Würzburg, 25, Februar. Ein schönes Stücklein erzählt man sich von einem benachbarten Orte Veitshöch, heim. Dort grub der Nachtwächter die Leicke des kürz- ltch verstorbenen Bürge, Meisters heraus, zog ihr Hemd und Strümpfe auS, lehnte sie an einen Baum und fing an, ihr mit dem Hackenstiele eine Prügelstrafe in bester Form zu oktrvyiren, unter den Worten:Guck, Bür« germeisterle, ich will dich a mal treffe für die ganze Ge» rnai!'' Solches geschah am Hellen Tage, während die andern Leute in der Kirche waren.

Magdeburg, 27. Februar. Vor unseren Assisen kam der Kriminaiprozeß des hiesigen Kaufmanns Bern hard Hartung zur Verhandlung. Hartung vergiftete ein­gestandenermaßen seine Tante Emma Schröder, eine hie­sige geachtete Klavierlehrerln, durch Arsenik, und es lieg« dringendster Verdacht vor, daß er auf gleiche Weise auch seine zweite Frau auS dem W'ge räumte. Außerdem wird seinem Scheusale auch tue Bergisrung seiner ersten Frau und seiner Großmutter Schuld gegeben. Er wurde zum Tode verurtbeilt.

Pesth, 3. März. Heute wurde das Todesurtheil an Noßlopy und Genossen auf dem Rakosfeld vollzogen. Um halb 9 Uhr Morgens wurde der ehemalige k. un «arische Lcibaarde und Lieutenant v. Andrasffy, gleich hinter dem Neugebäute erschossen. Da er noch den Tag vorher ein Verhör begehrt und Aussagen gemacht hatte, so war sein Unheil vom Strang auf den Tod durch Pulver und Blei geändert worden. Er war anfangs halbtodt, ermannte sich jedoch später und starb mit ver­bundene» Augen von zwei Kugeln im Kops und einer in der Brust getroffen, an derselben Ställe, wo auch' Graf Batthyany hingn'ichket worden war. Er war erst 27 Jahre alt. Die übrigen drei Jnqaisiten Kaspar Noßlopy, chemal ger Regierungskomimssär Kossulhs, Sar- közy, Advokat, und Jnbal, gewesener Professor an der Josephs Industrieschule in Pesth zwei davon 31, der älteste 35 Jahre alt wurden um 9 Uhr abgesondert, jeder auf einem eigenen Wagen unter Bedeckung von drei Bataillonen Infanterie und zwei Divitonen Kaval­lerie, die vom Gendarmerie - Oberst - Lieutenant Grasen Forgacs kommantirt wäre», auf die weit entfernte Richt­stakte geführt. ES heißt, Madarasz, der ungarische Rodespierre, soll bei einem Versuch über di» türkische Grenze nach Ungarn zu gelangen, gefangen genommen worden seyn, Es ist dies der durch den Iuwelendiev- stahl an Graf Zlchy berüchtigte ehemalige Minister, der die Errichtung von Guillotinen in Ofen und Pesth bean­tragt hure, welcher Vorschlag jedoch nicht durchgieng. Während der Errkution stand die ganze Garnison von Pesth-Ofen in Bereitschaft. In der zunächst der Hin- richlunzsstatte gelegenen Uellöer Kaserne waren Geschütze mit brennenden Lunten aufgestellt. Doch ging alles ruhig vorüber.

In Florenz sind des Nachts einige Apotheken erbrochen worden. Die erschrockenen Besitzer fanden bei der Revision, daß man die Ärsenikbüchsen geleert, sonst aber nichls entwendet hatte.

Englische und belgische Glatter mahnen, den Mai­

länder Putsch nicht ai>s die leichte Achsel zu nehmen. Lie wollen man weiß nicht woher wissen, daß nicht nur zu gleicher Zeit in Rom, Neapel, Florenz, Skologna und andern italienischen Stadien, sondern auch in Ungarn, Oestreich u. s. w. hakte losgeschlagen wer­den sollen. Man habe überall davon gewußt, nur die östreichische Polizei nicht. In Frankreich hätten die Kommandanten in Besancon, Lyon, Grenoble und Mar- seille Befehl gehabt, sich maschferiig zu halten, um Oest­reich und Savoyen und Rom nöthlgenfalls zu Hülse zu eilen.

Paris, 2. März. Der Winter stellt sich jezt nachträglich mit scinrm Gefolge von Schnee und Sturm­wind ein. Der plötzliche Wechsel der Temperatur 'hat einen überaus nachteiligen Einfluß ans den Gesundheits­zustand unserer Hauptstadt ausgeübk. Das Typhusfieber -grassirt in einem erschrecklichen Grade und versezl Hun­derte von Familien in Kummer und Trauer. Nament­lich richtet die entsetzliche Krankbeit in der Kinderwelt schreckliche Verheerungen an. Aus mehrere» Spitälern hat man eine Anzahl minder bedenklicher Kranken ent­lasten, um Typhuskranke anfnchmen zu können.

Paris, 8. März. Es bestätigt sich mehr und mehr, daß der Kaiser in diesem Jahr eine große Reise in den Norden Frankreichs unternehmen wird. Einer Deputation von Dünkirchen, die ihn zu einem Besuch dort einladen sollte, bat er idn zuzesichert und gleichzei­tig die Hoffnung ausgesprochen, daß auch die Kaiserin mttkommen werde. Heute fand die C vi.ehe der 28 von der Stadt mit 3000 Franken auSgestatketcn Paare (bei Gelegenheit der Vermahlung des Kaisers) auf den verschiedenen Mairien und die religiöse veiniegnung in der Notrc-Dame-Kirche mit dem größtmöglichen Pomp statt. Noch eine große Nachricht: Die Kaiserin Eu­genik soll guter Hoffnung. Louis Bonaparke darüber aber ganz glücklich seyn. Heute Morgen erschoß sich der junge Graf Camerata, Sobn der Prinzessin Bacciocchi, nach den einen aus unglücklicher Leidenschaft, nach den andern in einem Anfall von hitzigem Fieber. Der junge Gras, ein Verwandter des Kaisers, war -Assessor im Siaatsrath.

Ein Engländer, Dr. Walson, will das Gcheim- niß gefunden haben, mittelst galvanischer Batterien ein elektrisches Licht zu ei zeugen, das zu beliebiger Intensität gesteigert werden kan» und keinen Heller kostet. Das Gehemimß besteht in der Verwandlung verschiedener kost­spieliger Stoffe m andere Farbstoffe mittelst des elektri­schen Stroms und diese Erzeugung der Farbstoffe würde so lohnend seyn, daß man das Licht umsonst erhält. Bereits sind in London gelungene Versuche mit dieser Beieuchtungsart gemacht worden. Neben dieser Erfin­dung schnür noch eine andere im Reiche der Beheizung große Äenterungen und Verbesserungen Hervorrufen zu wollen; es ist dies die Erfindung des Gasofens. Statt euieS anderen Brennmaterials verbrennt man bas ge­wöhnliche Beieuchtungsgas in einer großen Anzahl klei­ner Flämmchen in einem Ofen, der dadurch so erhitzt wirb, daß er die erforderliche Wärme für das Zmmer