stellte sich, ohne daß er es wußte, seine Geliebte, ein ganz unbescholtenes Mädchen aus dem Kanton Schaff» Hausen, um für ihn die Strafe auSzuhalten. Eie schnitt sich ihre Haare ganz glatt, begab sich in Männerkleidung und brachte vier Tage unerkannt in dem Gefängnisse zu. Da inan sie za Haus vermißte und den Kunz frei sab, kam man der Verwechslung aus die Spur. Zum Lohne für diese Treue wird nun das Mädchen wegen Betrugs den Gerichten zur Bcstrafting überwiesen.

Unheilize Hände h iben dem Papste die mit Dia­manten besczke Tiara vo n Haupte, den goldenen Fischer- ring und silberne und goldene Ketten und nelche geraubt. Zwar istö Papst Mainn der Künste, der seit 1431 in der Kruft schlaft, aber die Kardinale streuen, obsinchtK»^ würdiger sey, den lebendigen oder rodren Papst zu berauben.

Die Augsburger Allgem. Zeitung verficht die An­sicht, daß vw Türkei verloren sei, wenn Rußland ernst­liche Absichien babe. Der Sultan könne keine 100,000 Mann lüchiiger Truppen auf die Beine bringen; England und Frankreich könnten keinen ernsten Widerstand leisten, wenn sie nicht Landtruppcn schicken wollten; die Flotten allein dielten die Eroberung der Provinzen nicht aut. England werde sich im Nothfall lieber Candia, Zypern und Egypten als Ankheil ausbttten. Wenn der Eul- tan fällt, so wird er doch nicht so verlassen fallen wie Constantm H, der lctzie oströmische Kaiser. Die Russen» noth hat den türkischen Patriotismus, vielleicht auch Fa­natismus entzündet. Aus allen Thetlen des Reichs em­pfängt der Sultan Danksagungen, daß er dem Russen widerstanden habe. Dreißig Pascha's haben sich ireiwil. lig zur Stellung von Truppen erboten; die UlemaS m:t ihrem Oberhaupte haben dem Julian erklärt, sie würden ihm 80,000 junge Krieger zuführey. Mcbemed Ali hat Hülfstruppen zugesagt uno sogar aus Arabien und Per-, sien sind Versprechungen angekommen. Oie Reffen wun- dert'S am meisten, daß die griechische Bevölkerung, teren Protektoren sie spielen, dem Sultan für die Zurückwei­sung beS Fürsten Menschikoff gedankt hat.

Wer in Frankreich alt wird, kann waS erleben. Die Wittwe Grandtord in Lyon war 140 Javre alt und erlebte 13 französsche Negierungen. Unter "udwig dem Vierzehnten ward sie geboren uns sab dann auf ein- anver folgen die Regentschaft, Ludwig den Fünfzehnten, Ludwig den Sechzebnien, die Republik, das Direktorium, daS Konsulat, vaS erste Kaiserthum, die Restauration der 100 Tage, Ludwig oen Achtzehnten, Carl den Ze nten, Louis Philipp, die zweite Nepuolik und zuletzt das zwe ie Kaiserreich. Sterbeno sagte die regierungsmüde Frau: ich freue mich, daß ich kein Mann war und duldigen mußte; es wären mir der Eide gar zu viele gewesen.

In England sind die Bedienien thener und für den Staat sehr einträglich Der Herr muß für einen Bedienten 8 Thaler jährlich Steuer zahlen, für zwölf Bedienten 45 Pfund Sterling, fnr jeden darüber 3 Pfund, so daß ein Lord oft 100 Pfund oder 1200 fl. Steuer nur für seine Bedienten zahlt. .'luck die LuruSpferee und Wagen muffen Steuer zahlen, - n Lnruspferd 1 Pf., 10 Pferde 31 Pf. und so im steigenden Verhältniß, für

ein Rennpferd müssen sogar 3 Pf. gezahlt werden. Seit« her hat sich der englische Staat auch eine schöne Steuer dafür zahlen lassen, daß eine Hand eie andere gewaschen resp. geschmiert hat mit Seife. Das war die Seifen- struer, die jezt abgeschafft, oder doch hrruntergesctzt werden 'oll.

Zu Williamsburg in den vereinigten Staaten lebt dir älteste Frau der neuen Welt. MrS. Singel- ton ist l31 Jabre alt, sie ist lebhaft, munter und ge« sund. Nur das Gesscht hat sie durch eine Masernkrank, hei» verloren. Sie hat alle ihre Kinder überlebt; ihre einzige Anverwandte ist rrne 60jährige Urenkelin.

Nachstehendes Schreiben emes im Jahr 1829 auS- gewanderlen Bauern an Verwandte dürfte einer Veröf» scnilichung wohl werth seyn, und vielleicht von manchem Auswanverungslustigen beherzigt werden.

Pittsburgh, 12. Februar 1853.

Mit inniger Freude haben wir Deinen lieben Brief vom 23. November 1852 gelesen, und da dem Vater das Schreiben ein wenig schwer fällt, so will ich dafür Sorge tragen, daß Jbr ooch Antwort bekommt.

Wenn Jobannes, Gottlieb und noch andere unserer Verwandten beabsichtigen, nach Amerika zu wandern, so beißen wir sie herzlich willkommen, und wünschen ihnen von Herzen, daß sie ibren Einschluß nur recht bald in Ausführung dringen mögen. Je länger dort, je später iuer. Die meisten dieher gewanderten Deutschen bekla­gen es, daß sie nicht schon ein Jahrzehend feüder ins neue Vaterland gekommen seyen. Wir haben die Ver» yälinisse sowool von Deutsch ano, als auch von Amerika geprüft und kennen gelernt, und dürfen dreist behaupten, daß ein braper Mann hier zu Lande zehnmal mehr Ge« legenheit hat, sein gutes Auskommen zu sinoen, als bei Euch. Doch versteht mich woal, ich sage ein braver Mann. Darunter verstehe ich Leute von redlichem Coa- rafter, die u n ihr tägliches Bros deien uno arbcuen wollen. GoliSvergeffene Müßiggänger, die im NichiS- tbun ihre Tage zubruigen, und dennoch herrlich uno in Freuden leben wollen, finden sich hier sehr gnäusch', und bleiben besser wo sie sind. Amerika verlangt geschickte ^ und fleißige Hände, und lovm nach dem Grundsätze» Dem Verdienste seine Krone". Jene überspannte Idee, womit so viele AnswanvcrungSluslige angestccki seyn sol­len, die Idee nämlich, als ob man bwr die Hände in dei Schooß legen uno dennoch mit gäonendein Munde gebratene Tauben fangen könne, ist cm eitler Traum. f Auch das ist Nicht wahr, wenn Viele meinen, sie finden ni Amerika das Land der Freiheit in dem Sinne, als > man vier tpun dürfe, was man eben wolle. Wir haben strenge undGott sey oaftir gedankt! gute Gesetze, die der Obrigkeit daS Schwert dir Rache in die Hand geben gegen die Uedeliväter. Gottlose Leute, die hier aller christlichen Drdnung uno Sitte Hohn sprechen, alle Religiosität m t Füßen treten wollen und meinen, daß sie im freien Lande auch frei seyen von dem Gesetze eines ^ ^eiligen und gerechten Goucs, stürzen sich in namen.