Schwarzvoald - Heimat

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Ovschon er der eigentliche Wintermonat ist, hat der Januar doch manches an sich, was ihn uns viel lieber macht als seinen Borgänger. Bor allem schätzen wir an ihm, daß er an den Tagen wie­der zusetzt, was der Dezember ihnen abstrich. Zu­nächst ist es zwar wie der Volksmund sich aus­drückt nur die Länge eines Hahnenschreis, um die das Licht wächst, aber gegen Ende des Monats macht es schon über eine Stunde am Morgen und Abend zusammen aus, und die Menschen freuen sich, daß es nun kräftig aufwärts geht. Die Sonne entzündet sich viel leichter, wenn auch das große Himmclsgestirn wieder an Kraft ge­winnt und das Dunkel um uns erhellt. Vielleicht mehr als zu anderen Zeiten des Jahres empfin­den wir darum in den nächsten Wochen das wach­sende Licht als lebensspendendes Element. Wir wissen nun: das Schlimmste liegt nun hinter uns, und bis znm Vorfrühling hin dauert es nicht nrehr allzu lange.

Dieses tröstliche Wissen scheint übrigens nicht nur den Menschen gegeben, sondern auch anderen Geschöpfen nicht vorenthalten zu sein. Oder wem wäre nicht schon auf seinem Gang durch den win­terlichen Wald das Trillern eines durch ver­schneites Geäst huschenden Vögleins aufgefallen, das mit seinem tröstlichen Lied den Frühling vor­wegnehme» zu wollen scheint? Auch die Wasser- flmsel flötet unbekümmert um die graue Oede ihrer Umgebung ihre fröhlich-schwatzende Weise. Und wer ihr lauscht, dem geht es unwillkürlich durch den Sinn: Wie kann man auch nur einen Wintertag lang das Wissen um die schönere Zeit verpesten, die bestimmt nicht ausbleiben wird! »

Bor hundert Jahren

im.Borderschwarzwald ähnlich milder Januar wie 1944

Der heuerige milde Januar ähnelt dem vor hundert Jahren. Der Chronist spricht von einer merkwürdig anhaltend gelinden Witterung" im Vorderschwarzwald und im Gäu, die übrigens in ganz Europa vorherrschend war. Selbst in Ruß­land gab es nur Regen und Nebel bei einer Durchschnittstempcratur von 2 Grad Wärme. In der zweiten Hälfte des Januar fiel Schnee. Schöne Schneebahnen gaben zu Schlittenpartien Anlaß. Um die Mitte des Monats war es in Frank­reich, insbesondere im südlichen Teil des Landes, so warm, daß die Bäume ausschlugen. Der warme Januar veranlaßte in den Andennen und in den Pyrenäen zahlreiche Wölfe ans ihren Schlupf­winkeln zu treten. Ende Januar gab es einen Eisgang, der aber keinerlei Ueberschwemmung mit sich brachte. Die Winterkrankheiten hielten sich in mäßigen Bahnen. Der gute Stand der Saaten ließ an allen Märkten die Getreidepreise fallen. Lin gutes Jahr stand in Aussicht.

Dienstnachricht. Znm Regierungsinspektor beim Landrat in Freudenstadt ernannt wurde der z. Z. im Wehrdienst stehende a.p. Reg.-Jnsp. Kurt Dettner, Sohn des verst. Oberlehrers Dettner in Calw.

Schülerinnen wegen ihrer hervorragenden sport­lichen Leistungen zur Teilnahme an den all­jährlichen Bann-Gebiets- und Reichsmeister, schaftskämpfen sowie Spitzenlehrgängen der NeichsleistungSgruppen zu beurlauben, wenn ihre Schullcistungen zu Bedenken kernen Anlatz geben. Die Schüler von Berufsschulen dürfen in diesen Fällen nur beurlaubt werden, wenn auch der Betriebssichrer sie beurlaubt. Der Ur­laub kann nur solchen Schülern erteilt werden, die nicht als Luftwaffenhelfer eingesetzt sind.

