für seine würdigen Verwandten nicht. Die Krankheit war undeUdar; der Kranke wußte, daß er noch einige Tage zu leben bare, unv denuzte die wenigen erträgli­chen Augenblicke, die sein Uebel ihm noch gönn», dam, seine Rechnungen herrschaftliche und eigene auf dem Bene m Ordnung zu dringen. Endlich erklärte er: er füvle, daß es wohl morgen oder übermorgen mit ihm aus scyn werde, und befavl, man solle sogleich sei­nem Freund, * * * m Stuttgart, einen Boren senden, her lbm melde: sein sterbender Freund lasse «hn drin­gend bitten, sogleich zu ibm zu ecken, weil er ihn noch Nvkbwendig sprechen müsse. Der Bote traf den Freund gerade zur Mittagszeit ,m Gakdaus zum Hirsch. Die­ser entschloß sich unicr Tbränen dem Wunsche serneS Freundes zu enisprechen, re>sie ad, und trat in tiefer Rührung an daS Sterbelager seines geliebten FreunveS. Der Sterbende verlangte, daß alle Anwesenden sich ent­fernen und ihn mir dem eben angekommcnen Freunde «llern lassen sollien. Man gehorchte. Da sprach er mit abgebrochener, kaum noch hörbarer Stimme zu seinem Freunde: Höre Lieber! ich füvle, daß es aus ist mit mir. Ich kann ab r nicht ruhig kerben, wenn nicht alle me ne Angelegenheiten in Ordnung sind. Du hast wahrscheinlich vergessen, daß ich Ende vorigen JahrS, als du bei Schwarz Waaren kauftest, fünf Kro« nentvaler für dich ausgelegi hebe; kannst du sie mir nicht jezt wieder geben? Der Freund, dessen Thrä- nenquell während dieser Neoe wieder versiegte, erinnerte sich des Anlebens, gestand aber, daß er, eilig von Stutt­gart abgereist, um ihn noch zu sprechen, sich nicht Zeit genommen, in seine Wohnung zu gehen, und Geld m>t- zunedmen. Jndeß versprach er ihm dwse Kleinigke t so­gleich nach seiner Rückkunft zu senden. Ach! wer weiß, ob ich dann noch lebe! stöhnte sezt der Schwindsüchtige. Du bist ja hier bekannt, und irgend jemand, vielleicht Pfarrer * * * wird dir das Geld leihen. Du beruhigst dadurch deinen sterbenden Freund. Dieser eilie zu dem würdigen Geistlichen, er­hielt die fünf Kronentdaler, brachte solche dem Kranken, und leg e sie, auf dessen Verlangen, zu emem Haufen Geld von etwa 2500 Gulden, welche jener in wenigen Iavren zusammengewucheri hatte, unv die er jezt nicht etwa seine» Geschwistern, kenn sie waren ihm vorausgegan. gen, auch nicht seiner Frau, denn er batte keine, son- ! dern wodlba enden Verwandten binicrlassen mußte,! die längst wegen seines schmutzigen Geizes mit ihm zer­fallen waren und von ihm selbst mehr gehaßt als geliebt wurden. Also blos sehen muß» er noch die fünf Kronenthaler und sie seinem Schatze beigelegt wissen, um ruhig aus diesem Leben in jenes hinüber zu gehen, wo keine Scheidemünze mehr gilt. Ist nicht der Geiz eine bemitleidenSwürdige Leidenschaft?

Za Rottweil wurde am 10. dieses die wegen Kindsmorts angeklagte Marie Schmid von Rohrtorf in geheimer Verhandlung von den Geschworenen für Nichtschuldig erkannt. Dagegen wurde Gokif. Deutscdle von Sulzau, O -A Horb, des Mordes angeklagt von den Geschwornen für Schuldig gesprochen und von dem Schwur- gerichtshos zu leben-länglicher Zuchthausstrafe verurtbeilt.

Bibrrach, 4. Juli. Wenn irgend, so zeigte sich in diesen Tagen, wie gut daS Inst tut der Schwurge-! richte gegenüber dem ehemaligen Gerichtsverfahren ist.

Der Fall, der kürzlich hier verhandelt wurde, ist einer der düstersten, der je vor württembergischen Geschivorn,,, war, reich an psyckrolog schen Räthseln und von erschüt­terndem unvergeßi wem Eindruck für olle Anwesenden.

