Instand nicht mindere Beschwerden, denn die Neckar­schifffahrt litt große Noth und namentlich die Flöße'hat­ten viel durchzumachen, da sie häufig auf seichte Stellen geriethen und dann nur mit harter Anstrengung wieder flott gemacht werden konnten. Seit acht Tagen ist die Schifffahrt ganz eingestellt, denn der Neckar ist über­froren, so zwar, daß heute unterhalb der Brücke eine Masse Knaben aus dem Eise sich tummeln, was vor Weihnachten seit Jahren nicht statlfand. Die Lebens- mittelfrage drängt sich immer mehr in den Vordergrund und beschäftigt die Gemüther mehr alö die orientalische. Besonders die Kartoffeln werden hark vermißt, da auch die aus Baden und der Pfalz cingeführtcn jezt onfangen, in den Kellern krank zu werden. Auf dem Lande sind die Leute froh, wenn sie ihre Suppe oder ihre weiße Rüben in Wasser kockcn und salzen können, von Schmalz ist dort schon lange keine Rede mehr! Nahrhaftere Ge­müse, wie Linsen, Erbsen rc. kann der Aermerc sich nicht verschaff«, denn das Simri kostet 2 fl. 30 kr. Die lezten drei Jahre mit ihrer zunehmenden Verarmung bilden einen merkwürdigen Controst zu dem so gerne cilirten:Hie gut Württemberg allweg." Im Laufe dieser Woche hat sich auch wieder ein Unglück zugetra­gen, indem ein Arbeiter der chemischen Fabrik Wohlge­legen hier in einen Kessel mit siedender Schwefelsäure stürzte und in jämmerlichem Zustande in das Spital ge­bracht wurde. Als man ihm die Stiefel auszog, ging das Fleisch in Stücken mit.

Brberach, 20. Dezdr. Wie wir hören hat der zum Tode verurthcilte Mörder Merk Kassation eingelegt, soll jedoch dieselbe nickt zu verfolgen gedenken, sondern vielmehr ein Gnadengesuch einzureichen Willens seyn.

Am 13- Dezember Nachmittags fand eine Magd von Weiler mitten auf einer Wiese an der Landstraße von Staig nach Weingarten den Leichnam eines Mannes. Nicht ein einziger Mensch kam auch nur auf die Vermuthung der Identität des Verunglückten, woran ohne Zweftel die überaus große Aufzedunsenheit des Angesichtes desselben beitrug. Der Leichnam des Verun­glückten war schon nach Tübingen adgeführt, als am 15. der Stiefsohn an den zurückgelassenen Kleidern, welche in Staig lagen, erkannte, daß sein Vater es war, den man auf die Anatomie abgeliefert hatte. Der Verun­glückte befand sich am 6. Dez. Abends noch beim SchnappS in Staig, und scheint auf dem Heimwege nach Wecker, wo er verheirathet war, den Tod gefunden zu haben; wenigstens ist er von diesem Tage an nicht mehr nach Hause gekommen. Seine Angehörigen vertrauten der Versicherung, baß der Aufgefundene sie gar nicht berühre, und unterließen, in Staig Einsicht von der Leiche zu nehmen. Schauerlich! Auf ebener Wiese seinen Tod finden, eine Viertelstunde von der Heimath nicht mehr erkannt, und von der Anatomie beerdigt werden.

Bei der lezten Zählung der Einwohner des Zoll­vereins hat sich die Zahl von 30,700,939 Köpfen er­geben, wovon 16,935,420 auf Preußen, 4,559,450 auf Bayern, 1,987,832 auf Sachsen, 1,733,263 auf Würt­temberg und 1,356,934 auf Baden kommen.

Tages Neuigkeiten.

Karlsruhe, 22. Dez. Nach dem Journal de Francfort trug sich am Samstag ein seltsames Ereigniß im Schlosse zu Karlsruhe zu. Der Regent schrieb in seinem Gemache, als ein Unbekannter in dasselbe trat. Der Regent fragte, was er wolle und schellte, als er keine Antwort erhielt. Da sprang der Unbekannte durch das Fenster des Vorzimmers davon und der Regent ihm nach.

In Freiburg ist am I9.DcZ. der badische Hofrath Kurz wegen Diebstahls einer Kasse mit 10,762 Gulden Staatsgütern im Jahr 1649 vom Schwurgericht zu S Jahren Zuchthaus mit 100 Tagen Hungerkost verur- theilt worden

Freiburq, 18. Dez. Eine Gespenstergeschichte macht hier großes Aufsehen Der Geist eines Mannes, dessen Leichnam vor einigen Jahren unter verdächtigen Umstanden in einem nahe» Walde gefunden wurde, ist seinem Bruder zweimal erschienen und hat ihn auf heute Abend wieder beschicken, um ihm Enthüllungen zu ma­chen. So erzählen die Gläubigen. Man hat erster», den Bruder, einen bisher durchaus unbescholtenen Men­schen, verhaftet.

München, 19. Dez. Heute früh wurde das To- desurtheil an einem 2ljährigen Multermörder vollzogen. Der jugendliche Verbrecher, ein Bauerssohn aus dem Landgerichtsbezirke Edersberg, hatte seine leibliche Mut­ier mir Arsenik vergiftet, um in den Besitz des Gutes zu gelangen, dem sie als Wittwe noch Vorstand.

I» Dresden hat sich ein Bauvercin gebildet, welcher den Zweck hat, Wohnungen auf Aktien fücLeute der ärmeren Klasse zu bauen und dieselben an jene ge­gen einen ganz geringen Miethzins, wodurch jedoch die Zinsen des Anklagekapitals gedeckt werden, zu überlassen. Der Verein hat somit nur einen guten Zweck.

Aus Thüringen, 20. Dez. Ich berichte Ihnen heute von einem, einem Kriege ähnlichen Ereigniß, das bei Kottendorf, einem Gränzorte zwischen Schwarzburg- Sondershansen und Schwarzdurg-Rudolstadt, stattgefun­den. Es ist nämlich diese Grenze mit rudolstädtischem Mrlitar besezt worden, und zwar in feindlia er Absicht gegen Gchwarzdurg-Sondershausen, daS ohne die Zu­stimmung von Schwarzdurg-Rudolstadt, mit dem es deß- halb lange fruchtlos uncerhanrelt hatte, eine Chaussee von Arnstadt in jener Richtung nach Rudolstadt bauen und dem Verkehr des Publikums übergeben ließ. Allein das ausgestellte Rudolstadter Militär läßt kein Fuhrwerk in das Land, sondern nöthigt alle (weßhalb auch die Unterhandlungen zwischen beiden Regierungen gescheitert seyu sollen), den Umweg über Stadt Ilm durch einen größer» Tyeil des rudolstädtischen Territoriums zu neh­men. Man ist natürlich sehr neugierig, wie dieser halbe Kriegszustand zwisaM zwei deutschen Bundesstaaten noch endigen werde.

St. Gallen, 18. Dez. Am vorgestrigen Morgen stürzte sich auf der Fahrt von Lindau nach Rorschach ein junges Mädchen*von Memmingen vom Dampfer