'Neue Vergünstigungen für Kriegsbeschädigte

Nach einer Verordnung des Mmisterrats für di« Reichsverteidigung sind die Unternehmen für den öffentlichen P e r I o n e n v e r k e h r ab 1. April verpflichtet, Kriegsbeschädigte, di« wegen Minderung der Erwerbsfähigkeit um wenigstens 70 o. H. Versorgung erhalten oder ein Versehrtengeld mindestens der Stufe Ul be­ziehen gegen Vorzeigen eines amtlichen Auswei­ses sSchwerbeschädigten-Ausweisj in folgendem Umfange unentgeltlich zn befördern: 1. Im Verkehr auf den Straßenbahnen, 2. im Orts- linienverkchr mit Kraftomnibussen und 8. im 8-Bahnverkehr der Deutschen Reichsbahn in Berlin und Hamburg. Den Kriegsbeschädigten stehen für die Vergünstigungen dieser Versor­gung gleich Personen, die auf Grund einer Min­derung der Erwerbsfähigkeit von mindestens 70 v. H. nach dem Kriegspersonenschädengefetz, Besatzungspersonenschäbengefetz, Gesetz über die Versorgung der Kämpfer für die nationale Er­hebung oder nach den RAD.-Versorgungsöcstim- mungen versorgt werden. Die unentgeltliche Be­förderung erstreckt sich bei den Beschädigten, die einer ständigen Begleitung bedürfen, auch auf den Begleiter oder den Fiihrhund.

Handgranaten find kein Spielzeug!

Trotz wiederholter und eindringlicher War­nungen an Eltern und Kinder, den Umgang mit Sprengkörpern jeder Art zu ver- mcidcn, ist immer wieder von Unglücksfällen zu berichten. Zwei Vorkommnisse aus der letzten Zeit mögen den Eltern sagen, datz sie ihren Kin­dern nicht oft genug nayelegen können, Explosiv­körper, wie überhaupt Dinge, deren Herkunft und Bedeutung sie nicht kennen, nicht anzurüh- ren. In dem einen Fall haben vier Kinder eines im Felde stehenden Unteroffiziers großes Leid über ihre Eltern gebracht. Die Jungen im Alter von 7 bis 13 Jahren fanden auf einem Schrott­haufen ausländische Handgranaten. Sie nahmen eine mit nach Haufe und untersuchten sie. Der Sprengkörper explodierte, tötete zwei der Kinder und verletzte die beiden anderen schwer. In einem andern Falle wurden drei Jungen, die eine Handgranate in der Straßenbahn mit sich führten, getötet und mehrere Fahrgäste verletzt. Die Eltern können deshalb ihren Kindern nicht oft genug nahelegen, Explosivstoffe, wie überhmipt Dinge deren Herkunft und Bedeutung sie nicht kennen, nicht anzurühren.

Aus den Nachbargemeinden

Bad Liebenzell. Mit dem Ritterkreuz des Eiser­nen Kreuzes ausgezeichnet wurde der Neffe des hiesigen Gärtnermeisters Schumacher, Hauptmann Kazmater, im Zivilberuf Forstmeister in Weilheim a. d. Teck. In seiner Heimatstadt Weil- heim wurde der tapfere Offizier feierlich begrüßt und geehrt.

Wildbad. Am 14. Januar beging Fritz Bolz sein öOjähriges Arbeitsjubiläum bei der Papier­

fabrik Wildbad. Er kam im 18. Lebensjahr in die Papierfabrik und hat im Laufe der Jahrzehnte die Entwicklung der Papierfabrik mitgemacht. Der Betriebsführer überreichte dem Jubilar ein größeres Geldgeschenk, ein weiteres ansehnliches Geldgeschenk wurde ihm durch die Betriebsobmann namens der Gefolgschaft überreicht. Der Ober- gefr. Karl Bolz wurde ^nit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. . .

Oberjettingen. Mit dem Eisernen Kreirz 2. Kl. ausgezeichnet wurde Gefr. Paul Baitiuger von hier.

Oberjettingen. Unser geschätzter Mitbürger, Schuhmachermeister und Landwirt Mart. Bräu- ning ist in diesen Tagen gestorben und unter großer Teilnahme zu Grabe getragen worden. 1891 verheiratete er sich mit Anna Henne aus Mindersbach. Er war stets ein tüchtiger Meister seines Fachs, vermehrte und vergrößerte aber auch seinen landwirtschaftlichen Betrieb. Nachdem be­reits im Jahre 194 i die Vorbereitungen zur gol­denen Hochzeit getroffen waren, starb seine Ehe­frau. Nenn überlebende Kindern, darunter ein Sohn, der sich bei der Wehrmacht befindet, be­trauern den Heimgegangenen Vater. Seiner akti­ven Dienstzeit genügte der Verstorbene in den Jahren 1885/88 beim Jnf.-Regt. 126 in Straß- bnrg. Das Vertrauen der Gemeinde berief ihn längere Zeit in den Gemeinderat. Die Kricger- kameradschaften von hier und Untcrjettingen ga­ben ihm das Ehrengeleite und ließen durch den Kam.-Führer Gdepflcger Saier diesem ältesten Kameraden unter ehrendem Nachruf einen Kranz niederlcgcn.