Auf der Anklagebank saß Therese Weiß Haupt von Bernried, O. A. Trttnang, ein schönes Märchen von 28 Jahren, mit glanzend dunklem und dichtem Haar, rochen Wangen und üpp gen schönen Körperformen. Unter schön gewölbten Augenbraunen glänzte ein dunkles Auge.

Wer hätte aus tiefem Gesicht die Scheußlichkeit solcher Verbrechen herausgelesen! Therese galt allezeit als ein j Muster von Zucht und Sittlichkeit, und war auch mit j ihrer Dienstherrschaft im besten Vernehmen. AlS ihr s

Dienstherr, der Müller Steid zu Föhlschmttken bei Wan. ,

gen lm Allgäu, im Jahr >848 starb, lezte dessen Wittwe, § in der ganzen Umgegend unter dem Namen Mühlemamme < bekannt, ihr ganzes Vertrauen aus Therese und überließ , ihr die ganze Wirthschafisführung. Die Mühlemamme z aber verabscheu» mchls so sehr als geschlechtliche Gerir- s rungen und dingte alle Jahre Jemanken, der für sie stellvertretend nach Maria Einsicdeln zum wunkcrlhöti« gen MuttergotkeSbilde gehen und beten mußte, daß eS alle ihre Hausleuie vor den Sünden der Sinnlichkeit *

behüle. Dieß Alles hals nichrS. Im Eegentheil gerade S

fing jezt die Therese Weißhaupt ein lockeres Leben an ^

und ließ sich mit mehreren jungen Burschen ein, bis sie *

sich endlich schwanger füblte. Sechs Monate lang wußte ^

sie ihren Zustand zu verheimlichen. Zu erwarten stand, "

daß ihre Dicnstfrau, sobald sie davon erfuhr, sie nicht ^

nur teS Dienstes entlassen, sondern ihr auch die in AuS- ^

sicht gestellten Vermächtnisse wieder entziehen würde. Da erkrankte tie Mühlemamme plötzlich Ende Februar 1851, und wenn sie auch drs zum IO. März genaß, so stellte sich ihr Unwoblseyn nach Genuß des Morgenkaffees, ni

wahrend Therese in der Kirche war, wieder ein. AuS hi

der Kirche zuruckgekehrt, redet ihr die Magd zu, noch w

eine Tasse zu trinken, es würb' ihr dann besser werden. fe

Statt dessen folgte Erbrechen. Die Kranke fühlte ihr Ende herveinahen, verlang» die lezte Oelung und sezte A

dann »hr Testament auf, worin sie noch die Magd de- F

dach». Als sie am 15. in den lezten Zügen lag, rief ch

Therese ihr noch ins Ohr, ob sie auch den Beistand der P

MuttergoitcS und der He ligen angestehk habe. Die hc

Mühlemamme nickte und starb. Am 17. Marz wurde F

Ne begraben. Therese fuhr nach Bernried zu ihrem ke

Bruder, wo sie sich aufhielt und am 14. Juni ein Mad- fa

chen gebar, das jedoch nach acht Tagen schon wieder so

starb. Bald darauf kam der Verdacht auf. daß sie sich A

mancherlei Veruntreuungen dar» zu Schulten kommen lassen, waS turch eine gerichtliche Haussuchung sich de- de

stätig». Nun kam der plötzliche Tod ihrer Dienstfrau in

den Leuten wieder ins Gcdächlmß, vas Gerücht wuchs, fei

bis endlich die am 17. Marz begrabene Leiche der ße

Wittwe Steib am 5. November ausgegraden und secirt la^

wurde. Der weiße Arsenik, den man in ihrem Leichnam Ti

fand, bestätigte das Gerücht. Bei der Angeklagten aber Si

fand man ein leeres Schachtelchen, angeblich für Putz» Tj

pulver bestimmt, allein es war noch Stand genug darin, rie

um als Arsenik erkannt zu werken. Nun sollte daS N.

Schächtelchen der Wittwe Steid gehört haben. Darauf zei

hol» man eine weitere Zeugin aus dem Grabe. Man vo

grub das am 24. Juni begrabene Kiny der Therese am un