wer ihn verkennen kann, hat wenigstens keine gute Mutter gehabt, sondern eine, die sich auf dem Tanz, platze besser gefiel, als in ihrem Tempel, dem Hause. Eine römische Matrone erhielt folgende Grabschrifl:

(seit, cnsts vixit, stoinuin servavit (sie sorgte selbst für einfache Kleidung, lebte keusch und bewahrte das Haus). Wohl der christlichen Hausfrau, wenn man diese Schrift auf ihr Grab setzen kann, oder noch besser, wenn Söhne und Töchter diese im Herzen mit sich hcr- umtragen; weiter ist nichts nökhig, sie umfaßt Alles.

Die Beweise für den angeführten Satz habe ich aus den Biographieen wackerer Männer geliefert, wenn es anging, mit ihren eigenen Worten, und ich hätte sie in's Unendliche vermehren können, wenn ich stekS mit der Fe­der gelesen hätte. Für jetzt mag Folgendes genügen, wenn auch die Männer gerade nicht in die Reihenfolge der Zeit stehen, sondern so, wie ich ihre Lebensbeschreibung gelesen habe.

Göthe rühmte se-ne Mutter in dem Buche:Mein Leben rc." sehr und sagt, daß er ihr sehr viel zu dan­ken habe. Hebel sagt von seiner Mutter: sie war eine gemüthliche, fromme Frau, die mich zur Gottesfurcht, Geradheit und Rechtschaffenheit erzog und sie mir lief und unerschütterlich einprägke. Neuffert rühmt seine Mut­ter, daß sie jeden Sinn des Schönen und Guten in ihm erweckt habe. Caroline Pichler sagt: meine Mutter, die über der Bildung des Geistes die viel nöthigere zur Häus­lichkeit nicht vergessen hatte, hielt mich streng hierzu an, lehrte mich diese lieben und als die erste und wichtigste Bestimmung des WeibeS betrachten und bewahrte auf diese Weise meinen Charakter vor mancher falschen Rieb- tung. Hölty verdankte, nach eigener Aussage, die zarte, reine Bildung desGemükhes, die sich in allen seinen Ge­dichten wiederspiegelt, seiner trefflichen Mutter. Joh. Georg Jacobi hatte seiner Stiefmutter viel zu danken und sein Gedichtdie Mutter" hat sie verewigt. Hier zeigt er ein zartes, stilles Familienglück, geheiligt durch Förmmigkeit und Rechtschaffenheit der Mutter. Wilhelm Hauff wurde beaufsichtigt von einer zärtlichen und ver­ständigen Mutter; sie hatte einen woblthätigen Einfluß auf sein zarttS Gemüth. (S. G. Schwad in Hauff's sämmtlichen Werken I. Band.) Deßhalb konnte er auch sein schvncS Gedicht:Mutterliebe" schreiben. Wie­land verdankt seiner Mütter sehr viel und nennt sie ein Muster frommer häuslicher Weiblichkeit. Jean Paul, Klopstock, Körner, Lichtwehr, G. Seume rühmen ihre Mütter. I. Engel preist seine Mutter als eine sehr geistvolle, edeldenkende, überaus wohlthätige Frau. Lu­ther verdankt der Cotta viel und Melanchthons Mutter hatte folgende Verse oft im Munde:

Wer mehr will verzehren.

> Denn sein Lflug kann ernähren,

Der wird zuletzt verderben,

Vielleicht am Galgen sterben.

Die Verse sind noch heute gut! Der Schluß ist vielleicht n-chk fürmanches zarte Gelühl! aber wenn auch ! nicht die zarte Mutter dorthin kommen kann, so kann! es sehr leicht ihr vernachläßigter Sohn, unk daS wäre ^ doch sehr zu bedenken. Cramer (s. Eellen's Lebent sagt '

von Gellert's Mutter: sie war eine rechtschaffene Mutter, immer bemüht, ihren Kindern die Grundsätze und Em­pfindungen einer ungeheuchelien Gottseligkeit gleich in ihrer Kindheit einzuflößen und sie ihnen sowohl durch den Reiz, den mütterliche Lehren haben, als auch durch die Anmuth ihres eigenen Beispiels angenehm und liebens­würdig zu machen. Sie erwarb sich durch ihr gutes und sanstesHerz, als eine dienstfertige, Mitleidige und wohlthä- tige Freundin, a» ihlem Orte ein unvvergeßlichcs Andenken.

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An Allerseelen.

Es ist ein frommes Wandern

Am Allerseelenlag

Zum woblbekaunien Grabe,

DaS vns're Freuden brach.

Da weinen sich die Herzen Noch einmal zärtlich satt,

Man zählt die ganze L ebe,

Die man verloren hat. ?

Da kniet die fromme Gattin Auf ihres Gatten Grab:

Ach! deine Waisen drücken Mich fast zu dir hinab!"

Dort fleht die bleiche Mutter Ihr frommes Kind zurück,

Das kleinste Häuflein Erde Verschließt lbr größtes Glück.

Da Pflegt mit treuen Händen Die Braut der Mprthe Grün:

Dort ewig!" spricht sic leise Und pflücki sich Rosmarin.

Am jüngsten Grabe härmet Ein alier Vater sich:

Mein Sohn! mein Sohn! ich komme Und leg' mich neben dich."

Es ist ein frommes Wandern

Am Lllcrseelentag

Zum wohlbekannten Grabe,

Das uns're Freuden brach.

Anekdote.

Ein Lohnkutscher wurde krank und lag in den letz­ten Zügen. Sein Bruder stand an seinem Bette und rief schluchzend: § Fohre hin/ Armer! Dir ist nicht mehr zu Helsen." Da kom der Kranke zu sich, und da er die Wortefahre hin," vernommen hatte, rief er:Ist den» schon angespannt?"

Verantwortliche Redaktion: Hölzle. Druck und Verlag der G. Zaiser'schen Buchhandlung in Nagold.