nsZ. Horb. Nahezu eine ganze Woche weilte der Gauschülungsbeauftragte der NSV. und Leiter der Gauschule Schloß Kopfenburg, Pg. Mutschler, im Kreis Horb, in welchem er bei zahlreichen Schulungen, Appellen und öffent­lichen Versammlungen die vielseitigen Aufgaben der NSV. und vor berufenen Fachkräften die einschlägigen Arbeitsgebiete behandelte. Außer­dem'sprach er vor Anghörigen des RAD. und den Beamten, sowie vor der Oesfentlichkeit über den Freiheitskampf unseres Volkes.

Frcudenstadt. In diesen Tagen wurde aus dem Loskasten eines braunen Glücksmannes ein Fünf­hunderter gezogen. Der glückliche Gewinner ist ein verwundeter Soldat.

Freudenstadt. Mitten im Winter, ungeachtet aller rauheren Witterung, gibt es um Frcuden­stadt herum blühende und reife Preißelbeeren.

Frcudenstadt. Die Frauenschaftsleiterinncn der Ortsgruppen und Zellen des Kreises Freudenstadt sowie die Mitglieder des erweiterten Kreisstabs kamen zu einer ganztägigen Arbeitstagung in der Kreisstadt zusammen. Dabei ergriffen Kreisleiter Maier und die Gauabteilungsleiterin für Kul­tur, Erziehung und Schulung, Parteigenossin Strobel, das Wort, die in ihren verpflichten­den Ausführungen von den hohen Kriegsaufgaben der Frau und dem unerläßlichen Zusammengehö­rigkeitsgefühl im deutschen Volke sprachen und darauf hinwiesen, daß unser aller Schicksal vom Schicksal unseres Volkes abhänge und nur der Sieg unsere Zukunft sicherstelle.

nsg. Klosterreichenbach, Kreis Freudenstadt. Nach zehnjähriger erfolgreicher Amtsführung ist Ortsgruppenleiter Braun aus seinem bis­herigen Wirkungsbereich auSgeschieden. Kreis- leitcr Maier widmete seinem Schaffen im Nah­men des ersten diesjährigen Ortsgruppenapvells anerkennende Worte und führte als seinen Nach­folger den stellvertretenden Bürgermeister Schray in das neue Amt ein.

Ofen- und Herdappell«

Ofen- und Herdspezialisten werden in allen großen und kleinen Städten die Haush.al- tungen besuchen, in denen Kohleöfen und Kohleherde in Zimmer. Küche. Badezimmer oder Waschküche stehen. Sie werden alle d' ' Feuer­stätten auf Schäden nnd Fehler untersuchen and diese Gebrechen in einem ,.Män gel zettel" einkragen. Bei größeren Reparaturen, die nur der Handwerker cusfübren kann, dient dieser Zettel als Unterlage für die Materialbeickas- fung und Abrechnung, bei Schäden, welche die Hausfrau selbst mit einfachen Mitteln beheben kann, bekommt sie auf Grund des Mängelzettels beim Baustoffhändler oder Töpfer den Scha- mottelehm oder Ofenkitt, den sie braucht. Die Orts- und Blockbeauftragten für Heiznngsfragen so heißen die Besucher sind in den letzten Wochen gründlich für ihre Aufgabe geschult wor­den. In vielen Fällen sind die Vlockdeauftragten, die ihre Tätigkeit selbstverständlich ehrenamtlich ausüben, sogar selbst erfahrene Handwerks­meister oder Heizungssachverständige.

Steuerkarte jetzt im Betrieb abgeben! *

Der Arbeitnehmer muß dem Arbeitgeber zu Beginn des Kalenderjahres oder zu Beginn des Arbeitsverhältnisses leine Lohnstcuerkarte ver­legen. Solange er das schuldhaft nicht tut, Haider Arbeitgeber für die Berechnung der Lohnsteuer vor Anwendung der Lohnsteucr- tabelle dem tatsächlichen Arbeitslohn 52 Mark monatlich bzw. 12 Mark wöchentlich oder 2 Mark täglich hinzuzurechnen nnd unter Berücksichti­gung des Hinzurechnungsbetrages die Lohnsteuer nach spalte 3 der Lohnsteuertadellc, d. h. nach «tenergruppe l mit ihren höheren Sätzen, zu berechnen.

