Verlust, warf sich mit wüthigen Geberden auf des Verblichenen Leichnam und wollte sich davon nicht trennen lassen.
„Schleppt mich mit fort ms Grab, ich bleibe bei meinem Eiiiziggeliebien — lasse mich von ihm nicht trennen !"
Diese und dergleichen herzrübrende Worte mehr brachte sie unter anscheinender Verzweiflung vor. Allen trostvollen Zureden, woran es di« Anwesenden, und besonders der Geistliche nicht fehlen ließen, gab sie kein Gehör.
„Ach nur Tod und Grab will ich — für mich ist auf dieser Welt nichts mehr — ach! mein Mann! mein! Mann ! " !
So wehklagte das treue Weib unaufhörlich —man, fürchtete für ihr Leben. Ein solches Beispiel war noch ^ nicht im Hospitale gesehen worden. ^
Einem andern Soldaten, der im nämlichen Zimmer sehr krank darniederlag, ging das Klagegeschrei so zu Herzen, daß er sich mit Mühe aufrichtete, und die trosi-, lose Witwe vor sich kommen ließ. i
„Liebes Franke," sagte er mitleid-voll, „sey sic zu- ! frieden; Gott nimmt, Gott gibt auch wieder. Sie schein^ ein gutes Gemütb zu haben, und ich habe leider! Niemand, der um mich weint, wenn ich sterbe. — Könnte ich Sie trösten, ffraule, von Herzen gern wollt' ich ewig Soldat bleiben!" —
Die Frau ward ruhiger und sah ihn aufmerksam an.
„O! könnt' ich Sie trösten! aber leider bin ich sehr schwach, und nahe am Grabe!"
„Ö ! er kann doch noch wieeer aufkommen," erwie- derte die betrübte Witwe.
„Wollte Gott," fuhr der kranke Tröster fort, ,,-ch würde gesund — >L gäbe meine Kapitulation zurück, und ersetzte ihr den Verlust." Hierbei gab er ihr seine Kapitulation.
„Wenn es ihm Ernst ist?" sagte sie, nahm die Kapitulation als ein Unterpfand mit etwas heilerer Miene an, blickte noch einmal auf den verblichenen E:»jiggel,eb- len, und verließ das Zimmer.
Die Wiltwe trug nun Sorge für ihren Neuvcrlobten, der in Kurzem wieder hergeftellt war, und sein Versprechen erfüllte.
BlndfadenfabrikaLe M Kinder-Beschäftigung.
Die Nummer 3l des Gewerbeblaits berichtet von einer in Görlitz (Schlesien) sich befindenden Beschäftigungsanstalt für Schulkinder, in weicher Knüpfarbetten cws Bindfaden zu Jagd- und andern Taschen verfertigt werden. Eine ganz ähnliche Anstalt wurde vor 2 Jahren durch den Unierzeichneten im hiesigen Orte ins Leben gerufen und hat unterdessen unter der Leitung des Herrn Unterlehrers Neilt er und der Aufsicht des Kirchenkonvents einen guten Fortbestand. Gegenwärtig sind 22 Knaben in der Anstalt; die einen derselben besorgen die Seiler-Arbeit und fertigen an den Maschinen den
Bindfaden in den verschiedenen Qualiiäien, die anderen verknüpfen denselben zu Jagd-, Reife-, Kindertaschen, Mückengarn für Pferde u. s. w., wieder andere fabrizi. ren die Saitlerarbeik zu den Taschen. An Absatz der Fabrikate hak cs bis setzt nicht gcfeblt; im letzten Rechnungsjahre belief sich der Erlös auf circa 350 fl. Die Anstalt bat jedoch noch starke Concurrenlcn an ähnlichen Anstalten in Barmen und Elberfeld, von welchen viel nach Württemberg abgesetzt wird, d e biesigen Fabrikate stehen aber jenen in keinerlei Weise nach, wovon wsi uns schon oft überzeugen durften. Durch die jährlichen Geschäftsreisen des Herrn Lehrers im In- und Ausland bat die Anstalt stets das Neueste in Facon und Dessins. Der Hauptzweck der Anstalt ist, arme Kinder von hier durch Arbeit und Verdienst von Bettel und von sonstiger Verwahrlosung abzubalten und sie durch stete und strenge Aufsicht für ihren nächsten Beruf nach den Schuljahren, für ihre Lehrzeit, zuzubereiten; die Anstalt besorgt deß- wegen auch soweit es ihre Kräfte erlauben, die Unterbringung der Kinder bei Lehrmeistern und behält sie auch hier noch unter ihrer Zucht. Die starke Nachfrage nach Kindern aus unserer Anstalt zu Lehrlingen, deren wir uns in diesem Frühjahr von so manchen Lehrmeistern zu erfreuen halten, und die volle Zufriedenheit mit solchen Lehrlingen ist ein tharsächlicher Beweis, daß die hiesige Anstatt in jeder Hinsicht eine tüchuge Vorschule ist für die künftige Lehrzeit.
Dettingen unter Urach, den 8. August 1853.
_ Pfarrer Kapff.
B u ch st a b c n r a t h s e l.
Mich sah vor Zeiten einst ein armer Knabe,
Still naht ich ihm und zeigte freundlich mild Bon seiner ,'ugcnd bis zum frühen Grabe Ihm seiner Zukunft vielbcwegtes Bilds Wie er ein Reitersmann mit leichter Habe,
Mit Löwenmulhe stürmt ins Kampfgefild,
Wie --r von Stuf zu Stufe immer'weiter Empor sich schwingt, ein heldenkühner Netter.
Dranf ract er stolz stuf Andalusiens Rossen Der schönste, kühnste Neitergeneral,
Drein stiumeud mit den jauchzenden Genossen Schnett und gewaltig wie ein Wetterstrahl,
Wo er erschien ein Kämpfer unverdrossen,
In Lieb' und Streit ein Sieger überall.
Bis ans der hohe» Stirn die KöuigSkrone Er mächtig prangt auf kühn errnng'nem Throne.
Dann zeig ich, wie die Augen nnverduiiden Er trotzig wirft das schöne Haupt zurück.
Wie Rose» brechen aur die TodeSwnrden,
Mir gleich entschwand das kurzdurchlebte Glück.
Der Knabe steht mit mir das Bild verschwunden Und stzt und sinnt mit ahnungsvollem Blick. "
Da tönt ihm eine Stimme grell herüber:
Hieher Cnjon, die Töpfe laufen über!
Und willst tn nun des Mannes Namen hören,
Dem ich das Bild gezeigt, da er noch Kind,
So mußt da nun mich selber rückwärts kehren Und zwei der Zeichen,,dl- im Wort dann sind —
Das drilt' und viert' — in ihrer Stellung störe».
Dann zeiget sich der Namen dir geschwind.
Doch >It -S Zeit — man wird wohl schweigen muffen, bängst wirst du mich und meinen Namen wissen.