ßcrem Geschrei buchstäblich von der Kanzel verdrängt und so der Gottesdienst auf die roheste Weise unterbrochen.
In Magdeburg kam ein Fall sogenannter Selbstverbrennung vor Ein Arbeiter in einer Tabagie nahm eine große Quantität spirituoser Getränke zu sich. Diese entzündcie sich, als sein Athem der Flamme des Lichts nahe kam, und der Unglückliche gab unter unsäglichen Schmerzen den Geist auf.
Der Winter ist noch gekommen, nicht nur im Schwarzwald, sondern auch noch etwas stärker in Ost- unv Westdeutschland. Nach den warmen Tagen und den Blüthen und Blumen des Januar und der ersten Februartage rlingts wie Märchen aus allen Zeiten» wenn man von verschneiten Post- und Dampfwagen und er- frornen Passagieren liest und doch ifts eben in Preußen vorgekommen. Auch die Römer haben Schnee und Hagel.
In Schlesien ist so viel Schnee gefallen, daß der Eisenbahn- und der Postdicnst eingestellt sind.
Das Thema von politischen Lerurrheilungen wird noch immer fortgesezt. Zu Prag sind neuerdings mehrere Literaten, Doktoren und Studenten zum Tod durch den Strang vcrurtheilc, jedoch die Todesstrafe in 15- bis 20jahrigen Kerker verwandelt worden.
AuS Wien trifft die Nachrichr ein, daß am 18. Februar ein Mordversuch an dem Kaiser verüdr worden sey. Derselbe ging in Begleitung seines Adjutanten Grafen Odonnel spazieren, als ein Schneider-Geselle > NaMens Lasso Lemengi vorstürzie und den Kaiser nur einem dolch.rligen Messer am Hunerrheile des Kopses verwundere. Der Stich wurde durch den hinter dem Kaiser gehenden Adjutanten aufgefangen und dadurch sehr entkräftet. Durch einen Säbelhieb desselben wurde der Mörder zu Bode» gestreckt und sodan» verhaftet; nur ^ mit Mühe konnte man idn vor der Wuth des Volkes > schützen, das ihn in Stücke zerreißen wollte. Lasso Le« ! mengi war unrcr den ungarischen Husaren in der Re-! volution und ist erst 20 Jahre alt. Der Kaiser ging I zu Fuß in das nahe Palais des Erzherzogs Albrechr, j ließ sich hier verbinden und ging hierauf zu Fuß nach der Burg. Die Wunde ist ungefährlich, doch rathen die Aerzte dem hohen Patienten große Vorsicht. >
Aus Ungarn lauten dieNackrichken ziemlich trübes indem man daselbst ebenfalls einem weitverzweigten Komplott auf die Spur gekommen scyn will. Es ist noch riefes Geheimniß, nur das weiß man, daß Verhaftungen in zahlreichem Maßstad unter beiden Geschlechtern stattfanden.
Die vorsorgliche Gemeinde Salenstein im Tur- gau in der Schweiz meint, es sey noch nicht alle» Tage Ende. Kaum hörte sie, Napoleon sey Kaiser und habe eine Frau genommen, so schrieb sie >bm, er habe wahrscheinlich verg ssen, bei ihr um die Heiraihsvcwilligang nachzusuchen. Damit er aber seine He-maibsderechligung in der Gemeinde, die er vielleicht einmal d-aachen könne, nicht verliere, schicke sie ihm den Heiraihsconsens freiwillig unv nachträglich.
Uedereinstimmcnde Nachrichten aus Mailand vom 11. Februar melden, baß am Tage zwar wieder vier
Personen durch den Strang hingerichtet worden seyen, die am Sonntag beim Barrikavenbau und Mit den Waffen in der Hand betroffen worden waren; drei derselben gehörten dem Arbeiterstande an, der vierte war ein Gy n. naffallehrer auS Pavia. Zu den ergriffenen Maßregeln gehört auch, daß die Kirchihürme jezl strenge überwacht werde» und das Läuten der Glocken untersagt ist. Die Verhaftungen dauern fort.
Zwei vielgenannte Männer, Maz-ftni uns Kos. suth haben die Mine gegraben, die in Mailand aufgeflogen ist. Die aufrührerischen Proftamauoneii, die in Mailand angeschlagen unv in den Taschen der Gefan- genen gefunden woiden sine, sind von ihnen verfaßi und unlerzeichnet. Sie stellen den Kampf sehr leichr und den Sieg als gewiß dar. Mazzin, versichert, es stän- den 20 Millionen gegen l00,000 Oestreicher. Koffuth fordert die ungarischen Soldaten zum Abfall aas und radomyiitir,: Ungarn ist der rechte, JialirN der linke Flügel der Armee, vre ich führe. Der Führer aber blieb in sicherm Versteck in London. Mazzini soll in der Schweiz sich versteck, haften. B i allen Verhafteten fanden sich blanke Goldstücke und Proklamaftonen. Ueber das freoelbafte und feige Spiel der beiden Männer ist bei allen Parteien große Entrüstung. — Bei Skradella in P-emonr wurden gegen 700 Flüchtlinge entwaffnet, als sie die Grenze überschreiten wollten. Die Grenze ist mit Militär besezk.
Am 14. Februar hat Napoleon den gesetzgebenden Kö per eröffnet und seine erste kaiserlibe Thronrede gehalten. Sie ist wicht-g durch tue erneuerten Versicherungen des Friedens. Der Kaiser versichert, daß alle Machte das Kaiserthum anerkannt, daß die Finanzen seit 20 Jahren Nicht besser gestanden haben, und daß die Ausgaben und Rüstungen unv baS Heer um neue 20,000 Mann vermindert werden würden. Wen» Frankreich so ausdrücklich die Absicht auS,preche, in Frieden zu bleiben, so müsse man ihm Glauben schenken; den» es sey stark genug, Niemanden zu fürchten und folglich Niemand zu tauschen. Die Freiheit im Innern sey zwar beschrankt, versichert Napoleon, aber tle Freitzeir habe niemals ein dauerhaftes politisches Gebäude gegründet, sie kröne es nur, wenn eS durch die Zeit befestigt sey Kurz, cs steht Alles blS auf Weiteres gut. - Auf den eigenhändigen Brief des französischen Kaisers har der russische Gesandte ein Antwortschreiben seines Kaisers persönlich überreicht. Die Abneigung der beiden Monarchen muß also nicht so groß sein.
Die interessanteste Frau, die geneigte Leserin ausgenommen, ist die Kailerin von Frankreich. Die Grenzboten schildern sie sehr interessant und audsührlich. Sie meinen, La Momijs habe alle Eigenschaften des Geist-s, des CoarakierS und Temperamentes, um aus Napoleon großen Einfluß zu üben und durch ihn auf die nächste Zukunft Europas und unser Aller. Ihre äußere Erscheinung ist zehr angenehm. Ein« schöne, üppige Gestalt, eine würdige Haltung, wahrend das Gesicht eher einen guimülhigen, geistreiche», weiblichen Charakter verraih als jene männliche Ems.hlosftnheir, d>, man ihr zumurher. Nur die dunkeln Braunen über »en dunkel-