Beurlaubungen vom Schulunterricht Nach einer vom ReichSerziebungsminister n «lnvernehmen mit dem Reichsjugendführer gi Plenen Regelung sind Beurlaubungen vo. Schulunterricht für Zwecke der Hitler Jugend nur zulässig im Nahmen der vo, NeichserzichungSmiiiister erteilten Ermä..-ti gung. Hiernach kann Urlaub erteilt werde z.zur Teilnahme an FührerschulungSlehraän.' o>e in einer Führerschule oder einem Führer «rger der HI. veranstaltet werden. 2. zur Teil nähme an Wehrertüchtigungslagern, 3. zum Ein "IS Lagermannschaftsführer oder Lager «adelfuhrerin bei der Kinderlandversch ckun und 4. zur Teilnahme an vom ReichSerziehungs Anister genehmigten Konzertreisen. In Einzel w»en kann beantraat werden. Schüler un!

Der Obstbau im Kreis Ealw

^bliekerun§8-8olI im )3kre 1943 um 100 ?ior. überscliritten

Unter dem Vorsitz von Kreisbaumwart Schee- rer hielten die Baumwarte und Ortsfachwarte für Obstbau in Neuenbürg eine Arbeits­tagung ab.

Der von Kreisbaumwart Scheerer zu betreu­ende Bezirksabschnitt umfaßt 52 Gemeinden mit 46 ausgebildeten Baumwarten. Ein Teil der Baumwarte ist zur Wehrmacht einberufen und erfüllt seine vaterländische Pflicht. Der hieraus entstandenen Notlage suchten die maßgeblichen Stellen dadurch zu steuern, daß seit Jahresfrist Kurzlehrgänge in der Obstbaumpflege eingerich­tet wurden. Die Erfolge sind recht befriedigend. 30 Schüler wurde» auf diese Weise in den Jah­ren 1943/44 mit dein Wesen und Leben des Obst- bairmes näher vertraut gemacht. Ein weiterer Kurs mit 15 Schülern wird dieser Tage in. der Gemeinde Ostelsheim eröffnet. Mit Äecht verspricht sich der Kreisbaumwart von diesen Lehrgängen einen mächtigen Antrieb auf dem Ge­biete des Obstbaues, zumal die Voraussetzungen für eine Intensivierung desselben in unserem Kreis durchaus gegeben sind. Die Obstbauinter­essenten aber sind für diese Gelegenheit sehr dankbar.

Betont wurde bei der Tagung die starke Ueber- lastung der einzelnen Baumwarte, andererseits aber auch die dringende Notwendigkeit, die durch die starke Frostbildung der letzten Jahre hervor- gerufeneil Schäden wieder auszuglcichen durch vermehrte Neuaupflanzuilgelr. Es ist beabsichtigt und teilweise schon damit begonnen, sog. Obst­landschaften auf neuer Basis anzulegen. Die da­mit gemachten Erfahren sprechen eine recht ein­deutige Sprache. Das Bild unserer Obstgärten der Zukunft wird ein wesentlich einheitlicheres Gepräge als bisher zeigen, zumal man nicht ein­fach die Ausfälle ergänzt, sondern mit den zur Verfügung gestellten Setzlingen auf jungfräu­lichem Boden Neuanlagen großen Ausmaßes er­stehen läßt.

Auch dem Sortendurcheinander wird zu Leibe gerückt. Weniger, aber widerstandsfähigere Obst- sorten, sog. Standardsorten, werden Klima nnd Bodenbeschaffenheit angepatzt unsere An- lagen bevölkern. Als vorbildlich in dieser Hin­

sicht kann die Gemeinde Simmozheim an- gesprochen werde». Dort wurden in Gemein­schaftsarbeit 720 Zwetschgenbäume angepflanzt, auch eine neue Apfelbaumpflanzung ist im Ent­stehen. Lobend hervorgehoben wurde in diesem Zusammenhang ebenfalls die Staatsdomäne Hoflützenhardt bei Hirsau, desgleichen die Gemeinde Loffenau. Der Kreisbaumwart betonte mit Nachdruck, daß man die Obsternte nicht einfach dem Zufall überlassen dürfe, son­dern daß der Obstbauer die Pflicht, ja sogar die gebieterische Pflicht habe, fördernd einzugreifen. Die Möglichkeiten seien durchaus gegeben. Die Obsternte 1943 erbrachte etwa 70 Prozent gegen­über derjenigen des Jahres 1937, trotzdem lstnrde wertmäßig der doppelte Umsatz bei den Bczirks- abgabestellen erzielt. Der Kreis Calw hat im vergangenen Jahr sein Ablieferungssoll um 100 Prozent überscblittcn.

