den warmen Empfang sichtlich bewegt und schüttelte den östreichischen Generalen die Hand. Zwanz g prachtvolle Säle nahmen den König und den Prinzen Earl und dessen Dodn auf. — Auf der ganzen Reise wurde der König auf allen östreichischen Bahnhöfen von den Civil» und Miliiärbehörden und der Milttärmusik emvfangen.
Die Wiener haben nicht Augen genug gehabt, um die Herrlichkeiten zu schaue», die vor den königliche» Gästen auS Berlin und Brussel entfaltet wurden. Schauspiel folgte auf Schauspiel. Der Kaiser selber komman» dirte die Heerschau über 35,000 Mann auserlesener Truppen. Dann folgte die Praierfahrk deS HofeS, voran der König von Preußen mik der Erzherzogin Sophie, der Mutter des Kaiser-, dann der König der Belgier mit der Prinzessin Hildegard und im dritten Wagen rer Kaiser mit dem Prinzen Carl von Preußen. E- war eine unendliche Reihe von Wagen und die Wiener wußten nickt, ob sie zuerst nach den seltenen Gästen oder nach den schönen Gesichtern der schönsten Wienerinnen oder nach den glänzenden Gespannen sehen sollten. Ein Earouffel Reiten machte den Schluß. Bicruntzwanzig Kreuz-Ritter, die Blüthe deS Adels, führten mit 24 Sarazenen bei Fackelschein Waffenspiele auf.
In Wien bängt der Himmel voll Geizen. Ein fürstliches Brautpaar ist schon da und andere haben die Zeitungen in Aussicht. Der Herzog von Brabant, der belgische Thronerbe und die Erzherzogin Marie, die Tochter des verstorbenen Palatins von Ungarn sind verlobt und Brautleute. Dre Gerüchte, sogar in den vorsichtigen Wiener Zeitungen, gehen noch weiter und auf eine dreifache Verbindung zwischen Oestreich und Belgien. Der Kaiser von Oestreich soll sein Auge auf Prinzessin Charlotte, Tochwr des Königs Leopold, und der König sein Auge auf die schöne verwittwete Erzherzogin von Este geworfen haben. Prinzessin Charlotte ist 13 Jahre alt, die verwittwete Erzherzogin einige zwanzig, der König 63 Jahr.
Ein paar von den Wiener Geigen könnten die Türken gut brauchen. Die armen Lkute sind sehr ängstlich und gespannt. Der russische Gesandte hat sein letztes Wort gesprochen und acht Tage Zeit zur Antwort gegeben. Der Sultan hat England und F ankreich um guten Ruth gebeten und diese haben eiligst Kurierschiffe an ihre Regierungen gesandt. Es ist aber ein weiter Weg nach London und Paris. Die cngli che Flotte hat einstweilen die Segel gehoben und Malta verlassen, die französische schwimmt im Golf von Athen.
Aus Bukarest wir» unS gemeldet, daß der Neubau der dasigen evangelisch-lutherischen Kirche, die unter dem Schutze deS Königs vor, Preußen steht, und zu deren Bau der Gustav-Adolph - Verein beigesteuert hat, nach der kurzen Frist von 16 Monaten vollendet une auch bereits durch den uns wohl bekannten Pfarrer Reu Meister aus Koburg eingeweider worben ist. Es war ein großer Andrang von allen Sitten zu dem schönen Feste, dessen Zug mit dem geistlichen Vorstände die Ge- neral-Consuln von Preußen und Oestreich eröffnten. Die höchsten Aulorttäten de« Landes, darunter der Lohn und
sammtliche Adjutanten des regierenden Fürsten her Walachei, die Minister und die UnterstaaiSsekretaire rc. wohnten ver Festlichkeit bei. Nach der kirchlichen Feier bcwirihete ver preußische Konsul den Gemeinde-Borstand, die Geist- lichkcit und mehrere Honoratioren. Euch, die ihr nicht mit an der vornehmen Tafel gesessen, aber zum Gustav- Adochh-Verem euer Scherflein beigesteaert habt, bleibt kaS lohnende Bewußtsein, mit deigeiragen zu haben zu dem Baue, der mitten unter den 300 Toürmen und Kuppeln der griechischen Kirche am höchsten hervoragt.
Wenn man einigen deutschen Blättern glauben darf, würde der Tanz gegen die Schwei; bald losgehen, wenn der d»de Bundesraih in 2ern nicht bald ein anderes Lied anstiinmi und sich ruhig dem fügt, was der östreichische Gesandte in seinen Roten zu d,kliren für gut gefunden bat. Südveutschland sollie hiernach in Gemeinschaft mit Oestreich den Verkehr mit der Schweiz ganz abbrechen und die Grenze sperren. Der Kaiser der Franzosen sollte diesem Bericht zufolge hier auch auf Oestreichs Seite ste- hcn, weil er das Flüchtsingsrreiben gleichfalls satt hätte, und so würde dann der armen Schwei; nur noch das kleine Luftloch frcigelassen, gegen die piemontesische Gren» ze und über den Genfer See. Da würden die Knövel in der Schweiz freilich bald eine theure Speise werden.
GlaruS, 22 Mai. Die La osgemeinde befaßte sich heule Nachmittag mit einer Kredit-Eröffnung von 500,000 Franken für Beiveiligung an Eisenbahn.Aktien, als plötzlich der Ruf erscholl: „Weibel, e« brennt aus eem Rath- Hause." Und wirklich war in einem der dort befindlichen Gesängnißlokale Feuer auögebrochen. Da die Gefangen» Wärterin krank und ihr Mann auf »er Landsgememde abwesend war, so kamen 2 entschlossene Männer, welche einem Gefangenen die Tbürc öffneten; ein Anderer der bereits dem Tode durchs Keuer nahe war, und zu dessen Zelle der Schlüssel nicht gesunden werden konnte, mußte mit -ebensgesahr auf euier Lener von außen gerettet werden. Einen dritten fand man nach Löschung des Bran« deS tobt «n seiner Zelle, er war furchtbar verbrannt und lag aus den- Gesicht!
Der Kaiser von Frankreich hat gegenwärtig in seinem Marstalle gegen 800 Pferde, nämlich i00 Post- und Kurierpserde, 400 Wagen» und Reitpferde, lOO Pferde für Jagd und 200 Füllen. — In dem Testamente deö Kaiser- Napoleon deS Ersten, welches gegenwärtig in een Pariser Arch.ven meeergelegt »st, soll folgende- Bermächtniß aufgesührt sepn: Ich vermache dem Unler- ofsizier CaMillon, der auf den Herzog von Wellington einen Mordversuch gemacht Hut, 10,000 Franken. Er harre dasselbe Recht, Wellington zu lödten, als dieser, mich aus den Kelsen von St. Helena zu schicke».
Seid ihr zufrieden? fragte ver Kaiser der Franzosen m diesen Tagen einen Gieinhauer, der am Louvre ar» weitete. Ja, ivar die Anwon, aber wir könnien noch etwas braucheii. Was denn? Die Wohnungen sind zu tveuer, dadurch verlieren wir einen Toeil des Verdienstes wieder, den uns der Ucberstuß an Arbeit gibt. Ich werde vat'iir sorgen, trösteie der Kaiser und cS soll bereits der i Plan vorliegen, ein großes Gebäude aufzu'ühren, daS zu