scheine« lassen. Unlängst ist er in Portsmouth als Kan­didat bei der Wahl rinzs Parlamentsmitgliedes ausge­treten, wo er in einer Rere an die Wähler einen lieber - blick seiner Geschähe miiiheilie, damit sie seine Lage nck t,g beurtbeilen könnten. Er besizt 22 eigene Schiff-' die alle der höchsten Klaffe F I. angeboren. Er ver­sicherte in seinem eigenen Namen als Asiekurant im lez ten Jahre 2,800,000 Pfd. Sterl. Unier Anderem be- frach eie er im lezien Jahre 700 «ch,ffe nach und aus allen Häsen der ganzen elk, aber vorziigüch nach Ostin­dien und dem mittelländische» Meere. Sein Haus ver, sicherte als Makler im lezten Jahre medr als Z,200,000 Pfo. tzierl., verschiffte kvntralunäßrg 100,000 Tonnen Kohlen und 150,000 Tonnen Eisen. Als Makler führ­ten sie in einem Jahre 1,500,000 Quarrer Getreide ein. Ms SchiffsabrlS-Banfiee haben sie jährlich 500,000 Psd. Steil. auszuzadlen. In der Politik ist Mr. Linbsay em freisinniger und wie aus vom obigen zu ersehen ist, ein scharfsinniger und wohlunterrichteter Mann. Sicher ge­bührt einem Manne, der sich aus der Niedrigkeit so hoch empor schwang, alle Ebre; doch eben so viel Ehre gebührt England, bas seinen Söbnen die Mittel dazu dardiciei, wie sie sich in keinem Lande Europas wieder finden.

Der todrc Gast.

Einer meiner Freunde, er hieß Waldrich, hatte die hohe S-Hule kaum seit zwei Jahren verlassen, und sich in einer Provmzial-Ha prstadk als überzähliger und un­besoldeter GeriLis-Assessor oder dergleichen herumgetrie- den, da eben ,n die Posaune teS he ligen Krieges gesto­ßen ward. Es galt d-e Befreiung Deutschlands vom Joche des französischen E oberer». Ein frommer Elfer bemächc-gte sich alles Volks, wie man weiß. Freiheit und Vaterland war das Feldgeschrci in Städten und Dörfern. Tausend und tausend Jünglinge flogen freu­dig ru de» Fahnen. Es galt Deutschlands Ehre und die Hoffnung, auch dann auf Hermanns Boden vielleicht ein edleres Leben zu finden, in gesetzlich geregelten, des gebildeten Zeitalters wurdigern Verhältnissen. Mein lieber Waldrich hatte au dem frommen Eifer und der schönen Hoffnung seinen guien Theil. Kurz, er empfahl ßch seinem Gerichis Präsidenten zu Gnade», und wählte statt der Feder das Schwert.

Weil er noch nicht das volle Alter gesetzlicher Mün­digkeit besaß, schrieb er, da er keine Elter» »ihr Hane, und Reisegeld doch in allen Fällen wohOhnk, seinem Vormund um Erlaubnis;, den Zug fürs Vaterland mit- lhun zu dürfen und ersuchte um hundert Thaler Reise­geld. Sein Vormund, Herr Buntes, ein reicher Fabrik- Herr in der Stadt oder im Städtchen Herbeshelin an der Aa, der ihn, wenn man so sagen will, erzogen hatte, (Waldrich hatte nur als Knabe, bis zur Hochschul-', bei ihm im Hause gelebt.) Herr BanteS war em alter, wun­derlicher Herr.

Dieser schickte ihm einen Tr es mit fünfzehn, LouiK- d'or in Gold, folgenden Inhalts: Mem Freunb, wenn Sie noch ein Jchr äl-er sind, können Sie über sich und den kleinen Rest Ihre» Vermögens, nach Belieben ver­fügen. Dis dadin bitte, Dero Zug fürs Vaterland ein- znstellen, und Ihren Ge,Lasten odzuliegen, um einst Amt und Brod zu bekommen, denn das wird Ihnen sehr nöthiz skyn. Ich weiß, was ich meiner Pflicht und.