Im weiteren Verlauf der Tagung wurde auch die Land umlegung auf freiwilliger Grund­lage eingehend erörtert. In bezug auf den Pflanzenschutz betonte der Kreisbaumwart, daß nach den neuen Erkenntnissen beim Obstbau sechs Spritzungen erforderlich seien, und zwar eine Winterfpritziing, zwei Vorblüttmspritzungen und drei Nachblütenspritzimgen. Die Art der Spritzmittel wurde ausführlich dargelegt, ebenso die Spritzmittelbeschaffung. Der Arbeitsplan für das Jahr 1944 sieht zur Sicherung einer mittleren Obsternte Gemeinschaftsarbeiten großen Aus­maßes vor, und zwar Zusammenfassung der Fach­kräfte und Hilfskräfte zur Pflege der Baumkro­nen in Arbeitsgemeinschaften, Organisation der Schädlingsbekämpfung, Fortführung der Baum- Pflegekurse, u. a. auch für Frauen, das Haupt­augenmerk auf den leistungsfähigen landwirtschaft-- lichen Obstbau zu richten usw.

Zn den 'einzelnen Sachgebieten wurde aus der Mitte der Teilnehmer wiederholt das Wort er­griffen, so daß die Beratungen einen sehr er­sprießlichen Charakter trugen. Im Verlaufe der- sslben sprach auch Kreisfachwart Haas-Hirsau über Planungen im Gartenbau, insbesondere über Samen« und Setzlingbeschaffung

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^lldederrecktrsclnirr öured Verl»e Knorr o. Nirtk in klünckev <46. Fortsetzung'

Noch zögerte er einen Augenblick, dann richtet» -rr sich auf.Es tut mir leid, Frau Utermurck, daß ich Ihre vorläufige Verhaftung aussprechen muß. Der Untersuchungsrichter in Rostock wird innerhalb vierundzwanzig Stunden entscheiden, ob sie aufrechterhalten wird." - ,

Ich bin bereit!" war die leise Antwort.

Dann bitte ich Sie, im Auto Platz zu nehmen." Tapfer ging sie durch die Tür. Einen langen Blick fing ich von ihr auf. Dem ai.-n Tack rannen die Tränen in den grauen Bart. Henning hatte die Stuhllehne umkrampft.

*

Nun bin ich schon im vierten Heft, und als ich anstng zu schreiben, habe ich geglaubt, mit eini­gen Blättern auszukommen. Wieder habe ich Be­denken, daß ich zu ausführlich geworden bin. Aber ich bin es Noje schuldig, daß ich ihr ein Bild von ihrer Mutter gebe, wie sie in jenen Tagen gewesen ist: tapfer, still und opferbereit. Darum muß ich den Boden zeigen, auf dem die kleine, nein, die große Tapferkeit des Alltags ge­diehen ist. Und wenn ich dabei von Dingen schreibe, die einem Fremden unwesentlich erschei­nen mögen, so sieht Noje sie später doch wobt anders. Für sie ist alles von Bedeutung, was mit der Wredenbccker Schicksalszeit zusnmii,.»- hängt.

Ich muß Enke dankbar sein, daß sie mich zum Schreiben veranlaßt hat. Noch ist mir alles ri: guter Erinnerung, noch weiß ich die Worte, die gefallen find. Denn das. soll Noje wissen: i>. diese Blätter ist nichts hineingekomineii, was nicht mit dem wirklichen Geschehen zu tun hätte.

