnen läßt. Wieviel Freude macht das, von Taa zu Tag zu beobackten, wie es genau zur gleichen Stunde und Minute immer um einen Schein Heller wird, bis schließlich die Sonne wieder ganz die Herrschaft über den Mor­gen übernommen hat.

Zu Hause lernen wir es wieder rasch, am Mor­gen Licht zu sparen. Ein Blick auS dem Fenster zeigt, daß es schon hell ist. Mit einem raschen Schwung rollt das Nerdunkelnngsrollo noch oben, der Helle Tag blickt zum Fenster herein, und sokort greift die Hand nach dem Lichtschal­ter und dreht das Licht aus. Der Winter geht zu Ende bi« dunkeln Tage sind vorbei.

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Der Schwarzwaldbauer tut seine Pflicht v»s zum äußersten l

Große Kundgebung der Landesbaucrnschast in Ebhausen

2» Anwesenheit des Kreisleiters und KreiS- geschäftssührers -er NSDAP, des Krecsbanern- sührcrs und des Stabsleiters der Kreisbauern- schast, der Bertreter des Landrats, der Leiter der Landwirtschastsschulen Calw und Nagold, des Di­rektors des Milchhofs Pforzheim uns zahlreicher anderer Gäste fand am gestrigen Abend in trb- hausen eine aus der ganze» Umgebung sehr gut besuchte Bauernkundgebung statt.

Für den plötzlich verhinderte» Landesbauern­führer sprach der Landes-Hauptabteilungsleiter lll der Landeöbauernschast, Philipp, ferner sprach der Vorsitzende des Milch-, Fett- uud Eierwirt- schastoverbandes Conzclmann. Ihre Aus­führungen. die lebhaftes Echo fanden, behandelten alle Fragen, die heute dem Bauern am Herze» liege», und gaben willkommenen Ausschluß über die Maßnahmen, die im Interesse der Sicherung der Nayrungssreihcit des deutschen Volkes er­griffen werden mußten und müssen.

Die Versammlung dokumentierte ihren Willen dahingehend, daß auch der Sch.oarzwaldbauer ge­willt ist, seiue Pflicht heute bis zum äußersten zu erfüllen. Kreisleiter Baetzner unterstrich in mitreißenden Worten diesen unbeugsamen Wil­len und schloß mit dem Gelöbnis:Wir alle Helsen dem Führer."

Ausführlicher Bericht in der morgigen Aus gäbe unserer Zeitung.

Nagolder Stadtnachrichten

Der Ehrenobmann des Gartenbaus, Friedrich Schuster, heute 80 Jahre alt

Am 10. Februar 1864 wurde unser bekannter und geschätzter Mitbürger Friedrich Schuster hier geboren. Unter sechs Brüdern und sechs Schwestern ist er ausgewachsen. Die Liebe zur Na­tur führte ihn dem Gartenbau zu. Er erlernte seinen schönen Beruf in der Stadtgärtnerei in Stuttgart. In zwölf Wanderjahren lernte er erste deutsche Gartenbaubetriebe kennen. Gerade jetzt vor 50 Jahren gründete er die heute von seinem Sohne geleitete Gärtnerei. Seine Kulturen waren immer in bester Ordnung. Viele seltene Pflanzen

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fand man bei ihm in bester Pflege. Als vor nun­mehr 40 Jahren der Gartenbauverband ins Le­ben gerufen wurde, zählte unser Jubilar zu den Gründungsmitgliedern. Bereits im Jahre 1908 wurde er zum Obmann des heutigen Gartenbau­kreises Schwarzwald-Nord berufen. Mit vieler Umsicht und großem Geschick bekleidete er diesen Posten bis nach dein ersten Weltkriege. Seine vie­len Verdienste veranlaßten die Kameraden des Bezirks, ihn zum Ehrenobmann zu ernennen. Stets gefällig und hilfsbereit, genoß und genießt der Jubilar, der über einen guten Humor ver­fügt, nicht nur in Gärtncrkreisen, sondern auch bei der Nago er Einwohnerschaft große Beliebt­heit. Anläßlich seines Zöjähr. Geschäftsjubiläums wurden seine besonderen Leistungen im- Ber- bandsleben von berufener Seite anerkannt.

