Merke schon! rief der Alte: Der Herr Kommandant ist pfiMger, als Hans Paris bei den drei thörichren Jungfrauen von Troja und dergleichen. Macht »DS bequem; schneidet den Apfel in zwei Hälften und gibt Jedem ein Bissen, sagt: wobl bekommö!

Nein, Herr Baurcs, Ihr Georg irrte, wenn er irrte, wahrscheinlich wie mehrere Tausnd anderer deutscher Männer, und wie zum Beispiel ich selbst. Auch ich machte den Kriegsgang für die Befreiung Deutschlands mit, und ließ Alles im Stich. Unsere Armeen, Sie wis­sen eS. waren ausgerieben. DaS Volk mußte ausstehen und sich selbst helfen, weil die Armeen nicht mehr Helsen konnten. Da mußte man nicht rechnen und fragen, son­dern zuschlagen, Gut und Blut daran setzen und die Ehre rer Nak on, den Thron unserer Monarchen retten. Das haben wir gethan. Jezt wollen wir das Heil erwarten. Unsere besser geünnken Staatsmänner können auch nicht zaudern und das verlorne Paradies durch ein Taschen- ipielerstückchen soglerch wieder verjüngen. Ich wenigstens bereue meinen Schritt noch nicht.

Allen Respekt, sagte Herr Nantes mt tiefem Ver­beugen, allen Respekt, Herr Kommandant, sürJhreAus- nahme von der Regel. Die Ausnahmen sind in dieser Welt immer das Beste von den Regeln. Dünkt mich übrigens spaßhaft oder e nsthatk, daß wir Bürger, Bauer», Kaufleute und Fabrikanten zwanzig Jahre lang unser Geld hergeben müssen, um >m Frieden eine Armee von einigen Hunderklauseiid müßigen Beschirmern des Thro­nes zu ernähren, zu kleiden in Sammet, Seiden und Gold, und daß wir An e-n dann >m einundzwanzigsten Jahre, wenn die Beschirmer des Thrones zusammenge- hauen sink, selbst aufstehen und das Rad wieder ins Gelefte dringen müssen un dergleichen.

In solchen Gespräch',, ward man schon beim ersten Mittagsmahl vertraulicher unter einander. Herr Bankes selbst gab da u den Ton, kenn er war ein Mann, und sezte e nen Werth daraus, es zu seyn, der kein Blatt vors Maul nahm, wie er sich gern auSzudrücken pflegte. Dem Kommandanten war seit, Inkognito zuweilen ganz dehagl ch kasei, toch wünschte er sehr, es zu enden.

Es war aber schon geendet, ehe er es wußte. Frau BanteS, eine stille, seinbeovachiente Krau, die wenig sprach, v el sann, hatte am Tische, sobald sie Waldrichs Stimme hörte, sich seiner Knaben züge erinnert, sie mit diesen männlichen verglichen und ihn erkannt. Seine sichtbare Verlegenheit, als die Rede auf de» Windbeutel Georg gekommen war, konnte, was sie vermuthere, nur bestätigen. DennoL sagie sie weder den Andern noch ihm ein Wort von ihrer Entdeckung. So pflegte sie »mmer zu thnn. Keine Frau halte so wenig tue frauen­hafte Art, ihre Gedanken aus der Zunge zu tragen als sie.'S ließ sie gehen und reden, wie man gehen und reden wollte sie hörte, verglich und zog daraus ihre Folgerungen. Lader wußre sie immer mehr, als die Uedriqen «m Hause, und le rete unvermerkt alle Geschäfte und Unternehmungen, ohne oisse Worte; selbst de,, leb haste, feurige Greis, ihr Mann, der ihr am wenigsten gehorchen wollte, gehorchte ihr, ohne es zu ahn.-n, am meisten. Daß sich Waldrich nicht entdeckte, war ihr et­was verdächtig. Eie wollte schweigend davon den Grund erforschen.