Manchmal kommt mir der Gedanke, wie xs wohl in unserer kleinen Brookwelt aussehen mag, wenn Noje zum erstenmal die Niederschrift liest. Biele Jahre werden noch ins Land gehen, bis sic zu einem Menschen herangereift ist, der imstandc sein wird, Angelas Opfcrgröße zu verstehen Heute ist sie noch ein in sich gekehrtes, schwer­mütiges Kind, aber nach Jahr und Tag werde» die Wochen, die sie in Wredenbeck hat erlebe,, müssen, Druck und Wucht verloren babe».

ilt die Aufgabe ver front und des »rbcl-

«enden deutschen Volkes ru tlaule, den in­ternationalen LoldkpSnen und bollche- wiMlchen vekilen die Hoffnung auf die Innere Uneinigkeit immer mekr ru rerltören und »men klarrumschcn, dak lstcler Krieg nicht mit der ötögiichkcit der weitere,, Ausbeutung durH, die belikcndcn dlaklonen, sondern mit einem ^ weltcntlchcidenden Kieze der ktsbenlctile^LK^ enden wird.

Daß diese Zeit Noje heute noch viel bej.yij- tigt, zeigt eine kleine Geschichte, die sie in den letzten Tagen ihrem roten Büchelchen anvertravt hat.Als Dorle keine Mutter hatte. Abend für Abend hat Dorle im Bett gelegen und auf den Gutenachtgruß der Mutter gewartet. Sie hat nicht begreifen können, warum die Mutter sie allein gelassen hat. Dann ist sie aber doch w e- dergekommen. Andere Kleider hat sie zwar ge­tragen, hat nicht dunkles, sondern blondes Haar gehabt, aber sonst ist sie wie die andere Mutter."

Auf diese Geschichte dgrfst du stolz sein", sagt« ich zu Enke.

Ich bin nicht stolz, aber glücklich!" erwidert» sie.Und nun geh auf dein Turmzimmer. Ebe du deine Arbeit nicht beendet hast, gibt dein Haustyrann dir keine Ruhe." So will ich denn in meinem Bericht sortfahren. Ach, der Satz klingt so sachlich und nüchtern und paßt gar nicht zu dem, was nun in die Feder muß.

*

Ich bin wohl nach Angelas Verhaftung wie betäubt gewesen, habe keine Erinnerung daran, ob ich mich von Henning und dem alten Tack ver­abschiedet habe. Ich nehme an, daß ich einfach nach der Küste gelaufen bin. Einen Menschen mußte ich haben, dem ich von dem Unbegreif­lichen sagen konnte.

Für Vater Rathsack lag die Tat Angela; durchaus im Bereich des Geschehbaren. Still sah er. als ich von der Vernehmung sprach, nur sein, Hände zitterten. Als ich zu Ende war, sagte er: Beinahe habe ich heute morgen schon Aehnliches gefürchtet. Darum habe ich dich gefragt, ob ein» Beziehung bestehen könnte zwischen dem Brande und dir."

Und worin sollte die Beziehung bestehen?"

Angela wollte ihrem Manne zeigen, daß sie trotz Noje bereit war, alles für ihn zu tun. Weil Henning glauben konnte, ihr hättet euch gegen ihn verabredet, wollte sie ihm nicht durch Worte, sondern durch die Tat beweisen, daß sie seine Frau war und nichts weiter. Sa denke ich mir den Sinn ibres Tuns. Aber, w - sind

nicht unjchuidig daran, wenn sie nun hinter Mauern sitzt. Ihrem Mann wollte ste helfen, daß er aus dem wirtschaftlichen Druck herans- kam. Dazu hätten wir auch beitragen könne:."

Er sprach von einer Lebensversicherung, die sich ohne Mühe werde zu Geld machen lasten. Daran hätte ex früher denken sollen, dann wür« es nicht zur Tat gekommen. Er komme sich vor, als gehöre er und nicht Angela vor den Richter.

So sagte Vater Rathsack, obwobl er nichts mit der Sache zu tun hatte. Aber ich hatte mit ihr zu tun. Ich hätte Henning sofort die feste Ver­sicherung geben müssen, daß ich für die Hypothek aufkam. Dann wäre er die Last losqewesen. hätte in der Gewitternacht nicht davon gesprochen, daß ein Blitz ihn wieder auf die Beine bringen könne. Sicher hatte diese Benieriiing Angela den letzten Anstoß gegeben.

lind was sagt Hennina nun?"

Ich weiß es nicht. Wir haben nicht mehr miteinander gesprochen."

Wo ist Noje?"

Ich weiß es nicht." Bei ihrer Mutter könnt« ste nicht fein. Bei Henning, der wie ein Irrer auf den Fußboden gestarrt hatte? Meine Pflicht wäre es gewesen, mich nach ihr umzusehen, aber ich hatte nicht einmal an sie gedacht. Ich schämt« mich und sagte:Morgen gehe ich nach Wreden­beck!"

«Fortsetzung folgt.»