ihm einrr seiner Schuhe, und zu des unvorsichtigen Vkei- senden Entsetzen rollten eine Menge Realen und fran­zösische Silbermünzen daraus hervor. Beim Anblick dieses Unfalls, der ihre Beute vermehrte, und der Zam- mermienen deS armen Don, brachen die Karlisten in schallendes Gelachter aus, daS die Felscmvände des ein- samen Defilees weniger beunruhigte, als die Herzen der andern Reisenden, die bei dieser zweideutigen Fröhlich­keit vor Schrecken erzitterten.

Zieht diesem Plattfuß Schuhe und Strümpfe aus,! Entkleidet ihn bis aufs Hemd! bis auf die Haut! Er­brecht seine Kinnbacken! Schlitzt ihm den Bauch auf! turchstöbert die Eingeweide dieses unsäglichen Schlau- kepfs! rief der Kommandeur.

Der Arme fiel auf die Kniee.

Jesus, wein Heiland, gedenedeiete Mutter der Gna­den! Gestrenger Herr Karl st, seid barmherzig! WaS nuft Euch mein Leben oder Tot? Ich bin rin Nichts, und ob ich lebe oder tvdt bin, st dasselbe für di« Welt, nur nicht für mich.

El Contrabandista durchlaS jezt den Paß des wim­mernden Don Cipriano, der als Barbier und Haarkünst­ler aufgeführt war.

Hast Du nicht die Hunde von Christinos und Libe­ralen frisirt, ihren hufeisenförmigen Schandbare gepflegt, he! fragte der Anführer der Truppe, indem er den Haar­künstler scherzhaft, doch auf eine Weise, daß dieser ent­setzliche Grimassen schnitt, am Barte zupfte.

Ach! erwiekerte der Don, meine geringe Baarschaft bezeugt deutlich, wie müßig mein Scheermesser und Haar- kämm blieben; jenes Geld war meine ganze Habe!

Nun, so fordere Almosen; Deine Figur und Miene werden Dich dabei vortrefflich unterstützen, sagte der Chef. Fort, mach Deinem Nebenmann Platz.

Was ist das? schrie El Contrabandista, dlutroth vor Zorn, den Paß von Don C-prianos Nachbar lesend: Martine;, Oberst! ein Oberst der christmischen Armee!

Ein halb Dutzend Karlisten ergriffen Martine; am Kragen.

Sackte, sachte, Cabelleros, rief der Kondukteur; dieser Mann hat nie nals diese Hobe Charge bekleidet, noch überhaupt die Waffen gegen Euch erhoben, wie sein Paß und seine Kleidung es bezeugen. Haben Sie nur die Güte, weiter zu lesen, und Sie werken finden, daß er ein Pachter aus der Umgegend von Madrid ist.

Du kannst Dich setzen, sagte Cl Contrabandista, finster; indeß will ich Dir rathcn, leg den Namen ab, er könnte Dir Unglück bringen.

Es ist an Ihnen, Scnorra!

Die zweite Dame, die in der Diligence sich befand, überreich'» ihre Papiere mit zitternder Hand.

Donna Theresa C., Gemahlin des Don Antonia C, Chefs der Naiivnalgarde von Eegovien. Das Weib eines Berräthcrs, den ich augenblicklich erschießen lassen würde, wäre er hier! Tdut nichts! Sennvra, S»e werden für ihn sterben! Erschießt sie!

Ein Schrei des Entsetzens ward ringsum gehört; der Kondukteur und die Reisenden, ihre eigene gefährliche Lage vergessend, wandten sich für die Dame auS Eego­vien flehend an den Chef.

Eine Frau! ach. Ihr könnt nicht so grausam seyn, und Eure Hände mit dem Blute eines WeibeS beflecken, das allen Beziehungen zum Kriege so fern steht!

Und Ihr, habt Ihr anders gehandelt? habt Ihr Milde geübt? Wart Ihr «s nicht, die in diesem Kriege zuerst das tödtliche Blei in einer Spanierin Brust gejagt! Habt Ihr nicht Cadreras Mutter gemeuchelmordet?

O, Sennor Kommandeur, er hat sie furchtbar ge- rächt!

El Contrabandista galt für den einzigen Offizier in Merinos Bande, der noch zuweilen sein Herz von Mit­leid bewegen ließ, und als sein Zorn sich etwas gelegt, verzichtete er auf den Tod der Donna Theresa.

In diesem Augenblicke hörte man aus einem unweit liegenden Dorfe eine Glocke das Mittags-Angelus läuten, und mitten in diesem Chaos von bittenden, schwörenden, drohenden Stimmen wurde der Schall schnell aufgefaßt, Die Karlisten entblößten das Haupt, die Reisenden war­fen sich auf die Kniee, und Alle bekreuzten sich. Mit rauher Stimme sagte El Contrabandista den Enzelsgruß her, und dreimal wiederholten die Uebngen den herrlich schönen Engelsgruß. Alle Feindschaft hakte plötzlich auf- gehört; man sah weder EhristinoS noch Karlisten, weder Banditen noch Ueberfallene, sie waren alle Spanier.

(Schluß folgt.)

Eine Stimme der Zeit.

Nehm' ich ein ZeiiungSblatt zu Hauben Un» les' die traurigen Bericht', ,

Wie überall die Noth vorhanden Und Bahn im Vaterland sich bricht,

Dan» senkt mein Blick sich traurig nieder,

Dann fühtt mein Geist wohl selbst die Noth,

Und spricht beseelt für seine Brüder:

Gebt Arbeit nur, dann gebt Ihr Brod!

Es stehn' Vereine auf im Lande,

Zn helfen, wo'S an Hilf gebricht

Und selbst vom hoh'n und höchüein Stande

Säumt man mit guten Thaten nicht.

Doch wer vermag den Schmerz zu stillen,

Der Herzen überall b'droht?

Nur durch Geschäft wird er erquillen:

Gebt Arbeit nur, so gebt Ihr Brod!

Laßt nicht die Kapitale liege»,

Ihr Reichen, die Ihr sie bcsizt.

Laßt nicht den Lebensquell versiegen.

Der Tausende vor Hunger schüzl.

Dan» wird manch Herz für Euch erwärmen, Wenn Ihr treu übt das Wich,gebot:

Drum habt Erbarmen, habt Erbarmen Gebt Arbeit nur, so gebt Ihr Brod!

Wohl sind die mannigfachen Gab.n,

Die Ihr jezi bietet, da n fei, S w er t h;

Doch sollen sie auch Nachhall haben,

So gebt auch, was der Fleiß begehrt.

Und dieser bittet nicht Almosen,

Selbst wenn ihn düstre Sorg' bedroht.

Sein Ruf tönt bei der Zeiten Tosen:

Gebt Arbjeit nur, so gebt Ihr Brod!

Wohlan, Ihr Mächtigen der Erde.

Wohlan, Ihr Reichen dieser Welt.

Streut Samen aus für eine Heerde Der S hie und da an Arbeit fehlt Dann werdet Segen Ihr gewinnen,

Dann lichtet Ihr die Zeit der Noth,

Dann wird die Danlesthrän' Euch rinnen. Gebt Arbeit nur, so gebt Ihr Brod!

Bis zu der Erudie isi'S »och lange,

Und Niemand weiß, wie sie fällt au» !

Und doch schlägt Tausenden so bange!

Das Herz, erfüllt mit stillem «rauß '

Drum hört den Ruf, der laut erschallet Bis naht ein licht'reS Morgenroth,

Und helft, damit Ihr Gott geiallen - Geht Arbeit nur, so gebt Ihr Brod