die 1SM, wenn er vötl Fraüeitjlmmern sprach, nicht eigen wir, über die Liebenswürdigkeit der unbekannten Blondine sprach.
Ich h ib es nicht für möglich gehalten, rief er, daß so wunderbarer Reiz, wie wir ihn nur überirdischen Wesen in unserer Einbilvungskrafk verleihen, in menschlicher Gestatt wirklich erscheinen könne. Ihr Gehen war Schweben; ivr Bewegen unaussprechliches Euischmeicheln, ich möchte sagen, Musik für Augen; ihre Stimme nicht Ton, den das Obr vernimmt, sondern Klang, weicher durch unser Inneres, wie aus Traumen, ziciert; hr Antlitz das Antlitz eines kindlichen, in Andacht und Entzücken schwebenden Seraphs; ihr Blick ein gütiges, be- mulhiges Lächeln voll überirdischen Lichtes.
Mit einem Worl, unterbiach ihn Vater Wilmson lachend, ein himmlisches Luftbild von Sonnengolv und Abenbrotb.
Fast hätt ichs glauben mögen ! antwortete Fritz ganz ernsthaft: Denn sehen Sie, in ihrem Gesichte war eine gewisse Klarheit, ein gewisses Durchsichtiges, ein . . es läßt sich nicht mit Worten deuten, nicht mit Farben wiederspiegeln. Ich werbe dieses Gesicht, diese Gestalt, so lange ich em Gedächtmß habe, nie vergessen.
Frau von Moos, die schon ein Planchen für Fritz entworfen balle, auf ihrem Landgut am Bodensee wohnte eine Verwaiidiin ihres verstorbenen Mannes, ein junges Mädchen, das ihr lieb war, machte sauersüße Miene und sagte: Fritz, deine künftige Frau wird aus keinen Fall mit deinem Gedächtnisse zufrieden seyn.
Ist dein Seraph nicht schon wieder in den Wolken- biinmcl zurück, sagte der Vater, so muß er dir und m.r noch einmal erscheinen. Ich lasse Tuch und Meerschauni- pftlsenkops ausrufen, auskrommeln, in vre Zeitungen letzen, in die Berliner, in die Hamburger; lasse Z-ttel an die Straßenecken kleben, sogar an d-e Kirchen huren.
Unicr diesen Gesprächen, die mannigfaltig wechselten unv von Zeit zu Zeir durch bas Gesinde unterbrochen wurden, welches mit Fragen wegen der Anordnungen zum ieste kam, waro es neun Uvr. Herr Wttin- son unv sein Sohn machten sich auf, um vor bcmGast- madle dem Kommandanten den verlangten Besuch abzustatten. Sre gingen schweigend neben einander durch die Siratzen, jeder eigenen Gedanken nachhängend. Dei selbe Offizier, welcher gestern den Befehl überbrachi Hane, stanv vor der Tbure des Kommandamenhauses. Er führte die Aukö-nm.inge eine breite Treppe hinaus in einen.geräumigen unv prachtvollen Saal. Bor der Gaalpforte standen zwei Grenaoiere mit zugespizien Mützen unv schwarzgewichstem Knebelbart. Im «aale gingen Offiziere von verschiedenen Regimentern aus und ab, ohne d:e Hereiinreienden, welche sich schüchtern und ehrfurchtsvoll verneigken, eines Blickes zu würdigen.
Nach einer Weile trat aus gegengesezicr Thür ein Gardeofsizier unv rief in den Saal hinein: Ob rer Kaufmann da ist, und sein Sobn? — Herr Wilmson und sein Sohn stellten sich dem Rufenden sogleich bar. Nur mir nach! ries der Gardeo'sizier, und sie folgten ihm in ein anstoßendes kl-ineS Zimmer. Hier wartet, dis Ihr geruken werdet! sagte er, entfernte sich durch eine andere Thür, kam nach einer Minute zurück und rief: Er da, der Alle, geht zuerst hinein. Der Junge wartet noch. Damit führte er Herr Wilmson in das Zimmer, wo er ihn vermuthlich erst gemeldet hatte.
Fritz vergaß in diesem Augenblicke seiner schönen Unbekannten, und hing neugierigen Fragen nach, warum er mit seinem Vater hierher bescbieden scy. Ein Kammerdiener oder dergleichen, dessen Nocknäbte und Rocktaschen alle mit breiten Goldtressen bedeckt waren, daß man zwilchen der Treffenmenge kaum das Tuch des Kleides erblickte, stand, mit dem Rücken gegen ihn gekehrt, am Fenster. Als sich dieser nach einer Weile gäbnen» umvrevte, fuhr er zurück und murmelte durch die Zahne: El verteufelt! Ist Er's?
Der junge Wilmson war nicht minder betroffen. Denn er erblickte in dem Murmelnden den wohlbekannten Zeisig von gestern, dessen dickgeschwollene Nase noch een untüglrchcs Denkmahl von Fritzens zu Tage gelegter Manneskraft geblieben. Der Zeisig maß ihn nni giftigen und stolzen Blicken vom Wirbel bis zur Sohle, trat endlich vor ihn, stierte >bm fest in bie Augen unv sagte haidleise zwischen den Zäbnen: Ist Er nicht der Schlingel, der sich gestern umerstand . . .
Fritz trat zurück mit funkelnde,n Blicke und sagte: Herr, uv bitte, keine Pöbelbaftigkeit, oder ich färbe Sie noch einmal roib, trotz dem Treffenrock!
Der Zeisig zog sich ein wenig zurück und lächelte ihn höhnisch an. Der junge Wilmson wandte ibm den Rücken und ging zum Fenster. In dem Augenblick sudr ein Reisewagen durch, auf der Straße unten; mehrere Frauenzimmer saßen darinnen beisammen. Eins derselben sah mit dem Gesicht gegen das Haus herauf. O Himmel, es war die Schöne in der Trauer! — Fritz riß hastig das Fenster aus, ihr nachzusehen. Sie lebnie sich aus dem Kuischenschlag, und schien unverwandt nach ihm zu blicken, bis der Wagen sich um eine Ecke bog. Himmel! seufzte Fritz: S:e ist'ö! Unv ich muß vier sehn! — Nasch zu seinem Feinde gewandt, sagte er Eben fävrt die junge Dame fort!
Welche Dame? murrte der Kammerdiener.
Die Sie gestern beraubie» im Gedränge.
Einfaltspinsel, ich berauben? Einen Scherz trieb ich, und nichts wester. Sie kennt mich wohl. Aber der Piciien'opf ....
Fr.tz trat einen Schritt näher, vergaß allen Zorn und faßte ibn bei der Hand: Wie, mein Herr, also See kennen sie?
Allerdings. Aber bleiben Sie mir vom Leibe und Ihnen Sw nicht so gemein mit mir. Und der Pseifcn- kops
Der junge Wilmson hätte jezt um Alles in der Welt gern Frieden und Freundschaft mit se nein Gegner geschlossen. Er war un Begriff, das unglückliche Miß- verstäudniß von gestern zu bereuen und wegen des Handels um Verzeihung zu bitten. Da ging die Thüre aui, und sein Vater kam zurück.
Ich will nicht auf dich warten, flüsterte Wilmson seinem Sohne im Vorbeigehen zu, ich bin zu Hause nöthig. Komm mir bald nach, so balo du abgefertiget bist.
Warum find wir vorderufen? fragte Fritz.
Still, Fritz, der König selbst ist im Zimmer! er- wiederte Herr Wilmson: Ich weiß noch nicht, was ich eigemlich hier sollte.
(Fortsetzung folgt.)