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deutlich erfreut über den Besuch, daß er den Fremden enthusiastisch umarmt unv mit starkem Arm so fest an die Brust drückt, daß der Tester m viele Stücke zerbricht, deren Spitzen dem Fremden in die Haut dringen, und seiner Brust einen schweren Seufzer entreißen. Jezt erst merken die andern Gaste, wie viel Uhr eS geschlagen, und drech n in ein unbändiges Gelächter über den guten Gedanken des Winds aus und rufen dem ravoneilenden Fremden nach: der stiehlt keinen Teller mehr. Der Fremde ist nicht mebr geseben worden.

' Der Vorstand des landwirthschasilichen Vereins von Ludwigsdurg, Generallieutenant v. Röder, erläßt einen Aufruf zu einer Versammlung, den Tabaksbau betreffend. Nachdem der Beweis gegeben, daß sich bei uns d>e Pflanze kuliiviren lasse, frage cS sich auch, welcher Wenb dem Produkte deizulegen, und welcher Absatz zu Gebote stehe. Zur Besprechung dieser Fragen sind alle Tadaksfabrikan- ten, Prokuzcnien und-Freunde des Tabaksdaus auf Dien­stag den 30. d. M., Vormittags kl Uhr, in das Gast­haus zum Waldhorn in Ludwigsburg eingeladcn, und die Vorstände der landwirihschattlichen Vereine gebeten, sich in ivren Bezirken über den Tabaksbau statistische Notizen zu verschaffen.

Wir «heilen noch Näheres über die Beerdigungs- Feierlichkeiten S ch o der L aus Stuttgart mit: Wohl noch nie hat die Residenz eiste erhabenere, eine großartigere Leichenfeier eines ihrer Bürger gesehen, als das heutige Begrädniß unseres viel zu frübe verstorbenen Adolph Schober. Eine unabsehbare Menschen nenge füllte die Straßen, von vielen zum Tbeil sedr entfernten Stadien und besonders aus dem Wahlbezirke des edlen uerstor- denen Besigheim, so wie von Reutlingen, Göppingen, Ludwigsbura, Ulm und Heilbronn rc. waren Deputatio­nen eingetroffen, um idm die lezte Edre zu erweisen, j Die Tübinger Burschenschaft, deren Ebrensemor Schober gewesen war, hatte sich zahlreich eingesunden. Im Trauer­zuge waren ferner sämmtliche hier anwesende Kammer- Mitglieder mit ihrem Präsidenten Römer und Vizepräsi­denten Wiest von Thingen. Von auswärtigen Abgeord­neten der Linken hatte sich Nüßle, Reger, Seefrieo und Winter eingefunden, um den lezten Gang mit ihrem Freund und Führer zu gehen. Auch erblickte man den vormaligen Minister Schlayer, der auf seinen einstigen Zögling ,m Regierungswesen stets große Dinge gehalten, und Staatörath Köstlin, den jetzigen Präsidenten des Konsistoriums. Der kurze Weg von dem Trauerbause nach dem neuen Friedbof erlaubte die Entfaltung des mächligen Zuges nicht, der sich unter den Klängen eines Trauermarschcs in großen Wogen dabin wälzte. Beim Eintritt in den Friedhof entstand ein leichtes Gedränge, so daß selbst die Verwandten einen Augenblick vom Sarge getrennt wurden. Man konnte den Fremden, die sich dazwischen drängten, grollen, aber wie mau sie so bitter­lich weinen sab, mvßre man ihnen verzeiben, daß sie ein Anrecht auf den edlen Todten gellend machten, der in der Tbat nicht blos seiner trauernden Familie angehöri.. Der Sarg, bisher vom Leichenwagen bedeckt, war hier erst in seiner ganzen Schönheit sichtbar geworden. Er war rinas von Cyvressenkränzen bedangen, oben rubte «in großer Lorbeerkranz auch des Tobten Haupt in dem Sarge ist mit dem Lorbeer geschmückt das schwarzrochgoldene Band fehlte nicht dabei, dem er so treulich Farbe gehalten, und eine halb aufgeschlagene