PH.M

Wir sehen im Film:

Annette und die blonde Dame" im Tonsilmtheater Nagold

Mit Temperament geladen ist Annette. Ueber Temperament kann man sich auch bei ihrer Fein­din, der blonden Dame, nicht beschweren. Beide wirbeln die Männer ihrer Wahl in Konflikte, um später mit Unschuldsblick die Schuld an dem Tohuwabohu ihren Opfern znzuschieben. Das ganze ist eines jener völlig unbeschwerten franzö­sischen Lustspiele, die eine Verliebtheit in froh- liche Jugendstreiche bezeugen und aus dem heite­ren Konflikt zwischen jugendlichem Ueberschwang und liebenswürdiger Selbstironie der älteren Ge­neration ihre zusätzliche Komik beziehen.

N»S verwaltungstechnischen Gründen wurde setzt die Möglichkeit geschaffen, daß Tarif­ordnungen sowie Richtlinien kür den In­halt von Betriebsordnungen und Einzelarbeits­verträgen, deren Geltungsbereich über die Zu­ständigkeit eines Reichstrenhänders der Arbeit hinansgeht, statt von einem Sondertreuhänder der Arbeit auch vom Generalbevollmäch­tigten kür den Arbeitseinsatz erlassen werden können.

Aus den Nachbargemeinden

Gäc.l.ngi». Vor 100 Jahren wurde Gültlingen königlicher Verordnung gemäß von einer Ge­meinde dritter Klasse zu einer solchen zweiter Klasse erhoben.

Haiterbach. In seltener Rüstigkeit vollendet heute Gottlieb Luz, Wagnermeister, sein 8L. Le­bensjahr. Mit ihm sind z. Z. nur 3 Männer in Haiterbach, die das hohe Aller von 80 Jahren überschritten haben.

Unterjettinge». Frau Frida Eßlinger, die Gattin des zur Wehrmacht einbcrnfeucn Schrei- nermeisters Johannes E., hat sich genötigt ge­sehen, ihren Posten als Arbeitslchrerin riccder- zulegen. Als Nachfolgerin wurde Frau Anna Andler, Gattin des Gottlieb A., bestimmt.

Unterjettinge« Heute wird unser Mitbürger Simon Baur, Schuhmachermeiscer, 70 Jahre alt. Trotz seines vorgeschrittenen Alters arbeitet er noch täglich in der Werkstatt. Neben Maß- und heute hauptsächlich Flickarbeiten betreut er noch ein ausgedehntes Schuhwarenlager in sei­nem Hause. Die Arbeiten in seinen: Landwirt­schaftsbetrieb muß er in der Hauptsache seinen weiblichen Hausgenossen überlassen. Von seinen 2 anderen Söhnen, die ebenfalls in der Werkstatt arbeiten, steht einer im Heeresdienst, der jüngste ist auf dem Felde der Ehre geblieben. Das Ver­trauen seiner Mitbürger brachte ihm Sitz und Stimme im Bürgerausschuß und Gemeinderat, wo er über 25 Jahre die Interessen seiner Mit­bürger vertrat und Ersprießliches leistete.

Conweiler. Wohl ein seltenes Ereignis, daß in einer Gemeinde, wie es am Sonnt..g bei uns der Fall war, zwei Ehepaare am gleichen Tag das Fest ihrer Goldenen Hochzeit feiern durf­ten. Das eine Jubelpaar ist der frühere Holz­hauer-Obmann Ludwig Du ß, 74 Jahre alte, und seine um ein Jahr ältere Ehefrau Marie, geb. Fröhlich. Ihrer Ehe entsprossen acht Kinder, 22 Enkel nahmen an der Feier teil, zwei stehen im Feld, ein Enkel ist gefallen. Das zweite Paar ist der frühere Waldhüter Wilh. Jäck, 74 Jahre alt, und seine Ehefrau Elisabeth, geb. Ochs, eben­falls 74 Jahre alt. Drei Kinder und ein Enkel konnten an der Feier teilnehmen. Ein Enkel steht im Feld.

Bondorf. Geburten: Alfred Brukner, Landwirt, IS. Sterbefälle: Gustav Kußmaul, Gärtner, 31 J.x Hcinricke Werner, 80 I.

Herrenberg. Seitens des BDM.-Werkes Glaube und Schönheit" ist die Errichtung je einer Nähstnbe in Böblingen und Herren­berg geplant. Hier können die Mädel zur Ent­lastung der Schneiderinnen beitragen und klei­nere Aendernngen oder auch Neuanfertigungen unter Anleitung einer Fachkraft selbst ansführen.