Dero Vater, meinem Freunde selig, schuldig bin. Lassen Tie endlich Ihre Schwindeleien alle einmal fahren und werken Sie solid. Ich schicke aber keinen Kreuzer. Bleibe Dero u. s. w.

Die in ein Papier gewickelten fünfzehn Louisd'or stanken mit diesem Briefe m seltsamem, koch gar nicht unangenehmem Widerspruch. Waldrich hätte sich ihr. noch lange nicht und vielleicht nie erklärt, wäre sein Blick nicht auf das zu Boden gefallene Papier gerochen, worin das Geld eingeschlagen gewesen. Er nahm es. ES hieß: Lassen Sie sich nicht adschrecken. Ziehen Sie hinaus für tre heilige Sache des armen deutschen Landes, Gott schuhe Sie! Dies wünscht Ihre ehemalige Gespie­lin Friederike.

Diese Gespielin Friederike war nun keine Andere, als die junge ToLter des Herrn Bantes. Der Himmel weiß, wie sie zum Biiefversiezeln ihre» VaterS gekom­men war. Waldrich stand ganz begeistert da, mehr über das Heldenderz des beurscken Mädchens als über daS Gold enczuckt. welches Friederike vermuchllch aus ihrem eigenen Sparhafen dazu gelegt hatte. Er schrieb auf der Stelle »ach Hcrdeshelm an einen Freund, schloß ein paar dankbare Zeile» für daS kleine Mädchen ein (er hatte aber vergessen, daß das kleine Mädchen wohl seit vier Jahren eiwas gewachsen seyn konnte), nannte eS sogar seine deutsche Thusnelde, und wanderte stolz, wie rin zweiter Hermann, dem Rheine und den Heeren zu.

Ich möchte hier gar nicht umständlich Waldricks Hermannslhateu erzählen. Genug, er war dadkl wenns galt. Napoleon ward glücklich entkaisert und nach Elba qeschickr. Waldrich kchrie nicht zurück, wie die übrigen Freiwilligen, sondern ließ sich gefallen, als Oberlieuienant in ein Linien'Infanterieregiment zu treten. Das Leben gefiel ihm im Felde besser als hinter de» Aktenschanzen der staubigen Schreibstube. Sein Regiment machte auch den zweiten Zug gen Frankreich mu uns kehrte endlich, nach vollbrachtem Werk, unter Paukenschlag und Sing und Sang in die Heimalh zurück.

Waldrich, der in zwei Schlachten und mehreren Ge echien gest-irren hatte, war so glücklich gewesen, ohne alle Wunden davon zu komme». Er schmeichelte sich, als einer der Vaterlandsyelden zur Belovnung bald vor­zugsweise eine bürgerliche Anstellung zu erhallen. Er war beim R-'gimente geachtet. Allein mit der Anstellung ging es nicht so schnell, als er hoffte. Es waren zu viele Söhne und Lettern von Geheimraihe» , Präsiden, ten u. s. w. zu versorgen, welche so klug gewesen wa­ren, -,u Hause zu bleiben uub ten Zusammenhang zu behalten; auch halten sie wohl vor ihm das Ansehen der Geburt voraus. Denn Waldrich stammre von bürgerli­chen Eltern.

Sa ließ es sich nicht ändern. Er blieb Oberlieu- tenant, um lo lieber, weil ihm Herr BauteS, sei» ge­wesener Vormund, langst den winzigen Rest seines vä­terlichen ErbtbeilS ausgehändigt hakte, und dieses längst zu allen Heide» ausgewandert war. Er trieb sich also in der Besatzung umher, machte-in den Mochtstuden Gedichte und auf den Paraden philosophisch- Betrach­tungen. Dies gab ihm bittere Langeweile, dis einmal die Truppen verlegt wurden. Da traf es sich , ganz un­erwartet,. daß seine Kompagnie Befehl erhielt, nach Her- besheim iw Besatzung zu gehen. (Forts, folgt.)

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