Krank« ertranken im Zwischendeck. Die Schiffsmannschaft rettetesich durch die Boote; den Passagieren, welche in die Boote springen wollten, wurde damit gedroht, daß man sie ins Meer werfe. Nur Einem, Herrn Ronzelin, gelang cs, in daS letzte der abgehenden Boote deS Schiffs zu kommen. Noch am 6. November, Vormittags, kam ein Retttungsboot vom Lande an. In diesem rettete sich der Kapitän, Henry ist der Name dieses niederträchtigen Menschen, einige Matrosen und 4 Passagiere. Als noch mehr Passagiere in dem Boote ihre Rettung suchen wollten, hieb der Kapitän das Tau ab, und stieß ab, Schiff und Passagiere ihrem Schicksal überlassend. Zwei weitere Boote, welche noch am 6. November dem Schiffe zu Hilfe kommen wollten, konnten wegen her sehr hoch gehenden Brandung nicht an das Schiff gelangen. DaS Zwischendeck stand damals schon voll Wasser, die Wellen schlugen die Seitenwänve deS Schiffs ein und stießen Lebende und Tode über Bord. Die Passagiere suchten sich im Takelwerk festzudinden, um von den Wellen nicht weggespült zu werden. Biele, welche die Kräfte verließen, wurden über Bord geschwemmt, Ankere hingen am 7. November Morgens als Leichen im Takelwerk. Am 7. November Morgens zwischen 5 und 6 Uhr kamen mehrere Rettungsboote und alle »och lebenden Passagiere wurden glücklich an daS Land und von da nach Deal (einer Stadt im Staate New-Jersey) gebracht. Die New-Uorker StaatSzeitung führt die Namen von 132 Geretteten auf, darunter Gottlieb Möck von Plüderhausen, Johann Georg Fuchs und Jakob Engelmann auS Württemberg; sodann erwähnt sie die Namen von gegen 100 Gestorbenen, darunter einen Wilhelm und Wilhelmine Schnurr von Oberwelsheim (Oberbalzheim?) in Württemberg. Nach den hier vorliegenden Notizen hat keine dieser Personen im Lande akkordirt, wenigstens ist in den in Stuttgart vorliegenden Schiffslisten keine Person auf die New-Era eingeschrieben. Die Niederträchtigkeit der Schiffsmannschaft einschließlich ihres säubern Kapitäns zeigte sich noch nach der Rettung dadurch, daß die Matrosen die besten der yo» den „Commsssioners of Emigration" für die Passagiere bestimmten Kleider denselben entrissen und für sich verwendeten, wogegen von den Passagieren rühmend anerkannt wird, daß Herr Ronzelin, wie die „Commissio- ners of Emigratwn" sich der Unglücklichen auf daS THat- kräftigste annahmen.
Wie man in Rußland wohlfeil Pferde kauft.
Beim Militär nämlich. Das ist bei der Garde in Petersburg keine Kleinigkeit; denn da darf kein Pferd em auszeichnendes Fleckchen oder Härchen haben, keines einen halben Zoll höher oder länger sein als das andere und meistens ist ein Regiment nur mit lauter Schimmel» oder lauter Rappen beritten. Die Krone macht bedeutende Ansprüche und zahlt wenig, für das beste Pferd höchiieiis 500 Rubel Banko, d. h. ungefähr ein Dritiel des Werthes. Die Kommandeure müssen für diese Summe
die Pferde schaffen und setzen selbst ihren Stolz in gute Pferde. WaS ist zu thun, ebne aus der eigenen Tasche zuzulegen, was meist unmöglich ist? Sie wählen sedesmal unter ven Offizieren die reichsten und ehrgeizigsten aus und schicken sie „auf Ncmonte". Die jungen Leute setzen ihren Ehrgeiz darein, den übernommenen Auftrag brillant auszuführen und wissen wohl, daß es die Gnade oder Ungnade deS Kommandeurs gilt. So opfert oft so ein junger Cavalier 40 -50,000 Rubel, indem er statt deS etatsmäßigen Preises von 500 Rubel deren 1000—1500 Rubel für ein Pferd zahlt und sich für den Ruhm, eine gute Remonte gemacht zu haben, halb ruinirt. Ist er so reich, daß es ihm auf daS von der Krone auSgesetzte Geld auch nicht ankommt, so schlägt er ven geringeren Verlust zu dem größern, wirft Mit dem Kern auch die Kirsche fort und zahlt das Ganze aus seiner Tasche. Der Oberst steckt das von der Krone gezahlte Geld in die Tasche, qattlirt dem Lieutenant mit seiner —Liebe und hat „Oekonomie gemacht", wie mans dort nennt.
Launen deS Glücks.
Bei der letzten Ziehung der preuß. Lotterie gewan. neu acht Arbeiter in Köln mit einem Loose 20,000 Thlr. Früher Halle noch ein neunter mit ihnen das halbe LooS gespielt. Bei der gegenwärtigen Ziehung war er jedoch auS der Lpielgemeinschaft geschieden, da ibm die Einsatzkoste» zu schwer geworden. Es läßt sich denken, mit welch schmerzlichen Gefühlen er dies jetzt bedauert. Seine glücklicheren Kameraden haben ihm inzwischen in ächt freundlicher Gesinnung ein Geschenk von 300 Thlr. gemacht.
Aphorismen.
Gau; recht, daß die Menschen Wissenschaft und Künste betreiben, daß sie für die Bequemlichkeit des Lebens sorgen, den Geist bilden, die Ordnung in den gesellschaftlichen Verhältnißen sichern, die Rechte gegenseitig achten und sich mitOienstlelstungen zuvor kommen. So ist cs GotteS Wille. Daß sie daS aber aus Liebe zu diesem Willen thun und ihre Lüste und Begierde» besiegen, um Kinder GotteS zu sein und in der Heiligung zu wachsen: das erst macht sie zu wahrhaft sittlichen Menschen.
Unter den Frauenzimmern, wie unter den Kalksteinen ist der Unterschied, daß diejenigen Arten in der Wirthsckaft am nützlichsten sind, welche keinen G lau z an nehmen.
Anekdote.
Ein Verschwender lag im Sterben und ein Geistlicher war bemüht, ihn zum Tode vorzubereiiea. „Ach," seufzte der Sterbende, „wenn ich nur noch so lange gelebt hätte, bis ich alle meine Schulden abdezahl» hätte." Der Geistliche antwortete: „Hoffe, mein Sohn. Einen so frommen Wunsch wird Gott nicht unerfüllt lassen." Da verklärte sich das Angesicht deö Kranken: „O dann lebe ich ewig!" -_
Verantworitiche Redaktion: Hölzle. Druck und Verlag der G, Zaiser'sche» Buchhandlung in Nagold.