Gestorbene: Anna Mutschler, geb. Bolz, 71 I., Kniebis; Marie Wohn er, 74 I., Loß- burg; Joh. Buhler, 48 I., Breitenau-Wälde; Luise Munk, geb. Feucht, Wildbad; Toni Bey- erle, geb. Jahr, Wildbad; Johannes Kühnle, Spielberg; Andreas Braun, 60 I., Walddorf; Christian Fuchs, Holzhauer, 69 I., Lauterbad; Adolf Gkann er, 18 I., Arnbach; Karl Ha­mann, Bäckermeister, 66 I., Birkenfeld; Otto Kurz, 35 I., Hausen a. d. Würm; Friedrich Sautter, 26 I., Höfingen; Anton Dörfner, 70 I., Weil der Stadt.

Unsere Tierwelt im Winter

8innvo1ler Lcliutr und riLtitiZe ?t!eZeXVinierfe8te" ^lauLtiere

Für viele unserer Tiere ist der Winter ein Problem. Da ist z. B. die Vogel weit. Ter Gedanke des Vogelschutzes bürgert sich immer mehr ein, und doch werden so oft Gedanken­losigkeiten begangen. Hier muß man sich vor jeder Sentimentalität hüten, so wie beim Um­gang mit Tieren überhaupt. So arundfalsch eS ist, die Vögel im Sommer zu füttern und sie dadurch vom Jnsektensang abzuhalten, io wichtig ist «ine wohlüberlegte Fütterung zur Winterzeit. Bei Schneewehen, Raubreif und Glatteis fin­den Meisen. Finken und Zeisige oft kein Körnchen umd keine Insektenlarve. In dem schneegeschützten Fnlterhäiischen ober können wir ihnen Sonnen­blumen- und Kürbiskerne anbieten. Wir haben zu rechter Zeit Heidel- und Vogelbeeren gesam­melt. Auch Hagebutten sind begehrt.

Neben dem Vogelfreund siebt der besorgt« Forstmann, der dem Wild bei strenacr Kälte den Tisch deckt. Laubbeu. Eicheln und Kastanien hält er für Hirsch und Nch bereit, Drusckcibfatt und Heublumen für Fasanen und Rebhühner. Aber auch er geht wohlüberlegt vor und ver­wöhnt die Tiere nicht, denn im Miscbivalb ge­nügt es oft, hier und da ein paar Espen, Wei­

den oder Pappeln zu fällen und mit allem Ast­werk liegen zu lassen. Knosven, Zweigspitzen und Rinde bieten dem Wild eine begehrte und ge­sunde Acsnng. Dazu läßt der Heger Bahnen mit dem Schneepflug ziehen, nm das Kraut freizu­legen, dann kann das Wild keine Not leiden.

Auch bei unseren Haustieren gilt eS, die na­türlichen Instinkte, soweit sie noch nicht verschüt­tet sind, zu unterstützen, um die Tiere nicht zu verweichlichen. Der Bauer kann sich r. itunter nicht vorliellen, daß das Vieh es zc tweilig auch bei Sckinee und Kälte draußen anshält, ja, daß eS im Winter die tägliche Bewegung ebenso braucht wie im Sommer, wenn es gesund bleiben soll. Mehr und mehr seht sich aber eine ver- nünstiaere Anschauung durch. Das Jungvieh, das sich für kurze Zeit ans der Winlerweide tummelt, nimmt bestimmt keinen Schaden, und auch das Kälbchen wird vergnügt im Schnee b-rumsprin"en, wenn eS erst einmal Ecken und Staunen überwunden bat. Auch linier Borsten­vieh istwinterfest". Ebenso ist e» eine ervrobte Tatsacke, daß die Fohlen gesünder und lei- stnn^gbiger werden, wenn sie auck b»i Frost und Schnee ihren täglichen Auslauf haben.

Erzählte Kleinheiten

Als die Friedensklaffe des Ordens pcnn- 1« lnäl'its gestiftet wurde, begab sich König Friedrich Wilhelm IV. persönlich in die Wohnung Schadows, um dem Meister den längst verdienten Orden zu überreichen.

Wenn der Monarch aber geglaubt hätte, Schadow würde sich über diese ehrenvolle Aus­zeichnung besonders freuen, so hatte er sich ge­täuscht.

Der Meister zeigte im Gegenteil in keiner Weise, daß er die Ehrung gebührend zu wür­digen verstand. Als chm der König das Etui mit dem Orden mit einigen netten Worten überreichte, sagte.Schadow, der ans seinen. Her­zen niemals eine Mördergrube machte, auf­richtig:

Dct iS ja man sehr snt jemeint, Majestät, »ber Wat soll ick alter Mann mit'n Orden?"

