Nirgends sind Utiglncksfälle auf der Eisenbahn häufiger als in Nordamerika. Man fahrt dort zu rasch und ist unbekümmert um Menschenleben. Der allgemeine Ruf ist: nur vorwärts! General Pierce, der neue Präsident, Hai der heimischen Unsitte ein schweres Opfer gebracht. Der Wagen, in dem er mit seiner Familie! saß, stürzte um und einen Abhang hinab; der Präsident und seine Gemahlin wurden leicht verwundet, seinem einzigen Lohne aber wurde das Gehirn zerschmettert.
Dec todtc Gast.
(Fortsetzung.)
In der Nacht reisre der Hauptmann ab. Herr Vantev hakte vorher ihn noch gezwungen, einen guten, wärmenden Punsch mit ihm zu trinke». Aber der Punsch erheiterte das Gemiith des Scheidenden nicht, ob er sich gleich in Gegenwart des Herrn Bantes Gewalt that, fröhlich zu scheinen. Frau Dantes bemerkte es wohl. Und als sie folgendes Morgens zu Friederiken ans Bert trat und fragte: Wie hast du geschlafen? Ist dir besser? sah sie wohl, daß das arme Mädchen blaß war und rothgeweinre Augen hatte.
Kind, sprach sie, ich merke, du bist krank. Warum verhehlst du der Mutter deine Leiden ? Bin ich deine Mutter nicht mehr? Liebe ich dich weniger, denn sonst, oder liebst du mich weniger, seit Waldrich deine Liebe ist? — Warum wirst tu roch? Erröihest du vor einem Unrechi? Daß du ihn liebst, darin finde ich eben nichrs Sündhaftes, aber daß du mit deinem Herzen nicht, w:e sonst, klar vor mir, wie vor Gott stehest, daS i,k zu tadeln.
Friederike richtete sich ans, breitete ihre Arme ans und drückte laut weinend die Mutter an sich: Ja, ich lieb ihn. Ja, ich bin ihm zugesagt. Sic wissen es. Ich hatte Unrecht, gegen die gute Mutter zu schwelgen, aber ich wollte ihr ja nur mein Unglück verschweigen, um sie nicht zu früh mit in mein Leiden zu ziehen. DaS muß endlich dock, aber so spat alS möglich, geschehen,
. wenn es der Barer erfahren wird, daß ich lieber unvcr- mahlt sterbe, als seinem für mich Erwählten die Hand gebe. So dachie ich, und schw eg.
Kind, ich bin nicht gekommen, dir^Lorwürfe zu machen. Ich verzeihe deinem Mißtrauen gegen ein Mni- terherz, das sich dir »och nie verläugnet hat. Also davon still. Und was deine und Waldrichs 'gegenseitige Neigung deinffc, hatte ich sie langst befürchtet. Ja, es konnte nicht anders kommen. Ihr konntet Beide nichts andern. Doch sei ruhig. Hesse! bete! Wenn Go t will, wird erv lenken. Er ist deiner werid, ob er gleich nicht hat und ist, was der Vater dir bestimmt hak. Ich werde es dem Later entdecken, wie ibr Beide mii einander steht.
Um Goltesw-llen, noch nicht., nur je,r noch nicht!
Ja, Friederike, je;!. Es wäre besser gewesen, schon früher. Ich muß es ihm entdecken, denn ich bin seine Fron. Als solche will ich und darf ich kein bedeutendes Geveimniß vor dem Manne haben; habe tu dergleichen auch nie im Leben vor deinem künftigen Gemahl. Das erste Geheimniß, weiches Mann oder Weid in der sonst glücklichsten Eye vor einander hegen, bringt den Unter,
gang alles Glücks, bringt Mißtrauen und Spannung. Wir mögen jemals recht oder unrecht handeln, Offenheit thut zu Allem wohl, hindert das Erscheinen vieles Bösen, und macht selbst das Fehlerhafte Minder schuldvoll.
Aber was soll ich thnn? sagte Friederike.
Du? ivas du? Weißt dus nicht? Wende dich im stillen Gebete zu deinem Gott. Die Unterhaltung mit dem, der die Sonnen Proben und die Sonnenstäubchen hier unken leitet, wird dich erheben, dich heiligen, beruhigen. Du wirst besonnener, edler denken und thnn. Und dann wirst du nie Uebles thnn. Und khust du daS Rechte und sagst kn das Rechte, glaube mir, so wirds nicht unrecht gehen.
So sprach ihr Kran BanteS zu, und verließ sie, um sich zu ihrem Manne ans Frühstück zu sehen.
Was fehlt dem Mädchen? fragte er.
Vertrauen zu dir und mir, aus allzugroßer Liebe ! zu ihren Eltern.
^ Dummes Zeug und dergleichen! Mama, du hast wieder etwas im Hintergründe. Gestern hatte sic Kopfweh und heute kein Vertrauen.
Sir hat Furcht, dich zu kränken; darum wird sie krank
Possen und dergleichen!
Sie fürchtet, du werdest ihr den Herrn von Hahn aufzrvingcn, auch wenn sie ihn nichi will.
Sie hat ihn j» noch nicht gesehen.
Sie möchte ihn lieber nicht sehen. Ihr Herz hat ! schon entschieden. Sie und Waldrich haben Neigung ! für einander. Du haktest cs langst bemerken können.
^ Halt! rief Herr Bantes, und se,re die Kaffeetasse weder; besann sich, hob die Tasse wieder auf und sagte: Weiter?
Was weiier? Daß du behutsam gehen, daß du mit der Verlobung nichts übereilen mußt, wenn du nicht Unglück anrichten willst ohne Noch ES ist möglich, daß Friederike den Herrn van Hahn, wenn sie »nr weiß, daß er ihr nicht aufgedrungen werden soll, nach und nach recht angenehm findet. ES ist möglich, daß der Koin- > Mandant in eine andere Garnison verlegt wirv, daß Trennung und Zeit die erste Leidenschaft schwächt,.... dann
! Richtig! das ist auch mein gan,er Sinn. Ich schreibe seinem General. Er muß in eine andere Garnison. Znm Kukuk und Küster, Friederike wird toll) nicht Frau Hauprmännin werden wollen? Ich schreibe mit nächstem Postlag. DaS sind mir Teufelsstreiche!
^ Jezt hatte Frau BanlcS angedahnk. ES gab freilich sehr tebhatte Unterredung; Vater Bantes stürmte nach ^ seiner Art ein wenig, und sprach seinen Willen entschieden genug aus; doch gab er zu, man müsse behutsam gehen, keinem Strom einen Damm entgegenbane» und keiner Lndcnsch ft Gcwaltgeboie gebe»; Waldrich müsse wir gute«, .Art von Hervesheim fort, Friederiken- Neigung nicht offen widersprochen werden, damit sie sich deruhize, und so müsse dem Ziel unvermerkt zugcsteuert scyn.
(Forisetzilng folgt.)