Waldrich hatte in der That keinen Grund, sondern

suchte nur eine« Anlaß, die Familie mit seinem Raine» zu überraschen. Da er Abends zum Thee gerufen wurde, fand er im Zimmer Niemanden, als Friederiken. Sie kam eben von einem Besuche de m, und warf ihre« Shawl ab. Waldrich trat zu ihr.

Fraulein, sagte er» ich muß Ihnen noch Dank für den Schutz sagen, den sie meuicin Freunde Wa.drich gewahre» wollten.

Sw kennen ihn, Herr Kommandant?

Er dachte Ihrer oft, aber gewiß nicht so oft, a!S Sie eS verdienten.

Er ist in unserem Hause erzogen worden. Ein wenig undankbar ist es aber doch, daß er, einmal von unS weg, nre, auch nur zum Besuch, zu uns kam. Be- tragt er sich gut, ist er geswazk?

Man hak nicht über ihn zu klagen; Keiner hat so sehr über ihn zu klagen, als Sr«, mein Fräulein.

Dann muß er ein guter Mensch scy», denn ich habe nichts gegen ihn.

Ader er ist ja noch, ich weiß eS, ihr Schuldner.

Er ist mir inchiS schuldig.

Aber er sprach von einem Reffegelde, daS er da­mals zu seiner Einrichtung gebrauchte, als er zur Armer gehen wollte, und sein Vormund ihm verweigert hatte. ^

Ich habe ihm es za gegeben, nicht geliehen.

Ist er darum Ihnen weniger schuldig, Thusneldt?

Friederike sah den Kommandanten bei diesem Namen starr an, und cs ging ihr wie ein Licht aus, und sie errötheie, da sie ihn erkannte.

Es ist nicht möglich, ries zie freudig überrascht.

Wohl, liebe Friederike, wenn ich Sie noch so nen­nen darf ach, das schöne Du darf ich nicht mehr sage» der Schuldner, der Sünder stehr vor Ihnen verzeihen Sie ihm. Ja, Hali« er früher gewußt, ivaS er nun weiß, er wäre schon tausendmal nach HerdeSheim gekommen. Er nahm ihre Hand und küßte dieselbe.

In dem Augenblicke rrak Frau BanteS herein. Frie­derike eilte ihr entgegen: Wessen Sie, Mamachen, wie der Herr Kommandant heißt?

Las blaffe Anil iz der Frau Dantes ward von ei­nem milden Roth überflogen. Sie sagte sanfklächelnd: Georg Waldrrch.

Wie, Mamachen, Sie wußten eS und verschwiegen es? sagte Friederike, tie sich noch immer nicht von ihrer Uederraschung erholen konnte, und nun den hochgewach­senen, fisten Ärikgsmann n» Heerkleide mit dem schlich»

! lernen Schulknabcn der Vor; U verglich. Ja, wahrha'- ^ ng, sagie sie: er ist es! Wo ich auch nur meine Augen ! harte! Sa hat er ja auch noch die Schramme am linkt»

- Auge, die er siL vom Falle dolce, als er mir eine Zu- ! ronendirne vom höchsten Baume un Garten brach. Wff- , sen Sie noch.

^ Ad, was weiß ;ch nicht noch Alles! sagte Wald­rich, und küßte seiner ehrwürdig», Pflegmntker die Han:, j und dar bei ihr um Verzeihung, nie seit seiner Mandig- i seit zum persönlichen Besuch gekommen zu scy i. Er bc- l haupiete, es sey eigentlich »>cht wirkliche Undankbarkeit ^ gewesen, den» er habe oft mit ehrsurchtvoller Erkcnuilich- > ke>t an dieses Haus zuruckgedachk, noch weniger Leichiunn ' und Gleichgültigkeit, aber er wisse selbst nicht, was ih»

I immer cm Gemülhe widerstanden habe, daß er nie nach HerdeSheim zunickkrhren mochte. (Fons, felgt.)