Der König redete ihm gut zu:Aber, lieber Schadow, wenn ich selber herkomme und Sie um die Annahme bitte, dann werden Sie mir diese meine Bitte doch nicht abschlagen wollen!"

Woraus Schadow antwortete:Int, jut ick nehm'nl Aber eene Bedingung stell' ick: Wenn ick mal dot bin, denn muß n meen Willem kriejenl"

Der König gewährte ihm lächelnd biese Bitte, indem er verfügte, daß Schadows Sohn Wil­helm, der damals bereits Direktor der Düssel­dorfer Kunstakademie war, nach dem Tode sei­nes Vaters den Orden verliehen erhalten solle.

Der zu seiner Zeit berühmt« Maler Ludwig

KnauS erblelt eines Tages den Besuch eines reichen Gcmäldesammlers, der einige Neuigkeiten erstehen wollte und höchst verwundert war, als er sah. daß Knaus nicht ein einziges seiner eige­nen Bilder in keiner Wohnung hängen halte.

Nach dem Grunde befragt, gab KnauS lächelnd zur Antwort:Wie können Sie von einem armen Künstler verlangen, daß er derartige Kost­barkeiten in ferner Behausung hängen hat? Bil­der von Ludwig Knaus sind für meine Verhält­nisse zu teuer!"

Von der Melancholie kuriert

Ein sächsischer Fürst ivar einst schlechter Stim­mung und fast trübsinnig. Nichts wollt« fruchten, ihn von seiner Depression zu befreien. Erst dem wegen seiner komischen Einfälle bekannten Frei­herrn von Kyau gelang eS^ ihn zu kurieren. Er ließ die Streicher der Hotkapelle in das fürst­liche Vorzimmer kommen, nachdem sie vorher ihr« Instrumente hatten stimmen muffen, damit dies den Fürsten, dem unverhofst ein Ständchen ge­bracht werden sollte, nicht aufmerksam mache. Die Musiker nahmen Platz und K»au ging ins sürst- liche Zimmer. Gleich darauf öffnet« sich di« Tür und der Fürst trat heraus, hinter ihm Kyau. Di« Musiker singen ans einen Streich an. die Vogen zu ziehen. Aber kein Instrument wollte zu klingen ansaugen. Es war geradezu gespensterhaft. Sie waren wi« vor den Kopf geschlagen, siedelten und fuchtelten gleich Besessenen ans den Violen, Gamben und Baffen herum, liefen rot an und mühten sich krampfhaft, «inen Ton hervorzu- bringeu. Aber es kam keiner. Da fing ans ein­mal der Fürst an Hu lachen, daß er sich krümmte und ließ die Traurigkeit fahren. Kyau hatte, wäh­rend er die Musiker aus dem Vorzimmer gerufen, alle Instrumente mit Talg einschmieren kaffen.

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diaekdruelc Verbots«

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Aber Mutter, Deine Schwester schreibt ja ..."

Ach Vater, er ist erst zwanzig Jahre alt. Die Lore ist neunzehn. Das wird im ganzen Leben nichts."

Nicht gleich, aber so nach und nach. Die Lore wird auch von Tag zu Tag älter. Sie könnte war­ten und, wie gesagt, den LeukwizenS so lange ans­helfen."

Stein, nein, dazu würde ich nie meinen Segen geben. Weißt Du, Vater, die Lore hat den Ger­hardt auch gern gesehen."

Mutter, ich bitte Dich, meine Töchter sind doch so gut erzogen, daß ..."

Nur ruhig Blut, Vater, wir waren auch ein­mal jung. ..

Du willst doch nickt etwa sagen, daß da nicht alles..

Vater, gar nichts will ich sagen. Kannst Tu heute noch beschwören, daß alles immer ganz ein­wandfrei war? Weißt Du, auf den Heuboden bist Du mir auch nachgcstiegen."

Na Mutter, sei so gut, Du sagtest mir doch vorher, daß ..."

Dir mußte man eben ein bißchen erklären."

Mutter, wenn jemand unsere Unterhaltung hört ... Und ich bin gerade dabei, meine Sonn- tagspredigt durchzulesen."

Ter Ortspsarrer war krank und als Kantor, als erster Lehrer im Ort, predigte er.

Nimm nur als Text' Die Liebe höret nimmer auf."

Die Tür wurde rasch geöffnet. Ingrid stürmte herein.

Na Lilly, bist Du schon da?" sagte der Vater. Er sah ihr mit Vaterstolz entgegen.

