In der kaihokischen Kapelle zu Southampton ließ sich ein junger spanischer Edelmann mit einer Ame­rikanerin, kec Tochter des ehemaligen Diktators Rosas trauen. Sie he,ß« Manuelita und soll sehr schön, sehr reich, sehr edelmütbig, aber auch sebr grausam seyn. Ihre Hauptpassion soll sepn, den Männer» die Ohren «bzuschueiten. _

Spanische Rache.

(Fortsetzung.)

Langsam treibt die Winieiblume ihre Blatter und ihre geschossenen einsaidiqen Knospen; da kömmt Ein Frühlingstag mit seinen Sonnendlicken und plötzlich springt die Hülse, und schnell drangt die prangende, hochfarblge Blume sich vor, und der glanzentste Kelch offner »ich dem Lichte wert und im höchsten Leben. So auch die Leiden­schaft im Menschenhcr-en, so vor Allem die Liede, die Liede, die Mutter des Geschlechts. Des Säuglings Anlä­cheln deS MuitsrantlitzeS, Geschwisterneigung sind ihre Blätter; W llung und Unru'e und sans er Trieb beim Erblicken des Schönen, im Kreise der Gesei igkeii sind ihre Knospen, dann schlagt die schönste Lchickjalsstunde; dos Ideal deS TraumeS, daS Voibilo der jungen Phan- taste tritt plötzlich vor den trunkenen Blick, und taS Her; geht ganz auf, und im schnellen herrlichen Silberblick zeigt es alle seine Schätze und seine volle Leb nskrast und den werchvollen Gehalt seines verschlossensten GemurhS. O er nie in solcher Stunde stand, wo die Erde wie rin Eisfeld unter den Füßen zerrinnt und der Himmel der aufstrebenden Seele sich erschließt, und seine Para« dieSsturcn auSbreitct; dessen Leben ist die ge>chlosse»e Knospe, die trockene, che ihre Blume vollendet war, und abfiel, dessen Loos ist daS der Arbeitsbiene, ein Tagwerk ohne Lohn, eine Nacht ohne Stern.

So trat auch Eduard Grimly jetzt in seine Früh­lingsstunde, als der schwarze Schleier verschwand, wie eine schattende Wolke verzieht, dis das Original deS BildeS. Donna FelicitaS, in aller Ertenschöndeil vor ihm stand. Sein.- LevenSkrait schlug stürmend über alle Ufer; er ergriff die weiße feine Hand gewaltig, und sie hoch erhebend mit seiner Linken rief er blitzenden Auges in glühender Bewegung: Ja ich bin eS, der Rächer, der freie Racker! Blut für Blut! Ader auch dann mein der Preis und das Kleinod?

Donna Fel citas senkte daS dunkle Auge; da riß er ein n Dolckberaus, und wie ein Getsterdanner zwischen die beiden Särge tretend, berührte er mit der Li prtze die Gegend der beiden erstarrten Herzen.

Ich schwöre Euch Versöhnung! sprach er mit tiefer Stimme. Sey wem Blut vergeudet! Ley mein junger Waffenruhm zertreten'. Mag ich nicht heimkcbren über die Woge in daS heilige Vaterland! Sei es, ich schwöre dennock nicht zu rasten, bis ich den Feind Eurer Geister ergriff, und er blutige Rede stand für den Frevel und Sühne gab. Und geht mern Leben unter in der Rache

_Er bog sein Knie vor der hohen Spanierin, und

drückte seine Stirn in ihr faltiges ArlaSkleid Madonna, dann ><ebt dem Tobten Eure Achtung und denkt sein, wenn Ihr an diesen Särgen opfert!

Felicitas hob den Knieenden auf, ihr Gefühl ver­sagte das Woi t. Sie zog den Vorhang von den Rah­men und zeigte den behelmten schönen Kopf eines fran­

zösisch en

sagte sie. Sinnend betrachtete es Eduard.

