nd vor Kurzem in Paris ein Geschäft gekauft. Der Polizei-Kommissär nahm ein Protokoll über ven seltenen Fall unwissenll>a>«r Bigamie auf und überschickle dasselbe dem Prokuralor der Republik.

WennS so fort geht, so mag in hundert Jahren die Sonne scheinen, wohin sie will, Schwielen sieht sie nicht mehr an deit Hand n, die Hände brauch« man nur, um sie in die Tasche zu stecken uns zum Essen und Trmken. Alle Handarbeit bat dann aufgehört und ist von Ma­schinen crsezt. So »räumt man in Amerika, seitdem neben den unzähligen Maschinen auch eine Karioffclaus- nebme - Maschine auf den Feldern arbeitet. Sie wirb von Pferden den Reiben enilang gezogen, nimmt die Kartoffeln auf, reinigt sie von der Erde und ladet sie selber aus den Karren. Der Bauer spaziert daneben die Hände in den Taschen und pfeift ein Morgenlied.

Der Geldkurs «st seit langer Zeit immer derselbe: Louisd'or 9fl. 3738kr.; KriedrichSd'or 9 fl. 57'/,kr.; holländische kO-Guldenstücke 9 fl. 4950 kr.; Ranotu- taten 5 fl. 36-37 kr.

Die Bettlerin.

(Fortsetzung. -

Die Bettlerin fuhr fort mit ihrer Erzählung: Nun ja, durch die Well bin ich gekommen, Härte auch wohl ehrlich durckkommen können, werke auch sicherlich bald auS ihr hinaus kommen; aber woh n? Das ist es, waS mich quält und ängstigt; dieser Gedanke war eS, ter mich selbst in meinem Wahnsinne nie verließ. M ine Mutter war eine eifrige Theaierdesucheri», und weckte bald auch in mir eine beiße Leidenschaft für dieses Ler- gnügen, der mein Barer um so lieber w>Usahrle, als er meinte, mein musikalisches Gehör werte dadurch gebil­det, während meine Müller vehaupkcte, nur dort könne man Anstand und Tournüre erlangen. Seit meinem fünfzehnten Jahre besuchte ich regelmäßig dir Wo-Ve zwei- bis dreimal die Oper und daS Schauspiel; dane­ben sog mein Geist eine verderbliche Nahrung aus Ro­manen, die ich zu Dutzenden verschlang, da mir in der Wirtschaft nichts zugemulhet und aufgelragen ward. Ein junger Kaufmann, der, als e,n emsenner Verwand- ler, in uliserem Hause Zutritt hurte, machte sichs zum Geschäft, mich immer mit dem Neuesten in diesem Zweigt der Literatur zu versorgen; er war selbst eine Art Schön­geist und deschaftighe stch mit der Dichlkunst; bald gal­ten seine feurigsten Lieder mir, und ich ließ ihn nicht sänge harren und werden; meine Eltern hatte» gegen unsere Verbindung mchrtz einzuwenten; ich ward seine Braui und schwärmte von einem unvergänglichen Glücke, da ja unsere Neigungen und Gefühle so vollkommen harmon-rien. Mein Bräutigam war Mitglied, und zwar dirigirendes Mitglied eines Liedhabertheaicrs, junge Leute aus dem Mittelstände pflegten sich zur Aufführung von Lust- und Schauspielen, ja selbst von kleinen, leichicn Opern alle 4 6 Wochen zusammenzufinden, und selbst aus den yöhern Skändey fanden sich dann ösierS Zu schauer ein. Bald führte er auch mich, um mit mir zu glänzen, in diesen Kreis ein, und ich ward daselbst, vielfach gefeiert und mußte selbst an den Aufführungen Thril nehmen. Der Beifall, der m,r ward, schmeichelte