Vater, wann wirst Tu endlich lernen, mich mit Ingrid anzusprcchen?"

Er lachte.

Denkt Euch, ich habe das Examen als Aller­beste bestanden. Freut Euch mit mir ..., meine Anstellung in Chemnitz, da ist sie. Ich habe das erstemal als neugebackene Lehrerin Ferien."

Sie umarmte Vater und Mutter.

Jetzt wirds schön, jetzt wird gebummelt. O, wie ich mich freue, gründlich ansschlafcn zu dür­fen. Wie geht-, im Lenkwizgut? Was macht Lilly? Kann sie noch nicht aufstehen?"

Vater und Mutter sahen sich an; gleichwie als schämten sie sicb, noch vor ein paar Minuten wie junge Liebesleute miteinander geswäckcrt zu haben.

Mutter sagte:DaS Allerneueste ist. Lenk- wizens haben ein Töchterchen."

Ihr scherzt Wohl?"

Nein, ganz und gar nicht."

Macht keine sauten Witze, die kranke Lilly, un­möglich."

Tie Mutter legte den Finger auf den Mund. Unser Geheimnis. Tn weißt doch, daß Lilly einen Erben erwartete. Durch den Fall wurde jede Hoff­nung vernichtet. Du kennst doch auch die Kate Dorsch, weißt doch, daß sie in guter Hoffnung war.

! .Turzum, Lilly läßt sich nicht abbringen, das Kind zu adoptieren."

Ingrid würde blaß.

Das tut Lilly, das Kind einer Magd."

Wir haben ihr das auch gesagt. Sie sagt: Käte Dorsch sei keine gewöhnliche Magd. Ihrer Um­sicht und Arbeitskraft verdanke sie es, daß sie so ruhig im Bette liegen könnte. Durch das Kind würde Käte an das Haus gefesselt. Sie selbst könne ihrem Dkmn ja keine Kinder schenken. Wir wollten es durchaus nicht. Doch wenn sich Lilly etwas in den Kopf gesetzt hat, führt sie cs durch. Das weißt Du doch auch."

Ingrid holte tief Atem.Stic würde ich ein Kind adoptieren. Was weiß Lilly Won dem inner­sten Wesen eines solchen Kindes. Es ist und bleibt ein fremdes. Sie wird es nie so lieb haben kön­nen wie ein eigenes ... Und der Leukwizbauer, der große starke Mann, der selbst Kinder zeugen könnte, der soll sich damit einverstanden erkören. Unfaßlich. Wenn ich nur einmal mit Lilly dar­über reden könnte."

Ingrid, laß das. Das sind Familienangelegen­heiten, die jeder mit sich selbst ausznmachen hat. Wenn sich die beiden einig sind, haben wir nichts dreinzurcdcn. Du kämst auch zu spät. Das Kind ist als Gerda Lcukwiz eingetragen."

Bevor die Eltern 50 Jahre alt sind, darf doch gar keine Adoption stattfinden."

Das ist hier ein Ausnahmefall. Vielleicht wird sie dann noch einmal rechtskräftig geschrieben."

Ingrid schwieg. Lilly war ja von jeher trotz ihres sprudelnden, lebhaften Wesens ein tief- denkender Mensch gewesen. Ingrid erinnerte sich, zanken konnte man sich nie mit Lilly. Immer war sie zwischen ihr und Lore die Schiedsrichter!».

*

Nach dem Mittagessen schleuderte Ingrid durchs Dörfchen. Sie grüßte rechts und links. Die Sonne lachte und aus Ingrids Angen lachte auch der Sonnenschein. Ein Verschmelzen von Natur und Seele. Je näher sic dem Lenkwizgut kam, desto schwerer wurde ihr Gang. Es ivar wohl auch der steile Weg. Sie war das Bergsteigen nicht mehr gewohnt.

Vor ihr lag das Lenkwizgut auf einer sonnigen Höhe. Vom unteren Torf aus versteckt, wenn man den Berg erstieg, protzig in seiner Art, wenn man es -vor Augen hatte. Ter Nußbanm in der Mitte, der von einer achteckigen Bank eingeschlosjcn wurde, und nach des Tages Last und Mühe den Gutslcutcn als Erholungsstätte diente, hielt sein« großen, starken Aeste schützend nach allen Seiten. Vor zehn Jahren war das alte Lenkwizgut ab­gebrannt. Ta stand er noch auf der Wiese weitab.

(Fortsetz,mg folgt)