Ich Hobe Dich schon gesehen, hämisch lächelnd, in Schlachtzorn glühend! sagte er zu dem Bitte auf; doch umsonst mühie er sich wo und wann zu finden m seinem Gedachlinß.

Aber wird Donna Felicitas Ihr Wort nie bereuen? fragte er dann, seine Sinnen zerstreuend und sich zu ihr wendend. Nimmer! sagte die Donna ernst. Wenn des Franken blutiges Haupt am Fuße dieses Gottesvlltes ruht, bindet dieser Dianiantring wich ewig an den Racher. Bis dßhin mein Bruder! Sie zog de» Vorhang an den al.en Platz und ergriff des Rittmeisters Hand, ihn aus der Kapcll- zu führen.

So lebe denn wohl, sprach der junge Britte mit glühenden Wangen, lebe wohl tu heiliger Ort, wo meine Augen aufgliigen, mein Leben Zweck und Werth erhielt, unk zum erstenmal eine Hoffnung und eme Zukunft mir erschien. Lebe wohl, heiliger Ort; wenn dich mein Fuß w ekrr berührt, ist die Krone mein, und ich bin ein Glücklicher! Zum erstcnmale freue ich mich meiner Kraft, meiner Jugend, meiner Waffen. W<e ein gesporntes Schlachtrrß stürzte ich in de» Kampf, ein schlachtender Trabant fremder Ehre und fremden Ruhms, jezt wird meine That mein, meine Kraft schafft für mich, und das Feld des Lebens, was sich vor den erschlossenen Augen ausbreiicr, ist rein und weit und glanzend. O wie selt­sam ist der Mensch, daß er, was er nie sah zuvor, nie kannte, plöhl.ch als sem Eignes ergreift, wie ein ver­lornes, verwandtes Wese» die eben erblickte Gestalt an sein Her; preßt, und dis zum Tode festhalt.

Die Spanierin sah durchdringend, ja fast in zärt­licher Gluih dem glühenden schönen Monn ins Auge; doch wandte sie sich rasch, als jezr eine dumpfe Glocke über der Kapelle anschlug, unk führte ihn in ihr Zimmer.

E ne wunderbare Nacht folgte dem gehaltreichen Tage, eine Nacht, die Vieles zernörte, aber viel Neues erbaute. Lange noch saß Eduard neben der schönen Gräfin. Sie erzählte ihm umständlich die lange Leidens­geschichte ihrer Familie; sie erzählte, wie unter der Ty« > rannei deS fremden Herrschers ihr hochgesinnter Vater ! gekniischt, ihr ftuervsüer Bruder geiodr Harke; wie des teztern dreistes Wort, sein ewlgeS Höhnen d-e neue Re­gierung erbitterte, w-e man ihn verfolgte auf Tod und Leben, wie er fluchtig werken wußte, und Anführer eines Trupps der GuerillaS wurde, und man nichtS seitdem von ihm hörte; wie der schöne Vicomte sich in Madrid an die sanfte Schwester gedrängt und durch französische Theaierkunste das unbefangene Herz lrotz Vaterstol; und Zorn, trotz Schlvesterwariniiig umgarnt, dann sie ver­lassen und öffentlich verspottet; wie der gewaltige Don Rondrigro den elenden Verführer zum Kampf gefordert und durch die Klinge des gewandten jungen Kriegers gefallen scy, wie sie in die Hände des Sterbenden unauslöschliche Rache für sich und den Bruder geschworen hatte, geschworen, nie einem Manne ihre Hand zu geben als dem Racher des Geschlechts; wie sie sich dann mit der kranken Schwester auf dieses Landhaus zurückgezo­gen, wo Klara langsam unter Gebeten, Gewissensbis­sen und dem Grame betrogener Liede sich aufgezehrt, bi» daS Grad alle ihre Zweifel und Wunden geheilt.