Rolle enthielt die Grundrechte, die zum Tbeil seine Schö­pfung find, die, seihst nun >m Gemülb des Volkes fort­lebende Leiche, mit »bm, doch nicht für immer, zu Grabe gegangen sind. Der Sarg wurde von hiesigen Bürgern über den Friedbof an das Grab getragen, wo ein wun­derbarer Anblick, das Werk edler Frauen von Stuttgart, die Ankommenden überraschte. Das Grab war terassea- förm g mit unzähligen schönen Blumen geschmückt, welche nakürlich im Boden zu stehen schienen, die Stätte des Todes in einen herrlichen Frübl'ngsgarien verwandelt, zwischen dessen Reichthum der Sarg völlig verschwand, so daß nur noch seine Kränze sichtbar waren, die sich für das Auge m-t den andern Blumen vermischten. Ein Thcil der Blumen wurde nachher in das Grab ge vor- fen, rin Theil bleibt um dasselbe ausgepflanzt und ein Tbeil wird überwintert, um es im nächsten Frühling zu schmücken. Das Innere des Grades selbst war ganz mit grünem Tannenreisig ausgeschlagen. In ernster, ruhiger Ordnung sammelte sich der dichte weite KreiS um den Hügel, während ein erhebender Gesang de« diesigen Liederkranzes begann. Der Sarg wurde in« Grab gesenkt und eine so tiefe Stille lagerte sich dabei auf die Anwesenden, baß man selbst in den lezien Reiben des Kreises, von wo man das Grad nicht sehen konnte, die Se>le rollen hörte. Nun kam der Bortrag des Geistlichen. Nach dem Geistlichen sprach R. Propst ,m 'Namen der Volkspartdei,"und am Schluß trat A. Seeger, einer der ältesten Univ-rsitatsircunde des Entschlafenen, und durch den Telegraphen von einer Berufsreise an seine Gruft herbe gerufen, auk den Rand des Blumen- dügels, um den Adschiedsgruß der Freundschaft in die stille Wohnung zu senden. Die Handlung schloß mit Ge- sang. Spät und schwer trennte das Volk sich von dem Grabe.

Kaum ist die Geistergeschichte, die in Berg spielte, zu ihrem Abschlüsse gebracht und schon ist wieder von ein r andern zu berichten, deren Schauplatz GatS- burg ist. Ein Bäuerlein und seine Magd hätten gern schnell rerch werden mögen, wuß'en ober nicht, wie sie es angreifen sollten. Ein schlauer Betrüger wußte sich dieß zu Nutzen zu machen, und versprach denselben, er» nen IM Walde zwischen Waiblingen und Winnenden ver­borgenen Schatz zu erheben. Der Bauer ist zufrieden und von der Realität des Schatzes so fest überzeugt, daß er, um die zu dessen Hebung erforderliche Summe herbeizuschaffcn, seine Kub, unv die Magd ,hr bestes Eigenlbum, ihr Bett, verkauft. Sie brechen Abends in -Gaisdurg auf, um an Ort und Stelle rechtzeitig einzu- ireff n, mit Hacken unv Schaufeln bewaffnet. Unter Furcht unv Bangen sahen sie den Augenblick der Ver­schwörung herannahen; der Geisterbanner aber, eme Art Kapuziner, erklärt die Constellaiion für ungünstig und »nach die Nacht für die Beschwörung ungeeignet. Diese Procevur wiederholt sich mebrere Nächte, bis endlich der Kapuziner, nachdem er das Geld in Empfang genommen, gänzlich aiisbleibt. Die beiden Betrogenen aber würden gerne ibr Elgeniham verschmerzen, wenn sie mit dessen Verlust auch den Hohn unv Spott, der sie jezt verfolgt, tblösen könnten.

Tage» Neuigkeit«».

Die Zahl der in München wegen Wuchers in Untersuchung befindlichen Personen beträgt 80 dis 100;