bald nach der Mittagsstunde Alles, ihn zu seden, in Bewegung. was irgend Werkstätte, Laden. Schreibstube, P^tziimmer, Küche, Keller u. s. n». verlassen konnie. Denn crnen König, und dazu noch >bren eigenen König, mit leiblichen Augen zu sehen oder wievcrzusevcn, war für die Magdeburger kein geringe- Fest. Jeder bildete sich auf d e Evrc nicht wenig ein, und ward noch Jadr und Tag nachher um einen Zoll größer, wenn er davon sprechen oder wohl gar Nebcnumstände erzählen konnie, h>e er beim Anblick des Königs wabrgenommcn; zum Beispiel, wie derselbe nachdcnkend gewesen sey, oder mit wem er eben gesprochen, oder wie er ausgespuckc, oder wie er beim Grüßen den Hut angegriff.» babe. Da­mals galt ein Monarch noch für ein Wesen höherer Natur, wie ein Erdssaitdalter res ew gen Schicksals, wie eine Nationalgolthkit in wirklicher Menschengestalt. Noch wagte Niemand, die Göttlichkeit eines grkiönicn Haup­tes zu bezweifeln, alS e»va der Kammerdiener, Edel­knabe, Leiddusar, Hormetrkus, oder wer sonst mit den menschlichen Schwachheiten der Poienkaren in unmittel­bare Berührung geratben war.

Wie Bäche ustv Ncbenstusse idre unruhigen Wellen in das weue Wogengebrause euies Hauptstroms ergie­ßen, so spiden sejt die engen, zavkreichen Herlengassen ihre Bevölkerung, bald zu e-nzelnen Schwärmen, bald zu langen Zugen, in die beleb,e Haupistraße der Stadt, -cher breite Weg genannt. Diese Straße, von unregel­mäßiger Bauart Und ungleicher Breite, mit alten und neuen, Hoden und niedrigen Gebäuden und Kirchen de- sczt, erstreckt sich in einigen Krümmungen über eine Bierlelstunde lang von einem Tstor ,um andern. Ueberall sah man dre Fenster in sämnuuchen Swckwerken mir neugierigen Zaschauern erfüllt, denen baS Menschenge- wrmmel drunien einen nicht minder ergötzlichen Anblick gewährte, ats ste seibrr dielen hinwieder einen reichen Livff zur Verwunderung oder zu scherzdasicu Bemer­kungen oder neugierigen Forschungen boten

Je näher der Augenblick trat, da der König er­scheinen sollte, se mehr vermmverie sich das anfangs rege Durchenianterrrren der Menschenmenge. Das un­förmliche Gewirre «rennte sich zu beiden Heuen des dretten Weges, und das Vrelbewegllchie erstarrte zu einzelnen festen Volkshausen, oder Gruppen, se nachdem man sich, durch Zufall mir Freunden oder Fremden zu- saminengestellk, aus einem vortdtllbatlen Platze befand.

In einem dieser Hausen, der sich Kops über Kops ampdllhealrailsch aus den liegenden und stehenden, be­hauenen und unbehauenen Sandstemblatien, auf Gestel­len, Brettergerüsten und dreiternem Obkache der Siein- mrtzen vor der Er. Katbarinenkuchr emporgeschichtet hatte, herrschte gaoz besondere Lebhaftigkeit. Denn e>n beträchiltcher Tbrtt der lieben Schuljugend batte sich hier der Anhöhen bemächtigt, und med da, zur erlaubten Grmüihrcrgötzung, ihre Kurzweil; stieß bald den Einen, bald den Ander», der sich sicher wähnte» vom Sleingr- Kell hinab >n den dicken Volkshausen, oder sie glitt in Masse, schiriend und prasselnd, von der schlüpfrigen Brenervecke der Steindükir zur Erde nieder, wie beim Tbauwetter im Winter die Echneclagen erneö schroffes Hausraches.

