Geschichte erzählen." Ich setze die Erzählung her, wie ick ne aus dem Rückweg aus ihrem Munde vernahm: nur leider kann ich die Nawetät und d:e lebhafte fremd- länti'che Betonung ihres Ausdrucks nickt wiede, geben. — „Es mögen drei Monate her sein," sprach sie, „da kamen drei junge Männer von Sallenches herauf, und molNen die Grolle sehen; ich muß e sie umdeeführen. Einige Zeit nach ihnen war ein anderer Reisender m t c n-m Bedienten eingeiroffen und den sühne die Madame seihst, weil Niemand anders da war. Sie kamen uns entgegen, wie die drei jungen Leuck schon m kmir zurück- gingen und hmaus wollten. Im Dunkeln konnten sie einander nicht genau ins Auge fassen, nur fiel den jungen Leuten dis sonderbare Aussprache des Herrn aus; sic machten sich darüber lustig und lachten. Zulezt ersuchte ich die Herren, sich vor dem Weggeben noch in das Buch kinzuschreiben. Der Eine von ihnen, dem die andern einen gewissen Respekt bewiese!., obwohl er keineswegs älter an Jahren schien, gab mir zur Antwort, sie pflegten das nicht zu tdun; doch u-llre er sich an das Buch, blätterte hin und her, las einige Namen laut vor und machte sich über Einiges lustig, was b>ne,„geschrieben war. Aus einmal erblickt er auf dem lezren Blatte den allerlezlen, ganz frisch geschriebenen Namen, er ruft ihn laut aus, die andern treten Hinzu und Alle drei sehen sich eine Weile ganz überrascht und erstaunt an Der Eine tritt wieder an das Buch, starrt eine Zeit lang dinein, und dann, als wenn ibm eine plötz licde Eingebung käme, ruft er: „Er m bwr, meine Freunde! er ist wahrhaftig hier, er kam uns vorhin entgegen. Sehet, Gott liefert ihn in unsre Hände, damit er für seme Lchäuel'.chkeiten büßen soll." — „Wohlan, riefen die beiden anoern, ihm nach, gvir muffen ihn finden." — Ich stand bestürzt, ich begriff gar nicht, was vorgieng, aber ihr lautes Geschrei, ihre zornigen Ge- becden, ich war erschrocken, mir ahme ein großes Unglück. Sie rießen mir die Fackel gewaltsam aus der Hand, und stürz-en fort in die Grotte zu ück. Sie stießen im Laufe an die T> opfsteinzapten, und an die Felsenccken, aber im Elser merkten pe es nicht. Ich folgte ihnen von weitem, an ganzem Leibe zitternd. Da sie fürckttten, sich ,n den mancherlei Gängen nicht z >rcchi zu sinken, so kamen sie w ever aus mich zu, gaben mw die Fackel in die Hand und zwangen mich, ihnen den Weg zu weisen. So liefen sie lange Zeit hin und her, aber der fre nde Herr war nirgends zu finden; ich hoffie und wünschte im stillen, er möchte die Grotte schon Verlagen haben. Da auf einmal bören wir Stimmen in unserer Näbe; es war der Fremde, den die Madame mit der Fackel begleitete; sie waren nur durch eine Ecke, um die der Gang bog, von uns getrennt. Da schoben die drei mich mit Gewalt bei Seite, und sprangen voller W' td a..f den Fremden los. Was sie zuerst für Worte wechselten, das körnte ich nicht verstehen, aber rch kam gerade dazu, als sie den fremden Herrn beim Kragen gepackt hielten und ihn wükbend umherwar« sen. Er schrie um Gnade, der Bedwute lag auf den Kusu und bat kläglich für seinen Herrn, cr klammerte
sich an ihre Röcke, aber sie stießen ihn ungestüm zurück. „Fort mit -dm", rief o r Eine, „hinunter mlr ihm ins Loch." Sie schleppten rhn fori nach dem Brunnen dinier der Grotte. Der arme Mann suchte sich festzuklam- mern, wo er konnte, an den rauben Sletnwanden, an den scharfen Ecken; seine Kleider waren zerrissen, er blockte im Gesicht und an den Händen; er streckte die Hände nach der Madame und mir aus und bat um Hülse, um Erbarmen, so kläglich, mit solchem Wehegcschrei, baß ich noch heute mit Schreck und Mitleid daran denke; damals aber waren wir beide vor Angst so außer uns, daß wir keine» Laut heroorbringen konnten. So schlepp, ten sie ihn, wie er sich sträubte, di» hart an den Abgrund, da versuchte er sie noch einmal zum Erbarme,, zu rühren mit Tvränen und Beiheurungen, ober daS machte ihren Grimm noch ärger. „Henkersknecht!" riefen sie, „ehrloser Büttel! hast du Erbarmen gehabt? Kein Milleid »>c Leuten deinesgleichen!" Sie packten ihn und schon hieng er mit dem halben Leibe über der Tiefe. La konnte eS die Madame nicht länger mit ansehen, sie sturrie sich zwischen die Kämpfenden und schlug ihre Ar ne mit Gewalt um die Fuße des Unglücklichen, der nur noch mit erstickter Stimme winselte. „Ach, meine lieben Herren, rief ne, haben Sie Erbarmen! Um des Himmels willen, richten Sie eine arme Witiwe nicht zu Graute! Sie bringen mich und meine Kinder umS Brod " Lck zerfloß ganz in Thränen; ich hatte mich neben ihr auf die Knie« geworfen und half ihr bitten. Die drei hielten inne, sie waren durch unsere Birten erweicht, ick glaube auch wohl, sie haben von Anfang an nicht recht gewollt, als dem Unglücklichen einen rechten Schrecken einjageii. Sie giengen eine Weile unter einander zu Rache: „Gut, wir lassen ihn laufen; aber" — zu ibm gewendet — „der Strafe sollst tu nicht entgehen, wie sie dir gebührt. Wir n ollen dich zuchligcn, marsw!" So lnebcn sie ihn zum Eingang zu n.r,' er war rodtenbieich, zitterte wie Espenlaub, er sah und hörte nicht, und feine flüße trugen ihn kaum. U,,ö beiden Frauknjimmern war kaum besser zu Muthe, wir waren voller Angst über das waS kommen würde. Bor dem Tische, worauf das Fremdenbuch lag, zwangen sie ihn niederzuknien. „Elender Schurke, dein Name besudelt dieses Buch, lösch ihn auö!" Der Unglückliche streckte die Hand nach dem SchrUbzeug. „Nein, nein nickt so! Aiüecken mußt du ihn mit deiner eigenen Zunge." Anfangs sträubte cr sich, »der da drohten sie ihm now fürchterlicher; sie drückten ihm das Gesicht mit Gew.lt auf das Papier — hernach warfen sie ihn mit Schimpf und Schande hinaus. „Und wer waren denn die jungen Leute?" fragte ich das Mädchen; haben Sie ihre Nomen nicht erfahren? „Nein, sprach sie, sie giengen fort ohne sich zu nennen, aber hernach habe ich die Leute sagen hören, daß an demselben Tage ein junger Mann mit zwei Begleitern in Fallenches emgekehrt wäre, sie nannten ihn Louis Bv»aparte! — Und der im Fremden- duche ausgelöschie N »me hieß Sir Hudson Lowe. (Zur Zeit der Verbannung Napoleon dcS Großen Gouverneur von St. Helena.)»