reichte. So wurden mit drei Kreuzer drei Menschen glücklich gemacht, das Kind, welches nahm, das Kind welches gab und die Mutter, die dahinter stand und sich eine Thrane aus dem Auge wischte. 3) In Augsburg starb ein reicher Mann, der hatte aber nicht herrlich und in Freuden gelebt, sondern sichs sein Leben lang sauer werden lassen. Da^ür hat er aber auch noch drei Christbaume hinterlassen, deren sich noch die spätesteNach- welt getrosten und freuen wird. Si° sind am heiligen Christabend zum ersten Mal angebrannt worden. Den einen hat er ins städtische Krankenhaus gesezt und mit einem Legat von 100,000 fl. bedacht, den zweiten hat er den katholischen und protestantischen Schulanstaltcn und den dritten den Kirchen seiner Vaterstadt mit fast eben so großen Summen vermocht, damit m ihnen die Armen zum Christcnthum erzogen würden. Der Ver­storbene war Katholik und heißt Henle.

Der todte Gast.

(Fortsetzung.)

Niemand freute sich dieser Eifersucht mehr, als der lose Graf. Denn vermittelst derselben gewann er in kurzer Zeit immer größere Vortheile über dre Schönen. Zwar detheuerte er jeder, bei allem was heilig im Him­mel ist, daß er die übrigen häßlich und albern fände, aber doch müsse er sie von Zeit zu Zeit, Höflichkeit wil- len, noch besuchen. Auch diese Ausrede half ihm zulezt nicht mehr. Wie aber jede nun von ihm, als Beweis wahrer Liebe, begehrte, er müsse die beiden andern ganz, lich meiden, stellte er sich sehr betroffen, Und er machte eine Gegenbedingung: förmliche Verlobung und Ring. Wechsel in Gegenwart der Eltern, und nach diesem eine stille Stunde in der Nacht, wo Liebende ungestört von der Hochzeit, von der Reise und von den Einrichtungen im gräflichen Palaste kosen könnten. Auch das gab jede der drei Schönen zu, und das Work ward wir einem Kusse versiegelt, aber im Küssen sagte jede: Lieb­ster Grat, wie seyd ihr doch so gar bleich! Leget das schwarze Gewand ab, es macht Euch noch blässer. Dann antwortete er immer: Ich trage schwarz, um ein Ge­lübde zn «fallen. Am Hochzeitlage erscheine ich rvlh und weiß, wie Herzallerl edste deine Wange.

Also hielt der Graf Verlobung mit jeder, das ge schab am gleichen Tage. Dann schlich er im Finstern zu jeder ins Scklaskämmerlein. Das geschah in der gleichen Nacht. AlS des andern Morgens die Mäd­chen zu lange schliefen, gingen die Eltern, sie zu wecken. Da lag jede der Jungfrauen eiskalt im Beite, den Hals umgedreht, das Gesicht nn Nacken.

Zelergeschiei fuhr aus den drei Häusern über die Gassen. Alles Volk rannte erschrocken zusammen. Mord!

ord! warv geschrien; und weil der Verdacht auf den Grafen von Gräbern fiel, sammelten sich die Menschen vor dem Wirkhshause zvm Lindwurm, und die Stadt- weidel und Hatschieie drangen hinein. Da wehklagt der Winh, sein Gast scy verschwunden mit allen seine, Knechten, und Niemand habe sie sehen fortwandern. Alles Gepäck, dessen so viel gewesen, sey davon, und habe ei

doch Niemand von hinnen getragen; auS dem wohlver­schlossenen Stalle seyen die vielen^prächtigen Rosse ent­kommen und Keiner auf den Straßen, kein Wächter an den Thoren habe von ihnen gehört.

Da erschrack alle Welt, und Jeder schlug ein Kreuz und segnete sich, wer an den Häusern der drei Unglück. Uchen Bräute vo> üdergieng. Drinnen heulte Jammer und Schmerz, und bedenklich mußte Jedem Vorkommen, daß die reiche» Geschenke, die prächtigen Brautkleider, die der Gras sckon aegcben, die Perleuschnüre, Steinringe and Diamanlenkreuze nicht mehr gefunden werden konn­ten.

Co war nur e,n kleines Leichenqefolge, welches den sarge« der drei Jungfrauen zum Thor hinaus nach­wandelte, in schwarze Mäntel gehüllt. Und als die Särge auf dem Gottesacker bei der Eevalduskirche nie- dergesezt worden waren, und daS Gebet verrichtet wer­den sollte, sähe man einen langen Mann aus dem Ge. folge hlnweggehen, den man bisher nicht bemerkt hatte Und wie man ihm wohl nachjah, wunderte sich Jede/ wie er, obgleich er vorher schwarzgekleidet gewesen all' mählig ganz weiß ward. Und es erschienen drei 'rolbe Flecken auf dem weißen WamS, und das Blut träufelte sichrbarlich über die Schöße des Wamses herunter Und der lange bleiche Mann ging zum Schindanger

Jesus Maria! schrie der Winh vom Lindwurm - das ist ja der todte Gast, den wir vor einundzivanzia Tagen dort cmicharren ließen. ^ ° ^

Entsetzen ergriff die aus dem Kirchhof waren, und alle liefen mtt Grausen davon, und die Hacken wurden ihnen unter den Fußen lang. Ein Sturmwind mit Schnee und Regen Vließ in heftigen Stößen ihnen nach r rei Tage und drei Nachte blieben die Sarge unbeerdiat stehen neben den offenen Grüften. ^

Als die Obrigkeit endlich befahl, sie einzusenken und die Eltern viel Geld an herzhafte Männer boten das lezte L'ebeswerk zu leisten verwunderten stch diese Man- ncr gar sehr. Denn wie sic die Large aufhoben fan­den sie dieselben so leicht, als wenn sie leer waren und doch sah mau noch die Deckel fest vernagelt. Einer'faßre Muih, holie Summe,sei, und Hammer, und ein anderer mußie den Herrn Pfarrer und Kapellan rufen Wie me Särge geöffnet wurde», fand man dieselben aanr leer, und auch kein Tottenkiffen, kein Leintuch, ke-nen Stwhhalm darin. Also wurden die leere» Sarge ver­graben. °

Hier machte Waldrich eine Pause. Es war Tod- tenstille im Zimmer. Alle Kerzen brannten dunkel und warfen falbes Halblicht auf den Kreis der Horchenden Die Männer saßen und stunden crusthaft umher- hi'c jungen Frauenzimmer Hallen sich unvermerkt paarweise enger aneinander gedrängt, und die betagten Frauen horchten noch, da Waldrich schon lange schwieg mit gefalteten Hauten und verlängerten Gesichrszugen.

Vor allen Dingen putzt die L chter! rief BanteS Und redet wieder, daß man warme Menschenstimmen hört, sonst lauf ich davon. LaS Teufelszeug macht ei- nem Grauest. (Fortsetzung folgt)