Alle Weiter! schrie mi Haufen ein schnurrbärtiger Invalide» rndcm er den knoii-en Krückenstock schwang, her j» seinem hölzernen Bein die Stelle eines dritten

oder H:lf FußeS vertrat: Führt die Teufelsbrut dahin» ien nicht ein Weirn, alS stürzien uns die zwei schwar­zen Thürme der Kaibar:nenkirche über den Kopf zusam­men? Haltet euch still, ,hr Speckhusarcn, oder ich hau' euch zusammen, daß die Stücke davon fliegen!

Die Buben verlängerten alle voll edler Wißbe- qierde die Hälse, um vcn Schlund zu erblicken, aut welchem die furchtbare Stimme hervoreonnerte. Einigt baiten gute Lust, zu kichern und den ungebetenen Z»ch>- mcifler zu necken, nach ibrer Weise; aber den meiste» verging doch die Begierde dem Anblick des gewaltige» Kno'enstocks und des erschrecklichen Bärengenchis. Da< war ein Kopf, zwischen zwei breiten Schultern, der auch handfestere Gegner erschrecken konnie. Ein starkknochi­ges, braunes Gefickt, mit großer, spHiger Habichtsnase, wandte sich in drohendem Stolz bald rechts bald linke. Ein grauschwarzer Schnurrbart bing über und settwärX dem Munde, und zwei schwarze Augen blizten fürchter­lich binter übcrhangcndcn eisgrauen Augenbraunen her­vor, wie die stechende, Sonnenstrahlen zwilchen pechsar- deneii Gewitterwolken.

Aber aus den Augen, auS dem Sinn. Kaum hallt der Invalide s> in ZchreckenSanilitz wieder von der lcichl- ^ fertigen Jagend weggewanbt, um einem ihm wvdlbekann- ten allen reiche» Herrn zu winken, der von der Schrol- Dörfer Gaffe daher über den dretten Weg mit feierliche»

! Schritten kam, Hoden d e Baven hinter ihm da- Spiel von neuem an. Erst sangen einige der murbigsten UN- rer rdnen daS lustige WortSpeckbusar" mtt leiser ! St mme, dann mebiere, kann alle, und immer lauter, zulezt recht laktrichkig mit kräftigstem Geschrei, j Daß euch alle Donner, Wetter und Hagel in die i Schelmenrachen fa ,ren! brüllie plötzlich der Invalide, i schnell umgesedwenkl mit emporE-egendem Knoienstockc. Und jählings stob die Schaar rer Buden von Steinen, Gestellen und Breuer» weit aas einander nach alle» i Weligegenden, wie ein Schwarm Spatzen im Herbst, ! wenn ein S '^ß nier sie fallt. Der Jusaiidc aber fii' lie einen lrisen Druck auk seine Pelzkappe von hinttn der. Es war der alic reiche Herr, der wegen seiner außeroidenlicheii Lange, rrne die Tanne über dem Un< «eroolze, zwischen allen zufälligen Nackoarn und Nach­barinnen hervor, aglr, und seinen Arm über die Köpft der Umgebung zum Invaliden gesteck- hielt.

lFortsrpung folgt')

Mein Grundsatz.

Wehl stnzen die Dichtet von Liebt,

Längst bi» ich vorüber hinaus,

Belächle die göttlichen Triebe Und lebe in Saus und in Braus.

Ich sttz' in dem Wj-tbehau- und trinke Behagliw das schäumende Bier,

Im fröhlichen Kreise und winke:

Gleich wieder frisch eingeschenkt mir!

Es schwärmen die Mädchen wohl schmachtexd Voll Sehnsucht um Jeden herum,

Ich gehe rorstber, nicht achtend Und scheere den Kukuk mich drum.

Ich liebe die ruhigste Lage,

Fern bleiben mir Sehnsucht und Schmerz,

Ich kenne nicht girrend« Klage,

Nach Braunbier nur sehnt sich mein Herz.

Frredr. St ein len.