meinem Bräutigam, um mein Talent auszubilden, lieg er mir Deklamarionsunterrichk von einem berühmten Schauspeler des kurfürstlichen Theaters erthcile». Ich schwamm in Wonne und Enr.ücken, das seinen Höhe- punkl erreichte, als ich in einem, von meinem Bräuti. gam selbst verfaßten Schauspiel, dessen Hauplrolle er für mich ausdrücklich geschrieben, einen ungclheilken App­laus errang. Ach, ich sollte ihn tbeuer bezahlen! Un- ier den Zuschauern befand sich c n junger Edelmann, der eme militärische Coa ge bekleidete und bei Hofe wohl angeschriebcn war. Er bewarb sich sehr angele­gentlich um meines Bräutigams Bekanntschaft, und zwar hakte cs mit dieser Herablassung seine besondere Be, wandrniß. Ler junge Edelmann hatte einen reichen On- kel, dessen Erbe er einst zu werden hoffte, und dem er daher alle mögliche Aufmerksamkeit erw-cs. Eben jka- mals hatte er sich in den Kopf gesetzt, diesem Onkel zu Ehren ein Schausp el, das er selbst verfaßt, aufführen zu lassen, und lag nun meinem Bräutigam an, doch mit seinen Freunden zu dieser Auffahrung behulffch zu scyn und das Personal wie die Garderobe unseres Lied- haoerlheaterS zu seiner Verfügung zu stellen, indem er versprach, eine ziemlich ansehnliche Summe zu unserer Gesellschaft zu steuern. Gern gierigen die Mitglieder darauf ein; die Rollen wurden verlheilt, und mir fiel d>e Hauptrolle zu: als eine Bettlerin mit einem kleinem Kinde sollte ich aufireten und mehrere kleine Arien, welche ter Edelmann, c>» Dilettant in der Musik, selbst kvmpomrt, vortragen; unter ihnen war die. welche mir auch in meinem Wahnsinne n-chk auS dem Gedächtnisse entschwindet und die Sie mich gewiß schon öfters haben singe» höre». Die Proben gaben dem Offizier Gelegen­heit, manchmal in unser Haus zu kommen, um mir im Einüben deljustehen. Er war ein feiner, gewandter Mann, und gab sich alle Muhe, mir zu gefallen. Der Tag der Ausführung kam herbei, namentlich mit dieser Arle erntete ich den allgemeinsten Be fall; ach Gott, wer hatte gedacht, daß sie eine Weissagung meiner Zu­kunft enthielt! Der junge Edelmann besuchte feil dieser Zeit unser Haus sehr oft; er war fast ein täglicher Gast ,n unser» Adendgesellschafttn, gieng mir auch in das Thearer nach und ließ sich sogar unter die Mitglieder des LledhadenheatcrS aufnehmen. Seme Liebe zu mir legte er mit der ganze» Leichifertigkeir, die ihm eigen war, die ich aber freilich für adeliges Benehmen hielt, unverholcn an den Tag. Meine Mutter war ganz glücklich in dem Gedanken, einen so vornehmen Schwie­gersohn zu erhalten; sie selbst wußte es dahin zu brin­ge», baß mein Bräutigam, deS eitel» Wesens über, drüsslg, mir aufsagie, und zog den Offisier sichtlich de-^ ran. Dieser verlobte sich wirklich mit mir- und machte mir und meiner Mutier den Antrag einer heimlichen Trauung, da seine Verwandten, namentlich sein adel»

^ stolzer Onkel, in eine öffnlliche nie willigen würden, und er leicht der Erbscha k verlustig gehen könnie. Dazu wäre »un freilich mein Later nie zu bewegen gewesen: meine Mutter wagte gar nichi, ihm ein solches Anerbie­ten nur mttzutdeilen; denn der aller seiner Schwache war er ein biederer, derber Charakter, der von der Linie' der Pflicht uno her Ehrbarkeit keines Haares Breite abwich und hieß auch nie von einem K.nde würde ge- duldet haben.

(Fortsetzung felgt.)